Pendragon - Der Anfang
Tafel mit dem Symbol, das Spaders Vater gezeichnet hatte.
Marmorbänke standen im Kreis, und darauf saßen Menschen, die aufgeregt debattierten. Insgesamt waren es zwölf Männer und Frauen, gekleidet in die weißen Gewänder, die hier jeder trug. Niemand hatte Haare auf dem Kopf – nicht einmal die Frauen. Seltsam! Ich nahm an, dass wir den Stadtrat vor uns hatten. Kalaloo führte uns in den Kreis, und sofort herrschte Totenstille. Es war richtig unheimlich. Wir standen genau in der Mitte, von glatzköpfigen Leuten umgeben, die uns säuerlich musterten, als wären wir Störenfriede, die in ihre perfekte Welt eingedrungen waren. Genauso war es ja auch.
Wir standen ziemlich dumm herum und wussten nicht, was wir sagen sollten. Endlich ergriff Kalaloo das Wort.
»Wir bringen Neuigkeiten«, verkündete er. »Nicht alle sind gut. Diese tapferen Reisenden führen das Werk unseres guten Freundes fort, der so tragisch ums Leben kam.«
Er stellte sich hinter Spader, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Das ist sein Sohn. Wir wollen die Reisenden willkommen heißen.«
Die zwölf Ratsmitglieder applaudierten höflich, wirkten aber alles andere als begeistert. Alles wirkte sehr steif und förmlich. Am liebsten hätte ich losgebrüllt: »Aufwachen! Saint Dane ist auf
dem Weg, euch die Zähne einzuschlagen! Bereitet euch lieber mal vor!« Aber das wäre wohl unpassend gewesen.
Doch Onkel Press rüttelte die faarianischen Schlafmützen wach. Er berichtete von dem tragischen Irrtum der Cloraner, Dünger einzusetzen, der die Ernten vergiftete. Dann erklärte er, wie begeistert wir wären, dass die Menschen von Faar ein Gegenmittel besäßen, mit dem sich der Schaden beheben ließe. Ich muss sagen, er machte seine Sache sehr gut. Wie ein Anwalt schritt er auf und ab und legte den Fall dar. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet.
Dann berichtete er ihnen die schlechten Neuigkeiten. Er schilderte, dass ein Pirat Faar ausfindig gemacht hatte und wahrscheinlich schon auf dem Weg war, um die Stadt anzugreifen.
Das rief große Unruhe hervor. Endlich waren die Ratsmitglieder hellwach.
»Wie konnte das geschehen?«, rief eine Frau. »Wie hat dieser Verbrecher von unserer Existenz erfahren?«
Onkel Press scheute die Wahrheit nicht. »Leider erfuhr er es zur gleichen Zeit wie wir«, sagte er. »Spaders Vater hatte eine Karte, die uns zu euch führen sollte, und der Pirat fand sie.«
Beschämt ließ Spader den Kopf hängen, aber ich versetzte ihm einen Rippenstoß. Er hatte ja überhaupt keinen Grund, sich schuldig zu fühlen. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als Saint Dane die Karte zu geben.
»Es war ein Fehler, Spaders Vater zu vertrauen!«, schrie ein Mann wütend. »Wir hätten ihn niemals gehen lassen dürfen!«
Lautes Stimmengemurmel brandete auf. Die Leute waren verärgert. Ich nahm ihnen ihren Ärger nicht übel, doch sie hatten mir besser gefallen, als sie wie Statuen herumgesessen und vor sich hin gedöst hatten.
»Bitte!«, rief Onkel Press laut. »Es geht hier um viel wichtigere Dinge!«
»Wichtiger als die Sicherheit von Faar?«, wollte eine Frau wissen.
»Jawohl!«
Die Räte murrten, hörten aber zu.
»Der Mann, der Faar angreifen wird, ist derjenige, der die Ernten vergiftet hat. Er will Cloral vernichten, und Spaders Vater wusste das. Wäre er nicht zu euch gekommen, hättet ihr viel zu spät davon erfahren. Jetzt habt ihr die Möglichkeit, euch zu verteidigen.«
»Aber ihr habt den Hai direkt zu uns gelockt!«, brüllte ein Glatzkopf.
»Der Hai war längst da!«, rief Onkel Press zurück. »Dachtet ihr, die Leute von Faar wären immun? Ihr ernährt euch auch von den Unterwasserplantagen. Was meint ihr, wie viele von euch längst tot wären, wenn man euch nicht gewarnt hätte?«
Niemand antwortete, denn Onkel Press hatte recht. Wäre Spaders Vater nicht gewesen, gäbe es außer den Bewohnern von Magorran zahlreiche weitere Tote.
Die Ratsmitglieder wechselten besorgte Blicke. Im Augenblick sah es nicht gut aus für ihre perfekte Welt.
»Ich bitte euch, schnellstens Leute zur Rettung der Plantagen auszusenden«, sagte mein Onkel leidenschaftlich. »Dieser Mann kommt hierher, um genau das zu verhindern. Er will nicht, dass ihr Cloral rettet.«
»Und wer rettet Faar?«, wollte eine sehr alte Frau wissen. »Wir sind keine Krieger. Geheimhaltung war unsere einzige Waffe. Wir besitzen keine Gewehre, keine Kanonen und keine Schilde, um uns zu schützen.«
Eine gute Frage, auf die nur leider
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