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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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steigen. Vielleicht wurde der Ring so groß, dass ich hineinspringen konnte. Und da ich ein Reisender bin, konnte ich den Ring benutzen! Jawohl! Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich, als könnte ich die Kontrolle über mein Leben wiedererlangen. Wenn die richtige Zeit kam, erhielt ich den Ring von Osa und hatte damit die Fahrkarte für die Reise zur Erde. So lautete mein neuer Plan, und er gefiel mir gut. Alles wäre besser, als den Berg hochzuklettern und mich an den Quigs vorbeizuschleichen. Von frischer Hoffnung erfüllt, verließ ich die Hütte und stellte mich dem neuen Tag.
    Die Sonnen krochen gerade erst über den Horizont, und ich sah, dass mich ein schöner Tag erwartete. Zuerst wollte ich diesen Fluss finden und mich waschen. Nicht dass ich ein Sauberkeitsfanatiker oder so bin, aber die Felle, die ich trug, waren nicht gerade
frisch gereinigt. Ich weiß nicht, was schlimmer roch … mein Körper oder meine Kleidung. Ein kleiner Sprung ins Wasser wäre nicht schlecht, und so schlenderte ich durch das Milago-Dorf auf der Suche nach dem Badeplatz.
    Das Dorf erwachte. Rauch stieg aus den Schornsteinen der Hütten auf. Ein paar mit Feuerholz beladene Frauen eilten an mir vorbei. In der Ferne arbeiteten die ersten Bauern bereits auf den Feldern. Und ich sah auch etwas ziemlich Bedrückendes. Eine Gruppe Männer schlurfte den Pfad entlang, der von den Klippen zum Dorf führte. Bestimmt waren es Bergleute, da sie von Kopf bis Fuß voller Schmutz waren, genau wie die Männer, die gestern den Korb mit Glaze geschleppt hatten. Hatten sie etwa die ganze Nacht gearbeitet? Eine zweite Gruppe Arbeiter kam ihnen entgegen. Anscheinend fand gerade ein Schichtwechsel statt. Die Tagschicht löste die Nachtschicht ab.
    Obwohl das schlimm genug war, bedrückte mich etwas anderes weitaus mehr. Niemand sprach auch nur ein Wort. Sie vermieden sogar jeglichen Blickkontakt mit ihren Kameraden. Sie gingen zur Arbeit oder kehrten zurück, erledigten ihre Aufgaben, die wahrscheinlich täglich anfielen, zeigten aber keinerlei menschliche Regungen. Eigentlich hätte es mich nicht überraschen dürfen. Nach allem, was ich tags zuvor erlebt hatte, war mir klar, dass diese Leute Gefangene waren. Kagans Armee hatte ihnen alles genommen, auch ihre Seelen. An diesem Ort gab es keine Fröhlichkeit. Keine Hoffnung. Wahrscheinlich scheuten sie sogar davor zurück, Freundschaften zu schließen, weil sie nie wussten, wer Kagans nächstes Opfer war. Also hielten sie sich zurück und verharrten in ihrer eigenen gequälten Welt.
    Ich gebe es nur ungern zu, aber als ich dastand und die Männer beobachtete, fing ich an zu weinen. Normalerweise passiert mir das nicht so schnell. Klar, manchmal habe ich bei einem Film geweint. Doch das hier war etwas anderes. Das hier war echt. Ich
stand mitten in diesem Dorf, und es kam mir vor, als würde sich eine Zentnerlast an Traurigkeit auf mich legen. Eigentlich ist es so: Wie schlecht auch immer das Leben eines Menschen sein mag, es kann nur besser werden. Alles geht vorbei, und das Leben geht weiter. Wie bei mir. So mies, wie es mir im Augenblick auch ging – ich hatte die Chance, irgendwann wieder nach Hause zu kommen. Es gab Hoffnung. Doch für diese Menschen gab es kein Entkommen. Ihre Zukunft sah genauso schrecklich aus wie ihre Vergangenheit. So war ihr Leben, und die Hoffnungslosigkeit brachte mich zum Weinen. In diesem kurzen Augenblick spürte ich ihren Schmerz.
    Aber weißt du was? Das Gefühl hielt nicht lange an. Wenn überhaupt, dann verstärkte es meinen Wunsch nach Flucht noch. Klar, sie taten mir leid, doch das war nicht mein Problem. Das alles ging schon seit vielen Jahren so, und egal, was ich tat, ich konnte es nicht ändern. Im Moment hatte ich genug eigene Sorgen. Ich wischte mir die Tränen ab, senkte den Kopf und machte mich auf die Suche nach dem Pfad, der zum Fluss führte. Schon nach wenigen Schritten packte mich jemand an der Schulter und riss mich herum.
    »Crabble-Nektar?« Es war Figgis, der komische kleine Mann, der mir gestern den Pullover verkaufen wollte. Er hielt mir eine Feldflasche entgegen, die mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt war. »Sehr köstlich. Sehr selten. Nur vier Quills.«
    Ich nahm an, dass es sich bei Quills um Geld handelte.
    »Danke, nein«, sagte ich und ging weiter. Doch Figgis stellte sich mir in den Weg. Diesmal hielt er etwas in der Hand, das wie eine unförmige Gürteltasche aussah, anscheinend aus Stroh geflochten.
    »Zwanzig Quills!«,

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