Pendragon - Der Anfang
übernehmen. Ich hatte nichts dagegen, solange wir beide einer Meinung waren.
»Was ist mit den Haien?«, fragte ich.
Spader griff nach seinem Wasserschlitten und der Kopfmaske.
»Keine Bange. Halte dich dicht über dem Boden. Da unten greifen die Biester nicht an. Du gerätst erst in ein Natty-do, wenn du dich auf Kopfhöhe mit ihnen befindest.«
»Ach ja? Und was ist, wenn sie sich ausnahmsweise mal auf unsere Kopfhöhe begeben?«
Spader zog sein langes Messer aus dem Gürtel. »Das sollen sie ruhig versuchen.«
»Hast du das etwa mit nach Zadaa genommen?«
»Was denkst du denn? Ohne meinen treuen Begleiter gehe ich nirgendwohin.«
»Spader, versteh doch, wir dürfen keine Gegenstände von einem Territorium zum anderen transportieren«, erinnerte ich ihn. »Vielleicht habe ich es nicht richtig erklärt, dann ist es meine Schuld, aber du darfst nichts von hier mitnehmen. Es ist nicht erlaubt. Glaub mir, ich habe den Fehler auch schon gemacht, und die Folgen waren katastrophal.«
»Es ist nur ein Messer, Pendragon«, sagte er wegwerfend. »Was soll da schon passieren?«
Dann stülpte er sich die Maske über und sprang ins Wasser. So ein Mist! Er hatte zwar behauptet, von mir lernen zu wollen, doch gleich bei der ersten Gelegenheit hörte er nicht auf mich. Das konnte ja heiter werden.
Im Augenblick war ich machtlos, und so setzte ich mir meine Maske auf und folgte ihm. Ich wollte in seiner Nähe bleiben,
denn schließlich hatte er das Messer. Seite an Seite schwammen wir dicht über dem Meeresboden dahin. Ich sah mich immer wieder nach den Monsterhaien um. Übrigens machten mir nicht nur die Quigs Sorgen. Als wir Cloral verlassen hatten, waren wir von vier Piraten verfolgt worden. Vielleicht hatten die Quigs sie gefressen, aber das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Als wir nach ein paar Minuten den Felsvorsprung verließen und ins offene Meer hinausschwammen, nahm meine Nervosität zu, und ich schaute mich ununterbrochen um. Einmal entdeckte ich rechts von uns einen grauen Schatten. Gerade als ich Spader darauf aufmerksam machen wollte, war die Erscheinung wieder verschwunden.
Ich entspannte mich ein wenig. Spader hatte gesagt, die Haie lauerten nur in der Nähe des Riffs. Noch würde ich also nicht als Fischfutter enden. Auf einmal beschäftigte mich eine ganz andere Sorge: Was war wohl in der Zwischenzeit auf Grallion geschehen? Kurz vor unserer Flucht hatten wir das Signal zum Gegenangriff gegeben. Doch was war danach passiert? Hatten die Aquanier das Piratenschiff geentert? Oder hatten die Seeräuber Grallion erobert? Hatte ein Kampf stattgefunden? Und wie ging es Onkel Press?
Schon kurze Zeit später erhielt ich eine Antwort auf meine Fragen. Auf dem Weg nach Grallion sahen wir etwas auf dem Meeresboden, das vorher nicht dort gewesen war. Eine große dunkle Masse. Je näher wir kamen, umso größer wurde das Ding. Es war riesig.
Spader erkannte es als Erster.
»Hobey-ho!«, jubelte er. »Sie hatten tatsächlich ein Natty-do!«
Als wir noch näher heranschwammen, sah ich acht lange Rohre, die aus der Masse ragten. Kanonen! Das konnte nur das Kriegsschiff der Piraten sein. Eine Minute später hatten wir es erreicht. Der Kreuzer lag seitlich auf dem Kiel. Wenn man sich so dicht an einem derart gewaltigen Schiff befindet, ist das ziemlich beeindruckend.
Mir kamen Aufnahmen vom Wrack der Titanic in den Sinn.
Was auch immer dort oben passiert sein mochte, die Piraten hatten den Kampf verloren. Jetzt wollte ich schnellstens nach Grallion, um Einzelheiten zu erfahren.
Wir fuhren weiter in Richtung Grallion. Dabei blieben wir unter Wasser und tauchten erst auf, als wir den Kai erreichten.
Ein Aquanier bastelte am Motor eines Skimmers herum. Er sah uns und riss vor Staunen die Augen auf.
»Spader?«, fragte er ungläubig. »Spader!« Er sprang hoch und jubelte: »Sie sind wieder da! Sie leben! Hobey-ho, Yenza! Sie leben noch!«
Man bereitete uns einen heldenhaften Empfang. Die Aquanier trugen uns auf den Schultern über den Kai, und mir wurde so oft auf den Rücken geschlagen, dass ich überall blaue Flecke bekam. Aber das war egal. Wir hatten es geschafft! Als wir an Deck kamen, waren keinerlei Anzeichen eines Kampfes zu sehen. Die Schlacht hatte auf dem Wasser und an Bord des Piratenschiffs stattgefunden. Abwechselnd erzählten uns die Aquanier, was passiert war.
Kurz bevor das Ultimatum abgelaufen war, hatte Yenza ihren Leuten den Befehl gegeben, sofort anzugreifen, wenn sie unser Signal
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