Pendragon - Der Anfang
fiel mir nicht leicht, schon wieder Abschied von Loor zu nehmen. Aber zumindest wusste ich jetzt, wo sie zu finden war.
Spader und ich gingen ziemlich schweigsam zum Tor zurück. Ich musste mich auf den Weg konzentrieren, denn es war nicht leicht, sich in der Stadt zurechtzufinden. Zum Glück half mir mein Ring dabei, und so standen wir schließlich vor dem Gebäude, das den Zugang zu dem unterirdischen Fluss beherbergte.
Ich wollte es vermeiden, erneut dem Mann zu begegnen, der dort die seltsamen Hebel bediente. Doch leider stand er in der Höhle, studierte seine Pläne und betätigte alle möglichen Schalter und Knöpfe. Was für eine langweilige Arbeit. Wir versuchten, ungesehen an ihm vorbeizuschleichen, aber …
»Habt ihr euch schon wieder verlaufen?«, fragte er, ohne uns anzusehen.
»Nein«, antwortete ich mit fester Stimme. »Wir kennen den Weg.«
»Glaubt ihr mir jetzt?«, wollte er wissen.
»Was meinen Sie?«
»Ich meine die Batu. Alles Lügner und Barbaren. Ich hoffe, ihr habt eurer so genannten Freundin gehörig die Meinung gesagt.«
Loor hatte es uns ja erzählt. Besonders herzlich war das Verhältnis zwischen den Batu und den Rokador nicht. Hoffentlich gelang es ihr, die Lage zu entschärfen.
»Aber sicher«, log ich. »Danke für den Tipp.«
Der Mann antwortete nicht. Ich winkte Spader, und wir gingen in Richtung Wasserfall. Plötzlich sagte er: »Ich habe es verstanden.«
»Was hast du verstanden?«
»Was der Mann dahinten gesagt hat. Seine ersten Worte hörten sich wie ›schaschuschasch‹ oder so an. Doch dann habe ich auf einmal verstanden, was er über die Batu und die Rokador sagte. Wie kommt das?«
Ich lächelte. »Du wirst eindeutig zum Reisenden.«
Nächste Haltestelle: Cloral.
Zweite Erde
D as Klingeln des Telefons ließ Mark und Courtney zusammenzucken. Wenn sie Bobbys Journale lasen, waren sie so in seine Abenteuer vertieft, dass sie alles um sich herum vergaßen.
Zu Courtneys Leidwesen befanden sie sich in Marks Zimmer. Obwohl er sich große Mühe gegeben hatte, seine schmutzigen Socken und die alten, halb gegessenen Käsebrote wegzuräumen, hätte man den Raum eigentlich erst einmal gründlich ausräuchern müssen.
Sie hatten sich diesmal nicht in Courtneys Keller getroffen, weil ihr Vater ausnahmsweise vorhatte, sich handwerklich zu betätigen. Derartige Aktivitäten sorgten bei Chetwyndes jedes Mal für Unruhe, denn es kam nie etwas Gutes dabei heraus, wenn Mr. Chetwynde einen Hammer in die Hand nahm. Für gewöhnlich gab es dann Scherben. Als das Telefon klingelte, war Courtneys erster Gedanke: »Dad hat sich verletzt! Er wird ins Krankenhaus gebracht!« Sie hatte keinen Funken Vertrauen in sein handwerkliches Geschick.
Mark ging ans Telefon, da außer ihnen niemand im Haus war.
»Hallo?«
»Wie lange soll ich denn noch warten, Dimond?«, schnauzte eine ihm bekannte Stimme.
Andy Mitchell.
Mark fragte sich, woher der Kerl seine Telefonnummer hatte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Mitchells IQ dazu ausreichte, im Telefonbuch nachzuschlagen.
»Wie läuft’s!«, antwortete Mark gespielt freundlich.
Er saß in der Klemme. Schließlich wollte er auf keinen Fall etwas sagen, das Courtneys Misstrauen erregen könnte. Mark bekämpfte seine aufsteigende Panik und presste den Hörer fester ans Ohr, um zu verhindern, dass Courtney Mitchells Worte verstand.
»Das fragst du mich?«, knurrte der gerade. »Wir haben eine Vereinbarung, weißt du noch?«
»Äh … ja … natürlich«, meinte Mark möglichst unbefangen.
»Und, wo liegt das Problem?«
»Es gibt kein Problem, alles in bester Ordnung.« Er sah zu Courtney hinüber und lächelte ihr entschuldigend zu.
Sie zuckte die Achseln. Auf die paar Minuten kam es nicht an.
»Wann bekomme ich endlich die Journale?«
»Äh, also, wie wäre es mit … morgen?«
»Wie wäre es mit … in einer Stunde?«
Mark wurde schlecht. »Na gut, das geht auch. Ich mache meine Hausaufgaben und bin in ungefähr einer Stunde fertig. Ruf mich dann noch einmal an, ja?«
Mitchell legte auf. Damit Courtney keinen Verdacht schöpfte, gab Mark vor, sein Gesprächspartner wäre noch in der Leitung.
»Ja, sicher. Klingt gut. Bis später dann.«
Mark legte den Hörer auf und hoffte, dass Courtney sofort weiterlesen wollen würde.
Irrtum.
»Wer war das?«, fragte sie.
Nun musste er sich ganz schnell etwas Überzeugendes einfallen lassen.
»Ein Freund von mir«, murmelte er beiläufig. »Er braucht Hilfe bei den
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