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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Gelassenheit aus. Sie erinnerte mich an die Burschen, die den schwarzen Gürtel haben und sich ihrer Kampfqualitäten so sicher sind, dass sie richtig sanftmütig wirken. Klar, man sollte ihnen besser nicht krumm kommen. Loor dagegen besaß diese Gelassenheit nicht. Sie schien dauernd auf Streit aus zu sein. Vielleicht lag es daran, dass sie noch jung war und die Weisheitkommt-mit-dem-Alter-Phase noch nicht erreicht hatte. Doch das war mir egal, denn ich hatte ziemlich viel Angst vor ihr. Wie sie hier mit offenem Haar auf diesem Stein kniete und eine Melodie summte, das passte gar nicht zu ihr. Vielleicht verbarg sich hinter diesem Machogehabe noch eine andere Seite ihres Wesens. Sehr tief darunter. Sie hatte keine Ahnung, dass ich sie beobachtete. Die langen Haare, die ihr über die Schultern fielen, waren tiefschwarz und wunderschön.
    Bevor du jetzt glaubst, ich würde Mädchen heimlich aus Büschen heraus beobachten, bedenke: Ich saß in der Falle. Wenn ich ein Geräusch verursachte, würde sie sich umdrehen und mich sehen. Garantiert griff sie dann nach ihrem Knüppel, und ich hätte sicher nichts zu lachen. Das wäre verständlich. Ich hoffte, dass sie ihre Klamotten bald gewaschen hatte und zum Dorf zurückging, ohne mich zu bemerken. Also blieb ich stocksteif stehen und versuchte mich nicht zu regen.
    Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, stand Loor auf und flocht sich die Haare … als ich es wieder hörte. Das Knacken
eines Astes. Jemand schlich auf mich zu. Mein Herz klopfte wie wild. Ganz bestimmt hatte auch Loor es gehört; sie würde sich umdrehen und mich erwischen, wie ich hinter ihr herspionierte. Und wer auch immer auf mich zukam, würde mich ebenfalls ertappen. Trotzdem hatte ich Angst, einfach zu flüchten, weil mich Loor bestimmt einholen würde. Keine der beiden Möglichkeiten war sehr verlockend.
    Mir kam aber nicht in den Sinn, dass es noch eine dritte Möglichkeit gab, die alle anderen in den Schatten stellte.
    »Ich habe dich gesucht, Pendragon«, ertönte eine tiefe Stimme, worauf sich Loor überrascht umwandte. Ich auch, und was ich sah, ließ meine Knie weich werden. Hinter mir stand einer von Kagans Rittern! Er überragte mich haushoch, in der rechten Hand hielt er einen Speer, in der anderen ein Seil.
    In diesem Augenblick war ich sicher, dass Saint Dane oder Mallos oder wie er sich nannte diesen Kerl geschickt hatte, um mich gefangen zu nehmen. Aber eines wusste ich: Ich würde es ihm nicht leicht machen. Ehe der Typ auch nur die Hand heben konnte, startete ich durch. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Fluss.
    Loor blieb keine Zeit für eine Reaktion, und ich traf eine impulsive Entscheidung. Ich würde sie mitnehmen. Sie richtete sich zu voller Größe auf, und ich stürmte wie ein wilder Stier auf sie zu. Als ich gegen sie prallte, flogen wir zusammen in hohem Bogen von dem Felsen ins Wasser.
    Kalt? Du ahnst nicht, wie kalt Wasser sein kann, wenn du noch nie in einen Fluss aus geschmolzenem Eis gesprungen bist. Aber das war mir egal. Wenn uns der Fluss vor dem Ritter rettete, sollte von mir aus das Blut in meinen Adern zu Eis erstarren. Später blieb genug Zeit zum Auftauen.
    In einem Gewirr aus Armen und Beinen schlugen wir auf dem Wasser auf. Die Strömung war so stark, dass sie uns flussabwärts
riss, weg von dem schwarzen Ritter. Er konnte uns nicht einholen. Ich schaute zurück und sah ihn, wie er am Ufer stand und uns entgeistert nachstarrte. Er versuchte nicht einmal uns zu verfolgen.
    Jetzt richtete sich meine ganze Aufmerksamkeit darauf, in dem eisigen Fluss zu überleben. Weißt du, wenn man ins Meer springt, bekommt man zuerst einen kleinen Kälteschock, doch der Körper gewöhnt sich schnell daran, und alles ist okay. Hier aber nicht. Das Wasser war viel zu kalt. Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde erstarren. Ich musste dagegen ankämpfen, da das Wasser weiße Schaumkronen und Strudel bildete, was auf Felsen schließen ließ. Irgendwann hatte ich einmal gehört, dass man sich, wenn man in solche Stromschnellen gerät, mit den Füßen flussabwärts treiben lassen soll, bis man eine ruhige Stelle erreicht, an der man ans Ufer schwimmen kann. Eine gute Idee, aber Loor machte Schwierigkeiten. Sie klammerte sich so fest an mich, dass ich kaum die Arme bewegen konnte. Ich musste mich von ihr lösen, sonst würden wir beide ertrinken.
    »Füße voran!«, brüllte ich. »Auf dem Rücken treiben lassen!« Ich gab mir Mühe, sie wegzuschieben, aber

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