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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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schwere Mann am anderen Ende in die Höhe. Sobald er die Bewegung wahrnahm, glitt ein Ausdruck der Erleichterung über sein Gesicht. Vielleicht war genug Glaze da, um sein Gewicht auszugleichen. Die Bergleute
legten Stein auf Stein in den Korb. Langsam hob sich der Milago höher in die Luft.
    Ich spürte, wie die Stimmung der Zuschauer umschlug. Sie würden es schaffen. An diesem Tag hatten sie offenbar mehr Glaze geschlagen. Mit den letzten kleinen Steinen kam die Waage ins Gleichgewicht. Es bedurfte auch des letzten allerwinzigsten Steins, aber sie schafften es. Wäre es um ein Spiel bei der Weltmeisterschaft gegangen, wäre die Menge in wilden Jubel ausgebrochen. Aber das hier war kein Spiel. Obwohl ich die allgemeine Erleichterung und Freude spürte, sagte niemand ein Wort. Ich sah jedoch, wie sich die Leute heimlich zulächelten. Einige umarmten sich sogar verstohlen. Die Stimmung war gut. Auch Rellin wirkte erleichtert, gab sich aber Mühe, es nicht zu zeigen. Es wäre unklug gewesen, Saint Dane den Sieg ins Gesicht zu schleudern.
    Saint Dane reagierte nicht. Ich war nicht sicher, ob er zufrieden war darüber, dass mehr Glaze vorhanden war, oder wütend, weil die Milago seine unfairen Forderungen hatten erfüllen können. Er schwang sich aus dem Sattel, kletterte auf die Plattform und musterte lächelnd die Waage. Urplötzlich wich die Freude der Umstehenden wieder der früheren Anspannung. Was hatte Saint Dane vor? Er betrachtete den schweren Mann auf dem Sitz. Der Typ hielt den Blick angstvoll gesenkt. Saint Dane ging zu dem vollen Korb hinüber.
    »Gut gemacht, Rellin«, begann er. »Ihr habt eine Menge …« Plötzlich stockte er und beugte sich über den gefüllten Korb. Die Zuschauer hielten sich an den Händen, um einander Kraft zu geben.
    Saint Dane starrte in den Korb und sagte: »Rellin! Du enttäuschst mich. Hier ist ein Stein, der nicht aus reinem Glaze besteht!«
    O nein. Rellin wollte auf den Korb zurennen, aber zwei Ritter hielten ihn zurück. Er brüllte Saint Dane an, aber das spielte keine Rolle. Saint Dane griff in den Korb, nahm den größten Glaze-Brocken
und hob ihn auf. Sofort bewegte sich die Waage, und der Mann landete mit dem Sitz unsanft auf dem Boden. Saint Dane trug den Stein zu Rellin hinüber und hielt ihn dem Vorarbeiter vors Gesicht.
    »Du weißt doch, dass Kagan nur allerbestes Glaze akzeptiert«, erklärte er zufrieden.
    Zwar bin ich kein Geologe, aber der Stein sah genauso aus wie alle anderen. Wieder änderte Saint Dane die Regeln.
    »Du weißt, was jetzt geschieht«, sagte er mit gespielter Trauer.
    Anscheinend wusste es der schwere Mann auf der Waage auch. Er kletterte vom Sitz und sprang von der Plattform, um zu fliehen. Aber die Ritter hielten ihn fest.
    »Was jetzt?«, fragte ich Osa.
    Sie antwortete nicht. Mit traurigen Augen sah sie zum Dorfplatz hinüber. Ich würde die Antwort in Kürze erhalten. Der letzte Akt des Dramas begann.
    Ein Ritter hob eine schwere Kette, die an einem Ende der Plattform hing. Er zog daran, und schon öffnete sich ein Teil des Bretterbodens wie bei einer Falltür. Darunter befand sich anscheinend … nichts. Die Plattform lag über einem tiefen Loch.
    »Das ist der erste Bergwerksstollen, der hier im Dorf gegraben wurde«, erklärte Osa, ohne ihren traurigen Blick von der Szene zu wenden. »Es ist ein Schacht, der tiefer in die Erde führt, als man mit bloßem Auge sehen kann. Leider liegen auf seinem Grund unzählige Gebeine.«
    Meine Gedanken überschlugen sich. Ich traute meinen Augen nicht. Sie wollten den Mann in den Schacht werfen!
    »Warum unternehmen die Milago nichts?«, fragte ich. »Sie sind zu Hunderten! Warum greifen sie nicht ein?«
    Die Ritter schleiften den Mann zu der offenen Falltür hinüber.
    »Bagga! Bagga va por da pey!«, jammerte er. Es war furchtbar.

    Niemand rührte sich. Keiner versuchte dem armen Kerl zu helfen. Nicht einmal Rellin. Offenbar wussten sie, dass es hoffnungslos war. Neben mir griff Loor nach ihrem Knüppel, aber Osa hielt die Hand ihrer Tochter fest.
    »Du weißt, die richtige Zeit ist noch nicht gekommen«, sagte sie leise.
    Loor hielt den Knüppel umklammert. Ich fühlte, wie angespannt sie war. Am liebsten wäre sie hinuntergesprungen und hätte um sich geschlagen. Aber heute war nicht der richtige Tag. Sie starrte zur Plattform hinüber und ließ endlich die Waffe los.
    Die Ritter schleppten den schreienden Mann vor Saint Dane, der ihn ohne jedes Mitleid ansah und sagte: »Wärst du nicht so

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