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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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auch er nur einen Namen.
    Rellin betrat die Plattform und wandte sich der Menge zu. Dann streckte er die Hand aus und winkte jemandem. Die Leute wichen zurück, nur ein Mann drängte sich nach vorn und sprang auf die Plattform. Er war groß und hager – das erwähne ich, weil es bedeutsam für die folgenden Ereignisse sein wird. Der Hagere ging zur Wippe hinüber und setzte sich auf den Sitz am einen Ende.
    Da der Korb noch kein Gewicht enthielt, senkte sich die Wippe auf den Boden. Jetzt winkte Rellin den Bergleuten, die mit ihm gekommen waren. Die drei Typen wuchteten den vollen Korb auf die Plattform und stellten ihn vor den leeren Behälter, der hoch in der Luft hing. Was hatten sie vor? Wollten sie den Dünnen mit Glaze aufwiegen?
    »Der Transfer findet jeden Tag statt«, erklärte Osa. »Mallos wählt einen Milago aus und bestimmt damit, wie viel Glaze sie am nächsten Tag für Kagan schlagen müssen.«
    Ich hatte recht. Sie wollten den Dürren mit Glaze aufwiegen. Die große Wippe war also eine Waage. Die Bergleute griffen in den gefüllten Korb und wollten gerade die ersten Stücke Glaze herausholen, als Saint Dane rief:
    »Nein!«

    Die Männer erstarrten. Alle Zuschauer hielten den Atem an und warteten auf Saint Danes nächsten Befehl. Sein Blick schweifte über die Menge. Dann streckte er die Hand aus.
    »Der«, sagte er ausdruckslos.
    Aufgebrachtes Gemurmel ertönte rings im Kreis. Zwei Ritter stießen ein paar Dorfbewohner beiseite und zerrten den Mann, auf den Saint Dane gezeigt hatte, nach vorn. Er war viel schwerer als der erste. Die Regeln hatten sich gerade geändert, und das gefiel Rellin überhaupt nicht.
    »Mallos ca!«, schrie er. Er war stinksauer und brüllte Saint Dane wütend an. Ich schreibe die Worte nicht nieder, wie ich sie hörte, denn du weißt ja, seine Sprache ergab keinen Sinn für mich, aber Osa übersetzte für mich.
    »Mallos hat einen anderen Mann für den Transfer gewählt, und Rellin sagt, dass das unfair ist.« Das hatte ich mir schon gedacht. »Er bittet Mallos, den Mann zu wählen, den er gestern aussuchte.«
    Mir war klar, warum. Dieser Mann war viel schwerer als der andere. Wenn sie nur genug Glaze geschlagen hatten, um den ersten aufzuwiegen, reichte es auf gar keinen Fall für den zweiten. Rellin bat Saint Dane um Fairness. Saint Dane verzog keine Miene. Er schaute Rellin an, als wäre er nichts als Dreck. Dann trat einer der Ritter auf Rellin zu und schlug ihm mit der flachen Seite der Speerspitze ins Gesicht. Rellin fuhr herum, und ich sah, dass seine Augen vor Wut funkelten. Quer über die Wange zog sich ein blutender Schnitt. Er stand kurz davor, dem Ritter an die Kehle zu springen. Doch er tat es nicht. Das war klug, denn weitere Ritter standen mit ihren Waffen in unmittelbarer Nähe. Sie hätten ihn sofort umgebracht.
    »Sieh mich an, Rellin«, befahl Saint Dane.
    Rellin schaute hoch zu seinem Feind, der auf dem Pferd saß.
    »Als treuer Untertan solltest du mehr für Kagan tun, als man
von dir erwartet«, erklärte er mit einer Überheblichkeit, die selbst mein Blut zum Kochen brachte. »Willst du mir sagen, dass du nur gerade das Allernötigste tust?«
    Rellin antwortete mit wütender, doch beherrschter Stimme. Osa übersetzte es mir.
    »Er sagt, dass die Arbeit unter Tage sehr gefährlich und schwierig ist. Jedes Gramm, das sie dem Berg abringen, fordert einen hohen Preis. Er sagt, sie schlagen so viel Glaze, wie sie nur können.«
    Saint Dane grinste und meinte: »Wir werden sehen.«
    Er gab den Rittern einen Wink. Einer sprang auf die Plattform, riss den Dünnen vom Sitz und stieß ihn weg. Seine Kameraden zerrten den neuen Mann hinauf und drückten ihn auf den freien Platz. Der Mann hatte Angst. Er sah Rellin bittend an, aber der war machtlos.
    »Jetzt dürft ihr anfangen«, verkündete Saint Dane.
    Die Bergleute blickten Rellin an, der zustimmend nickte. Da sie keine andere Wahl hatten, legten sie los und warfen die Steine aus dem vollen Korb in den leeren.
    »Was passiert, wenn das Gewicht nicht übereinstimmt?«, fragte ich Osa.
    »Ich hoffe, das wirst du nicht erleben«, kam die Unheil verkündende Antwort.
    Die Bergleute arbeiteten schnell. Sie begannen mit den großen Stücken und hielten die Murmeln bis zum Schluss zurück. Die Augen aller Zuschauer waren auf die Waage gerichtet. Ich glaube, vor lauter Anspannung atmete keiner mehr. Ich jedenfalls nicht. Als der Korb ungefähr halb leer war, bewegte sich die Waage. Unendlich langsam hob sich der

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