Pendragon - Der Anfang
brauchen die Leute hier immer. Und wir bleiben wachsam. Je mehr du über ein Territorium weißt, umso größer ist die Chance, der Bevölkerung helfen zu können. So habe ich es auch in Denduron gemacht.«
»Und wann sagen wir Spader, dass er ein Reisender ist?«, wollte ich wissen.
»Sobald wir müssen«, lautete die Antwort.
On kel Press beschleu nigte sei ne Schritte, und ich gab mir Mühe, nicht zurückzufallen. Auf einmal schien er es eilig zu haben.
»Wohin gehen wir jetzt?«
»Du hast doch gehört, was Spader gesagt hat!« Er klang richtig enthusiastisch. »Sniggers bei Grolo – auf seine Rechnung. So ein Angebot darf man sich nicht entgehen lassen.«
Sniggers bei Grolo. Ich ging davon aus, dass das etwas Gutes war.
Wir schlenderten zur entgegengesetzten Seite des Habitats, wo die Saisonarbeiter lebten. Aus der Nähe betrachtet sahen die Unterkünfte wie kleine Apartments aus. Nichts Besonderes, aber eigentlich ganz nett. Vor den Häusern saßen Männer und Frauen; einige lasen, andere spielten mit ihren Kindern. Zwei Jungen beschäftigten sich mit ei nem gebogenen Rohr, das wie ein Bu merang aussah. Ich beobachtete, wie sie es weit von sich warfen. Das Ding be schrieb ei nen Bogen, um dann wieder in den Händen des Werfers zu landen. Es sah also nicht nur aus wie ein Bu merang …
Alle Menschen trugen die gleiche leichte, bunte Kleidung wie Onkel Press und ich. Wir fielen nicht auf. Viele Leute lächelten uns an und wink ten, als wir vorübergin gen. On kel Press erwiderte jeden einzelnen Gruß, und ich folgte seinem Beispiel. Die Cloraner kannten uns nicht, was ihnen aber egal zu sein schien. Sie wirkten überaus freundlich, das gefiel mir.
Nachdem wir mehr als ei nen Ki lometer zu rückgelegt hatten, erreichten wir weitere Gebäude. Ich musste nicht fragen, wozu sie dienten. Wir standen vor dem Mini-Einkaufszentrum von Grallion. Es gab ein Bekleidungsgeschäft und einen Friseur. Neben einer kleinen Bücherei befand sich ein Lebensmittelgeschäft und daneben ein Laden, in dem es von Werk zeugen über Spielsachen bis hin zu Kochtöpfen alles zu kaufen gab.
Wir erreichten das Ende der Straße und damit unser Ziel. Ein geschnitztes Schild über der Eingangstür hieß jeden Besucher bei Grolo willkommen.
»Der Mittelpunkt des Grallion-Universums«, rühmte Onkel Press. »Und die besten Sniggers, die je in einem Habitat gezapft wurden.«
»Wenn du meinst.«
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht«, murmelte er lei se. »Ich habe sonst noch nirgendwo Sniggers getrunken, aber jeder hier behauptet es.«
Er blin zelte mir zu und betrat das Lo kal. Ich folgte ihm auf dem Fuße, denn ich brannte darauf, dieses sagenhafte Sniggers kennenzulernen, von dem ich nun schon so viel gehört hatte.
Als wir eintraten, entpuppte sich der Laden als eine ganz normale Kneipe. Ich schätze, Kneipen gibt es in jedem Territorium, denn überall brauchen Menschen Treffpunkte, wo sie trinken, reden und zu laut lachen können – und genauso war es auch hier. Im Hintergrund spielte eigenartige Musik, die für die Bewohner von Cloral jedoch bestimmt ganz normal klang. Müsste ich sie mit einem Musikstil unserer Welt vergleichen, würde ich sagen, eine Mischung aus New Age, Techno und ja panischer Streichmusik. Ich weiß, das klingt völlig unsinnig, aber ich kann es einfach nicht anders beschreiben. Ich muss zugeben, ich fand sie gar nicht so schlecht.
Es war total voll in dem Lokal – Männer und Frauen aller Altersklassen, obwohl ich wahrscheinlich der Jüngste war. Ich fragte mich, ob es eine Altersbeschränkung gab und sie mich vor die Tür setzen würden. Dann war ich auf jeden Fall zu jung. Hätte mich jemand nach meinem Alter gefragt, wäre es ziemlich peinlich geworden. Zum Glück fragte niemand.
Alle schienen sich prächtig zu amüsieren und lachten, tranken und unterhielten sich. Lediglich an einem Tisch verhielten sich die Leute anders. Dort waren zwei Männer und zwei Frauen in eine intensive Debatte vertieft. Der gan ze Tisch war mit Papieren bedeckt, die wie Landkarten aussahen. Immer wieder tippten sie
mit den Fingern da rauf, um ih ren Argumenten Nachdruck zu verleihen.
»Agronomen«, erklärte Onkel Press. »Ich glaube, das sind die Einzigen auf Grallion, die jemals gestresst wirken.«
»Wie kommt das?«, wollte ich wissen.
»Sie tragen eine große Verantwortung. Auf Grallion wird Nahrung angebaut, und wenn die Ernte schlecht ausfällt, ist das ihre Schuld.«
Wieder sah ich zu den Agronomen hinüber,
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