Pendragon - Der Anfang
einem grellen Blitz war alles vorbei.
Der Ring sah wieder aus wie vorher, und daneben lag eine Rolle aus grünem Papier. Sekundenlang ließ ihn die Freude über Bobbys neues Journal die Probleme mit Mitchell vergessen. Auf diesen Seiten würde er alles über die Schlacht um Faar erfahren. Am liebsten hätte er den Bericht sofort gelesen, aber das war unmöglich. Zum einen war Courtney nicht da. Sie lasen Bobbys Journale immer gemeinsam. In letzter Zeit hatte Mark viel Mist gebaut, aber das würde er nicht auch noch verderben. Zum anderen hockte Andy Mitchell auf seinem Klo und las die Journale aus Denduron. Mark überlief es kalt.
Da er nicht riskieren wollte, auf dem Weg zum Dachboden überrascht zu werden, legte er das Journal unter das Bett seiner Eltern. Dort war es in Sicherheit, bis der Quälgeist endlich verschwunden war. Obwohl es bei Mitchells Lesetempo Monate dauern konnte, bis er mit den Journalen fertig war und aus der Toilette kam …
Nachdem er die Blätter in Sicherheit gebracht hatte, verließ er den Raum und bereitete sich seelisch darauf vor, Mitchell jedes zweite Wort erklären zu müssen. Er öffnete seine Zimmertür und
sah, dass die Tür zum Bad geschlossen war. Sehr gut. Er hatte keine Lust, Mitchell mit heruntergelassener Hose auf der Toilette zu sehen. Ekelhafte Vorstellung.
»Andy, tu mir bitte einen Gefallen und beeil dich. Es wäre mir lieber, wenn du die Journale hier im Zimmer lesen würdest, ja?«
Mark wollte verhindern, dass sie nass wurden oder gar in die Toilette fielen.
»Alles in Ordnung?«
Keine Antwort. Mark ging zur Tür und klopfte.
»Ist bei dir alles in Ordnung?«, rief er noch lauter.
Stille. Panik stieg in ihm auf. War der Bursche vielleicht ausgerutscht und hingefallen? Hatte er sich verletzt? War er ohnmächtig geworden? Mark blieb nichts anderes übrig, als nachzusehen. Wahrscheinlich stellte sich Mitchell nur taub, weil er keine Lust hatte zu antworten. Mark hätte sich den Anblick gerne erspart, aber er wusste keinen anderen Ausweg. Vorsichtig öffnete er die Tür.
»Ist alles …«
Das Bad war leer.
»Andy?«, rief Mark erstaunt. »Mitchell!«
Völlig verwirrt wich er zurück. Was war geschehen? Er sah sich suchend in seinem Zimmer um.
Da sah er es. Das Fenster stand weit offen. Darunter befand sich das Dach der Veranda. Mark und Bobby hatten diesen Weg oft benutzt, wenn sie ungesehen hinaus- oder hereinkommen wollten. Genau neben der Veranda, an der Hauswand, befand sich ein Gestänge für Kletterrosen. Es war ein Kinderspiel, nach oben oder unten zu gelangen.
Mark erstarrte.
Andy Mitchell hatte Bobbys Journale gestohlen.
ACHTES JOURNAL
CLORAL
Es ist vorbei.
Da ihr dieses Journal in Händen haltet, muss ich euch wohl nicht erst sagen, dass ich überlebt habe. Ich bin wieder auf Grallion, wo ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit sicher fühlen kann. Leider haben nicht alle so viel Glück gehabt wie ich.
Während ich hier in meiner kleinen Wohnung sitze und die Ereignisse der letzten Tage an mir vorüberziehen lasse, fühle ich mich irgendwie benommen. Wahrscheinlich ist es so, wenn man einen Schock erlitten hat. Alles, was geschehen ist, kommt mir wie ein böser Traum vor. Vielleicht ist das ganz gut so. Wenn man sich so mies fühlt wie ich, ist das Leben einfacher zu ertragen, indem man sich vorgaukelt, man hätte bloß geträumt.
Trotz der tödlichen Gefahr, in der wir schwebten, haben viele Leute sehr, sehr tapfer gehandelt. Ich glaube, das hat sich mir am meisten eingeprägt. Hier in Cloral habe ich ganz besondere Menschen kennengelernt. Hoffentlich denken sie genauso über mich.
Lasst mich erzählen, was passiert ist.
Kalaloo führte Onkel Press, Spader und mich einen Pfad entlang, der oben auf dem Bergplateau vor einem riesigen Unterstand endete. Wir schritten ein paar Marmorstufen zu einer runden Plattform hinauf, die mit bunten Mosaiksteinen ausgelegt
war. Damit meine ich wirklich komplizierte Muster und Bilder. Sie zeigten Menschen, die Schiffe bauten und inmitten bunter Fischschwärme schwammen, und an einer Stelle entdeckte ich ein Bild, auf dem zu sehen war, wie die Kuppel über dem Berg errichtet wurde. Wahrscheinlich stellte das Mosaik die Geschichte von Faar dar. Ich trampelte nur ungern darauf herum. Es war, als würde man die Kunst mit Füßen treten.
Am Rand der Plattform standen hohe runde Säulen, die eine Marmorkuppel trugen. Ich kam mir vor, als wären wir auf dem Olymp gelandet! Hoch über unseren Köpfen hing eine
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