Pendragon - Der Anfang
Das Ding schien hart zu sein, als wäre es eine Art Schutzhelm. Er hielt mehrere Papierrollen in der Hand, die Pläne hätten sein können. Da er aus dem Tunnel getreten war, den auch wir entlanggekommen waren, musste er vorher in einem Raum hinter einer der vielen Türen gewesen sein. Überrascht stellte ich fest, dass er hellhäutig war, denn Loor und ihre Mutter Osa waren sehr dunkel.
»Euch habe ich hier noch nie gesehen«, sagte er misstrauisch. »Was wollt ihr hier?«
Offenbar war er in Eile und ziemlich aufgeregt, als hätte unser unvermutetes Auftauchen seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte, und beschloss, die Wahrheit zu sagen – jedenfalls teilweise.
»Wir … äh … suchen eine Freundin. Sie heißt Loor.«
Er riss die Augen auf. Anscheinend hatte ich das Falsche gesagt.
»Loor?«, wiederholte er überrascht. »Das ist ein Batu-Name. Warum sucht ihr ausgerechnet hier nach einer Batu?«
Gute Frage. Nur schade, dass ich keine gute Antwort wusste. Vergiss die Wahrheit, Bobby, her mit den Lügen!
»Sie hat mir gesagt, sie würde vielleicht hierherkommen.«
»Unsinn!«, knurrte er. »Kein Batu würde sich dieses barbarische Turnier entgehen lassen. Wenn sie euch gesagt hat, sie käme hierher, hat sie gelogen. Aber alle Batu sind Lügner!«
Mit diesen Worten ging er eilig weiter. Spader legte mir die Hand auf die Schulter, und ich bemerkte seine verwirrte Miene. Willkommen im Club!
»Was hat er gesagt?«
»Das hast du doch gehört«, antwortete ich. »Hier unten ist sie nicht.«
»Wieso hast du ihn verstanden?«, fragte er. »Er hat nur Kauderwelsch geredet.«
Zuerst begriff ich nicht, was er meinte, aber dann kam es mir: Er war gerade erst zum Reisenden geworden. Noch hatte er den Punkt nicht erreicht, an dem er alle Sprachen verstehen würde.
»Erkläre ich dir später«, entgegnete ich und lief dem Mann mit den Papierrollen hinterher. Spader folgte mir. Ich holte den kleinen Kerl ein und ging neben ihm her.
»Es ist mir ganz schön peinlich, aber mein Freund und ich haben uns verirrt«, erklärte ich. »Sie wissen schon – diese ganzen Gänge und so. Würden Sie uns den Weg nach draußen zeigen?«
Der Mann starrte mich äußerst misstrauisch an. Wenn er jetzt nachhakte, waren wir geliefert.
»Ihr arbeitet wohl in der Fabrikation, wie?«, erkundigte er sich.
»Äh, ja! Fabrikation. Dort arbeiten wir.«
»Ich gebe euch einen guten Rat«, meinte er. »Freundet euch nicht mit den Batu an. Man kann ihnen nicht trauen.«
»Ja, danke für den Rat«, antwortete ich. Bestimmt war es besser, allem zuzustimmen, was er sagte, damit er uns half. »Wenn ich Loor sehe, kündige ich ihr die Freundschaft. Dann ist Schluss mit den Lügen. Doch zuerst muss ich sie finden. Wie kommen wir zum Ausgang?«
»Folgt mir.« Schnell ging er weiter, bis wir den Wasserfall erreichten. Es gab nur eine Möglichkeit, an den herabstürzenden Wassermassen vorbeizukommen! Wir kletterten ein paar Steinstufen
hinauf und verschwanden hinter dem Wasservorhang. Richtig cool. Die Stufen führten zu einem weiteren Tunnel. Schon nach wenigen Schritten betraten wir einen Raum, in dem das eigenartigste Ding stand, das ich je gesehen habe.
Am ehesten erinnerte es mich an eine dieser riesigen Orgeln, die man in Kirchen findet, aber es war zehnmal so groß. Eine ganze Wand wurde von den unterschiedlichsten Pfeifen bedeckt, deren Durchmesser von drei bis hin zu dreißig Zentimetern variierte. Sie reichten vom Boden bis zur Decke.
Der Mann legte die Papierrollen auf den Boden und stieg auf eine Plattform, auf der sich massenhaft Schalter, Knöpfe und Hebel befanden. Es waren mehrere hundert! Mir war schleierhaft, wie er sie unterscheiden konnte, denn Beschriftungen gab es keine. Der Mann lief hin und her, schaltete und drückte überall herum. Einmal hob er eine Papierrolle auf, studierte sie kurz und machte sich dann wieder an den Hebeln zu schaffen. Keine Ahnung, was er tat, aber es schien von größter Wichtigkeit zu sein. Jedenfalls für ihn.
Spader warf mir einen fragenden Blick zu. Ich zuckte die Achseln, denn ich hatte keinen Schimmer, was los war. Außerdem wollte ich dem Mann keine Fragen stellen, die uns verraten könnten.
»Entschuldigung«, sagte ich nach einer Weile, »wollten Sie uns nicht den Ausgang zeigen?«
Er arbeitete weiter, blickte jedoch über die Schulter zu uns herüber. Ich ging ihm sichtlich auf die Nerven, aber was blieb mir anderes übrig?
»Da
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