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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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schmutzigen Hemd hervor. Der Apfel sah wirklich gut aus.
    »Verschwinde!«, befahl Osa.
    Figgis knurrte verärgert und eilte davon.
    »Figgis würde dir seinen Atem verkaufen, wenn das möglich wäre«, erklärte sie. »Man sagt, er trägt die Augenklappe, weil er ein Auge an einen Blinden verkauft hat.«
    Wie schön. Eine absolut widerliche Vorstellung.
    »Osa«, fragte ich, »stammst du von der Erde?«
    Osa lachte und sah zu Loor hinüber, um den Witz mit ihr zu teilen, den ich nicht verstand. Loor verzog allerdings keine Miene. Welche Überraschung.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil du meine Sprache sprichst.«
    »Da irrst du dich, Pendragon«, antwortete sie. »Ich spreche kein Wort deiner Sprache. Komm jetzt.« Sie ließ mich einfach stehen und ging mit Loor weiter.
    Hä? Vielleicht war ich vollkommen verrückt geworden, aber schließlich verstand ich, was sie sagte. Und abgesehen von etwas Schulspanisch beherrschte ich keine andere Sprache. Langsam frustrierte mich das alles. Immer wenn ich glaubte, endlich zu
begreifen, passierte etwas Neues, und ich verlor wieder den Boden unter den Füßen. Wahrscheinlich sollte ich mich an das Gefühl gewöhnen.
    Osa und Loor waren schon ein Stück voraus, und ich rannte los, um sie einzuholen. Ich passte gut auf, dass Osa zwischen mir und Loor ging, und musste mich ganz schön anstrengen, um mit ihren langen Schritten mitzuhalten. Die Mutter gefiel mir, aber der Tochter misstraute ich. Ich ertappte sie dauernd dabei, wie sie mir diese Du-verdienst-es-nicht-diese-gute-Luft-einzuatmen-Blicke zuwarf. Sie verströmte eisige Kälte. Ich nahm mir vor, ihr aus dem Weg zu gehen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich zu Osa. »Wieso sagst du, du sprichst meine Sprache nicht, obwohl wir uns die ganze Zeit unterhalten?«
    »Ich spreche die Sprache von Zadaa«, lautete die Antwort, »dem Territorium, in dem ich geboren wurde.«
    »Aber ich kann dich verstehen.«
    »Natürlich. Das liegt daran, dass du ein Reisender bist.«
    Ich wurde von Sekunde zu Sekunde verwirrter.
    »Willst du damit sagen, dass Reisende jede Sprache verstehen?« Logische Frage, nicht wahr?
    »Nein«, kam die unlogische Antwort. »Reisende hören alle Sprachen wie ihre eigene. Und wenn sie reden, verstehen alle anderen es, unabhängig davon, woher sie kommen.«
    Toll. Wenn das stimmte, würde ich versuchen, demnächst bessere Noten als meine lausige Vier in Spanisch zu bekommen. Trotzdem stimmte irgendetwas nicht.
    »Gut, aber wieso hörte sich alles, was der Figgis-Typ sagte, für mich wie Chinesisch an?«
    Plötzlich sprang mir Loor mit einem Satz vor die Füße.
    Ich zog die Bremse, um sie nicht über den Haufen zu rennen. Das hätte wehgetan.

    »Weil du vielleicht gar kein Reisender bist!«, fauchte sie herausfordernd.
    Aha! Jetzt wurde mir einiges klar. Loor glaubte nicht, dass ich der war, für den ich mich ausgab. Deshalb benahm sie sich so aggressiv und eigenartig. Natürlich war ich inzwischen auch nicht mehr sicher, wer ich hier sein sollte, und wusste nicht, wie ich sie davon überzeugen konnte, dass ich ich war. Oder der, der ich sein sollte. Oder … na, du weißt schon, was ich meine.
    Wieder rettete mich Osa und sagte: »Du hast Figgis nicht verstanden, weil du noch nicht gelernt hast, richtig zu hören. Du verstehst uns, weil wir Reisende sind, Figgis aber nicht. Du musst hören lernen, ohne zuzuhören.«
    Wie bitte? Hören, ohne zuzuhören?
    »Wie kann er ein Reisender sein? Er ist doch bloß ein Junge!«, sagte Loor wütend. »Er hat Angst und ist ein Schwächling! Er wird mehr Schaden als Nutzen anrichten.«
    Wow. War das gut für mein Ego? Aber leider hatte sie recht. Ich fühlte mich wirklich ziemlich schwach und verängstigt. Wahrscheinlich war ich kein Reisender. Ehrlich gesagt, ich könnte es verschmerzen, keiner zu sein, auch wenn es meine Spanischnote wesentlich verbessert hätte. Inzwischen ging ich davon aus, dass alles nur ein gewaltiger Irrtum war und man mich schnellstens nach Hause schicken würde.
    Osa sah mich aus ihren dunklen, wissenden Augen an und sagte zu ihrer Tochter: »Nein, Pendragon ist ein Reisender. Aber er muss noch viel lernen.« Dann schaute sie Loor an und fuhr fort: »Außerdem scheinst du zu vergessen, dass du auch noch ein Kind bist.«
    Loor stürmte davon. Offenbar gefiel es ihr nicht, wenn man sie zurechtwies. Osa wandte sich wieder an mich und sagte: »Du wirst bald merken, dass sie nicht immer so wütend ist.«
    »Kein Problem«, meinte ich. »Hauptsache,

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