Pendragon - Der Anfang
Leider hatte ich nicht mit der Kraft des Tiers gerechnet. Es blies sich auf, machte einen Satz und war weg. Ich trieb mit ausgestreckter Hand im Wasser und wusste nicht, was passiert war. Spader schwamm zu mir und klopfte mir auf den Rücken.
»Du musst schon schneller sein, Kumpel«, sagte er lachend. »Schließlich sind sie hier in ihrem Element.«
Guter Rat. Beim nächsten Mal würde ich daran denken.
Während Spader und ich uns unter Wasser vergnügten, verbrachte Onkel Press seine Freizeit damit, mehr über Grallion und Cloral herauszufinden. Schließlich hatten wir eine Aufgabe zu erfüllen und mussten gut vorbereitet sein, wenn Saint Dane zur Tat schritt. Manchmal hatte ich Schuldgefühle, weil ich mich amüsierte, wäh rend Onkel Press Detektiv spielte. Doch er versicherte mir, dass es sehr wichtig sei, mich mit Spader anzufreunden – er war der Reisende von Cloral, auch wenn er es noch nicht wusste. Eines Tages würden wir zusammenarbeiten, und so fand On kel Press, wir sollten uns vorher möglichst gut kennenlernen.
Damit konnte ich leben. Spader und ich verstanden uns prima. Der Gedanke an unseren Kampf gegen Saint Dane lag in weiter Ferne. Nach ei nigen Wochen mit Spader auf Grall ion war ich zu dem Schluss gekommen, dass mein erster Eindruck von ihm richtig gewesen war: Er war ein wirklich netter Kerl, der genauso gut zuhören wie reden konnte. Er war mitfühlend, half Freunden und sogar Fremden. Und er war gewissenhaft. Obwohl er gerne Spaß hatte, arbeitete er hart und liebte seinen Job. Spader war einfach in Ordnung. Die ersten Wochen auf Grall ion werde ich nie vergessen. Es war eine wunderschöne Zeit.
Leider endete sie schon bald.
Eines Abends kochte Spader in seiner Wohnung für uns beide. Onkel Press hatte beschlossen, bei Grolo einzukehren. An diesem Tag hatte Spader ein paar Fische harpuniert, die er draußen in seinem Garten grillte.
Die Fische waren goldbraun und schmeckten köstlich. Nach dem Essen spülte ich das Geschirr, und Spader putzte seine Wohnung. Überall lagen Klamotten und Tei le seiner Ausrüstung herum. Es sah mehr wie eine Ga rage und nicht wie ein Apartment aus. Spader stand nicht auf Ord nung, aber heute Abend war das anders. Er lief um her, sammelte Sachen ein, räumte sie weg und
gab sich Mühe, das Ganze wie die Behausung eines Menschen aussehen zu lassen.
»Was ist denn los?«, fragte ich. »Hast du ein Rendezvous?«
In diesem Moment fiel mir auf, dass er noch mehr Tatendrang als sonst ausstrahlte – und das will etwas heißen.
»Morgen ist ein großer Tag, Kumpel«, erklärte er aufgeregt. »Mein Vater kommt zu Besuch. Da soll mei ne Wohnung nicht unbedingt wie eine Müllhalde aussehen.«
Es war das erste Mal, dass er seine Familie erwähnte.
»Wo lebt er denn?«, erkundigte ich mich.
»Er ist Aqua nier auf Magorran«, erzählte Spader und räumte weiter auf. »Das ist ein Manu-Habitat. Laut Plan legen seine Boote morgen an, um Vorräte aufzufüllen.«
»Ein Manu-Habitat?«
»Dort baut man Sachen. Teile für Maschinen und so.«
»Bist du da geboren?«
»Geboren? Nein, Kumpel. Meine Heimat ist Panger. Hab mein ganzes Leben dort verbracht, bis ich auf die Aquanierschule ging. Meine Mutter ist immer noch da. Ich habe beide schon seit ei ner Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
All mäh lich erfuhr ich mehr über das Leben in Cloral. Die Habitate waren wie Städte, und die Menschen zogen fort, um Arbeit zu finden – genau wie auf der Zweiten Erde.
»Mein Vater ist ein toller Kerl. Er hat mich mit dem Aquaniervirus angesteckt. Er war sein Leben lang mit dem Skim mer unterwegs. Sie wollten ihn zum Offizier befördern, aber er lehnte ab, denn er wollte seine Arbeit nicht aufgeben. Seine Tour ist bald vorbei, und dann kann er wieder heim zu meiner Mutter. Hobey, ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen. Pack doch mal eben mit an, Kumpel!«
Ich half ihm, ein paar Wasserschlitten, an denen er gearbeitet hatte, in einen Schrank zu stopfen.
»Du hast mir nie von deinen Eltern erzählt«, sagte er auf einmal.
Oje! Bis jetzt war es mir immer gelungen, Fragen nach meinem Zu hause aus zuweichen. Ich bin kein guter Lügner. On kel Press und ich hatten eine Geschichte erfunden, nämlich dass wir von einem fernen Habitat stammten, auf dem sich eine Universität befand. Wir behaupteten, dort gäbe es nur Professoren und Intellektuelle, was erklärte, warum ich erst lernen musste, im Wasser zu arbeiten und mich in der Welt jenseits meiner Bücher zurechtzufinden. Wann
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