Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
Vom Netzwerk:
im Ruderhaus. Ich sah den Kapitän, den Ersten Offizier und drei Aquanier. Sie trugen die gleichen Rangabzeichen wie ihre Kollegen auf Grallion. Allerdings gab es einen gewaltigen Unterschied.
    Die Besatzung von Magorran war tot.
    Der Anblick war schrecklich, gerade auch deshalb, weil die Toten so … lebendig aussahen. Hier hatte kein Kampf stattgefunden. Ganz im Gegenteil. Der Kapitän saß auf seinem Stuhl
und schaute blicklos nach vorn. Sein Erster Offizier beugte sich über eine Seekarte und hielt einen Stift in der Hand, als würde er gerade eine Route ausarbeiten. Die übrigen Männer saßen vor den Kontrollpulten, als wären sie eingenickt, doch leider schliefen sie nicht. Ihre Augen waren weit geöffnet. Onkel Press betrachtete sie eingehend und zeigte mir etwas: Jeder der Toten hatte in den Mundwinkeln verkrustete Spuren einer grünen Flüssigkeit.
    Das Geheimnis des Unfalls war gelöst. Die Mannschaft war gestorben, während sich das Habitat in voller Fahrt befand. Dass fünf Männer gleichzeitig einfach das Zeitliche segneten, war mir zwar völlig unverständlich, doch in diesem Augenblick überfiel mich ein Gedanke, der noch schlimmer war als die Szene vor meinen Augen. In meinem Kopf schrillte eine Alarmsirene. Ich packte Onkel Press am Arm und zerrte ihn aus dem Ruderhaus.
    »Es war kein urplötzlicher Zusammenstoß«, krächzte ich mit ausgetrocknetem Mund. »Wir haben ihn kommen sehen!«
    »Ja und?«
    »Wenn wir wussten, was passieren würde, wieso hat es dann niemand an Bord von Magorran bemerkt?«
    Noch ehe ich den Satz beendet hatte, dämmerte Onkel Press, worauf ich hinauswollte. Der Unfall war passiert, weil der Kapitän und seine Leute tot waren. Aber irgendwer an Bord hätte doch bemerken müssen, was los war – falls auf Magorran überhaupt noch jemand am Leben war. Da kein Mensch etwas getan hatte, um das Unglück zu verhindern, konnte das im Grunde nur bedeuten, dass alle tot waren. Eine entsetzliche Vorstellung! Wir schauten uns an Deck um, erblickten aber keine Menschenseele. Nichts regte sich.
    Meine grässliche Vermutung schien sich zu bestätigen. Höchstwahrscheinlich hatte alle Menschen an Bord das gleiche Schicksal ereilt wie die Männer im Ruderhaus.
    Wir befanden uns auf einem Totenschiff.
    Ich wandte mich zur Seite und übergab mich.

SECHSTES JOURNAL (FORTSETZUNG)
    CLORAL
    »Spader!«, rief Onkel Press.
    Ich stand gebückt neben Press und war dabei, mein Mittagessen von mir zu geben. Als ich aufsah, lief Spader gerade über das Deck in Richtung Magorran-Zentrum. Er suchte mit Sicherheit seinen Vater.
    Wu Yenza verließ das Ruderhaus und erblickte ihn ebenfalls.
    »Bleib sofort stehen!«, schrie sie. »Ich verbiete dir, das Habitat zu betreten!«
    Spader schaute nicht einmal in ihre Richtung. Er ließ sich nicht aufhalten.
    »Wir bleiben bei ihm«, versicherte Onkel Press der Aquanierin.
    »Dazu seid ihr nicht berechtigt«, erwiderte sie streng.
    »Wir sind Zivilisten«, konterte er. »Du kannst uns nichts befehlen.«
    »Dann können wir aber nicht für eure Sicherheit garantieren«, entgegnete sie unwirsch.
    Das gefiel mir überhaupt nicht. Vielleicht lauerte der Verursacher der Katastrophe noch irgendwo an Bord. Handelte es sich tatsächlich um Saint Dane, war es leider unsere Aufgabe, ihn aufzuspüren.

    »In Ordnung«, sagte Onkel Press. »Wir bringen Spader zurück.« Yenza wollte widersprechen, doch Onkel Press lief bereits hinter Spader her. Ich sah sie fragend an, aber sie zuckte nur mit den Schultern. Also folgte ich den beiden.
    Spader war uns ein gutes Stück voraus, und es war nicht leicht, ihn einzuholen. Außerdem schien er genau zu wissen, wohin er wollte. Wir durften ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
    Die Fabriken mussten im Heck des Habitats liegen, denn hier sah alles nach Wohngegend aus. Rings um einen großen Park standen hohe Apartmentblocks. Das Viertel hätte sich genauso gut auf der Zweiten Erde befinden können. Der Gedanke, dass wir auf dem Wasser trieben, kam mir fast absurd vor. Weit und breit war kein Mensch zu sehen oder zu hören. Das erfüllte mich mit der Hoffnung, dass die Bewohner rechtzeitig evakuiert worden waren, ehe sie das gleiche Schicksal erlitten wie die Besatzung.
    Spader betrat eines der Apartmenthäuser. Wir folgten ihm, und meine Hoffnungen wurden auf einen Schlag zunichtegemacht. In der Eingangshalle stießen wir auf drei Leichen. Genau wie die anderen Toten wirkten auch sie, als wäre das Ende völlig überraschend

Weitere Kostenlose Bücher