Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
Vom Netzwerk:
Grundstück. Die Stadt hatte eine kleine Grünanlage mit Rasenflächen, gepflasterten Wegen und ein paar Bänken daraus gemacht. Viele Leute ließen sich dort nieder, um ihre Snacks aus dem Hühnergarten zu verzehren.
    Der Park war recht hübsch, bis auf eine Kleinigkeit: Andy Mitchell saß auf einer der Bänke. Besser gesagt, er hockte auf der Rückenlehne und hatte die Füße auf die Sitzfläche gestellt.
    »Du kommst zu spät!«, rief er, als Mark um die Ecke bog.
    »Du hast mir zu wenig Zeit gegeben«, erwiderte Mark.
    »Hast du das …« Er beendete den Satz nicht, sondern riss Mark den Rucksack aus der Hand und wühlte darin herum.
    »Sachte!«, schrie Mark aufgebracht. »Geh gefälligst vorsichtig mit den Journalen um!«
    »Ja, klar doch.«
    Mitchell rollte Journal sechs auseinander und begann zu lesen. Mark setzte sich neben die Füße des anderen auf die Bank und machte sich auf eine lange Wartezeit gefasst. Mitchell war der langsamste Leser auf der ganzen Welt.
    Auch diesmal stellte er Mark Fragen, weil er viele Wörter nicht verstand. Mark konnte nicht glauben, dass jemand im Alter von vierzehn Jahren die Bedeutung von Wörtern wie »manipulieren« und »Kollision« nicht kannte. Was für ein Versager! Es machte ihn krank zu sehen, wie der andere die Seiten mit fettigen, nikotingelben Fingern umblätterte, als hielte er lediglich einen Werbeprospekt
in den Händen. Außerdem wurde ihm jedes Mal schlecht, wenn Mitchell die Nase hochzog oder auf den Rasen spuckte. Hatte der Kerl noch nie etwas von Taschentüchern gehört?
    Nach einer Ewigkeit war er mit dem Lesen fertig.
    »Echt krass!«, schnaufte er mit einem Hauch von Respekt. »Glaubst du, dass die Sachen da drin wirklich passiert sind?«
    »Ja«, lautete Marks schlichte Antwort. Er wollte nur noch nach Hause.
    »Hast du schon das nächste Teil bekommen?«
    Mark überlegte, was er antworten sollte, und kam zu dem Schluss, dass er heute schon mehr als genug gelogen hatte.
    »Ja.«
    »Ich will es nicht lesen.«
    Wie bitte? Mark hob den Kopf. Hatte er da eben richtig gehört? Hatte Mitchell bereits das Interesse verloren? Vielleicht fiel ihm das Lesen zu schwer. Wahrscheinlich überforderten die schwierigen Wörter seinen Verstand. Oder die Berichte machten ihm Angst, und er wollte so tun, als hätte er sie nie gelesen – wie der Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand steckte. Ganz egal, solange er nur Mark endlich in Ruhe ließ!
    »Ich werde es erst lesen, wenn ich weiß, wie alles angefangen hat. Ich will Journal eins bis fünf. In der Mitte anzufangen, macht keinen Spaß.«
    Mark war am Boden zerstört. Seine letzte Hoffnung, Mitchell loszuwerden, war im Keim erstickt.
    »Und ich will sie alle auf einmal haben«, fügte der andere hinzu.
    »Auf gar keinen Fall!«, rief Mark. »Ich bringe sie nicht alle gleichzeitig mit. Das ist viel zu gefährlich! Ich kann dir höchstens eins …«
    Mitchell schleuderte die Seiten des sechsten Journals in die Luft.
    »He!«, schrie Mark entsetzt und rannte ihnen hinterher.

    Mitchell lachte hämisch, während Mark den Blättern nachlief, die der Wind über den Rasen verteilte. Endlich hatte Mark die Seiten zusammengesucht und säuberte sie nun behutsam.
    »Du kapierst es wohl noch immer nicht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder gibst du mir die Journale, oder ich gehe zur Polizei.«
    Das Gespräch verlief nicht gerade gut. Andy Mitchell würde nicht aufgeben, das war sicher. Er hatte Gefallen an Bobbys Abenteuern gefunden und wollte mehr. Mark musste versuchen, das Beste aus der schwierigen Situation zu machen.
    »Einverstanden«, sagte er. »Aber ganz egal, was du sagst, ich werde die Journale nicht aus dem Haus schaffen. Du kannst höchstens zu mir kommen und sie dort lesen.«
    Der Gedanke, dass Andy Mitchell sein Elternhaus betreten würde, behagte Mark überhaupt nicht. Ein Albtraum von ungeahnten Ausmaßen! Doch leider fiel ihm im Augenblick keine andere Lösung ein.
    Mitchell lächelte zufrieden. »In Ordnung. Damit kann ich leben. Wann?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Mark. »Es geht nur, wenn meine Eltern nicht da sind. Ich gebe dir Bescheid.«
    Mitchell kam auf ihn zu und beugte sich vor. Mark roch seinen nach Zigaretten stinkenden Atem und musste würgen.
    »Die Sache gefällt mir«, meinte sein Erzfeind grinsend. »Jetzt sind wir Partner.«
    Dann schniefte er laut, drehte sich um und ging. Mark wurde übel. Das Schniefen hatte ihm den Rest gegeben. Er würgte ein paarmal heftig und rang nach Luft.

Weitere Kostenlose Bücher