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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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ihm und hörte auf seinen Rat, was niemand außer Bobby je getan hatte. Dadurch fiel es ihm noch schwerer, sein Versagen einzugestehen.
    »Hast du was?«, erkundigte sich Courtney.
    »Nein, alles in Ordnung«, antwortet er hastig. »Ich mache mir Sorgen um Bobby, sonst nichts.«
    »Am besten bringst du das Journal zu dir nach Hause, damit es gut aufgehoben ist.«
    Mark sah Courtney in die Augen, die vertrauensvoll auf ihn gerichtet waren, und traf eine Entscheidung. Er würde ihr nicht von Andy Mitchell erzählen. Noch nicht. Um sie nicht zu enttäuschen, wollte er versuchen, die Sache allein zu regeln. Es war sein Problem, und er musste damit fertig werden.
    Also legte er die Seiten zusammen, verstaute sie in seinem Rucksack und ging nach Hause. Normalerweise versteckte er sie nach dem Lesen an dem sichersten Platz, den er kannte – in einem uralten Sekretär oben auf dem Dachboden. Seine Eltern gingen schon seit Jahren nicht mehr dort hinauf, und der einzige Schlüssel zu dem Sekretär hing an einer Kette um Marks Hals. Sobald sie ein Journal zu Ende gelesen hatten, verschloss er es in der Schublade.
    Heute jedoch nicht. Mark schlich sich auf den Dachboden und öffnete die Schublade. Er legte das sechste Journal neben die braunen Pergamentrollen, die ihm Bobby aus Denduron geschickt hatte. Bevor er die Schublade wieder verschloss, nahm er etwas
heraus – das fünfte Journal, dessen erste Seite Mitchell gefunden hatte. Mark würde ihm die Seiten zeigen. Vielleicht hielt sein Erzfeind das Ganze für einen verrückten Scherz und langweilte sich beim Lesen. Das war Marks einzige Hoffnung.
    Er verbrachte eine schlaflose Nacht mit der Frage, wie er sich aus dieser misslichen Lage befreien sollte. Es war in Ordnung, die Berichte mit Courtney zu teilen, denn Courtney war Bobbys Freundin. Man konnte ihr vertrauen. Bei Andy Mitchell sah die Sache anders aus. Er war ein Idiot. Schlimmer noch, er war ein Idiot, der andere gerne tyrannisierte. Schwer zu sagen, was er tun würde, wenn er das Journal gelesen hatte. Sosehr Mark auch grübelte, er sah keinen Ausweg. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Mitchell die Seiten zu zeigen.
    Am nächsten Tag versuchte er, Mitchell in der Schule aus dem Weg zu gehen. Er gab sich der verzweifelten Hoffnung hin, sein Mitschüler habe den Vorfall vom Vortag vergessen. Es gelang ihm tatsächlich, Mitchell kein einziges Mal zu begegnen. Seine Hoffnung wuchs. Vielleicht war die Sache bereits ausgestanden.
    Fehlanzeige. Als Mark nach der letzten Stunde das Klassenzimmer verließ, legte ihm jemand die Hand auf die Schulter.
    »Wie wär’s mit ein paar Hausaufgaben, Dimond?«, sagte Mitchell grinsend.
    Mark sank das Herz in die Hose. Jetzt musste er sich doch mit diesem Widerling herumschlagen. Er schüttelte die Hand ab und meinte: »Also los, gehen wir.«
    Mitchell schniefte und schnaubte vor sich hin. Mark überlief es kalt, aber er ging ergeben in den dritten Stock zur Jungentoilette. Dort waren sie ungestört. Nach dem Erlebnis mit Mr. Dorrico hatten Courtney und er beschlossen, sich hier nicht mehr zu treffen, und so würde sie auf keinen Fall auftauchen. Mark fühlte sich schuldig, weil er sie hinterging, aber er sah keine andere Möglichkeit.

    Als sich die Tür hinter ihnen schloss, streckte Mitchell sofort die Hand aus. Nach längerem Schnauben und Würgen spuckte er einen schleimigen Klumpen in das nächste Urinal. Mark wurde übel. Am liebsten wäre er an Mitchell vorbei aus der Toilette gerannt, aber das ging nicht. Nein, es musste sein. Er griff in den Rucksack und zog die grüne Papierrolle, das fünfte Journal, heraus.
    Mitchell griff danach, doch Mark zog sie wieder zurück. »Du liest sie hier und gibst sie mir auf der Stelle wieder«, verlangte Mark. Mitchell war es nicht gewohnt, Befehle entgegenzunehmen – insbesondere nicht von einem Burschen wie Mark Dimond, den er für ein Weichei hielt. Doch Mark blieb unnachgiebig.
    Mitchell zog die Nase hoch und grinste. »In Ordnung«, sagte er schließlich und nahm Mark die Rolle ab. Dann ging er in eine der Kabinen. »Ich lese hier drinnen.«
    »Du liest genau hier, wo ich dich im Auge habe!«, rief Mark.
    Aha. Wenn Mitchell bisher nicht geahnt hatte, wie wichtig Mark das Journal war, dann wusste er es jetzt. Mark hatte nicht vor, irgendein Risiko einzugehen. Wenn Mitchell seine Anweisungen nicht befolgte, würde er das Journal an sich reißen und davonlaufen, auch auf die Gefahr hin, dass sein Mitschüler zur Polizei

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