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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D J MacHale
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Elitesoldaten der Navy oder einen FBI-Agenten oder einen dieser muskelbepackten Ringkämpfer nehmen sollen. Ganz sicher keinen vierzehnjährigen Schüler. Selbst wenn ich den Milago hätte helfen wollen, so hätten sie in der Sekunde, in der ich den Mund aufmachte, gemerkt, dass ich bloß ein Hochstapler war. Nein, es war viel besser, mich an meinen Plan zu halten und so schnell wie möglich zum Flume zu gelangen und zu verschwinden.
    Nur eines machte mir Kummer. Onkel Press steckte in Schwierigkeiten. Schlimmer noch. Morgen wollten sie ihn hinrichten. Doch was sollte ich tun? Wenn ich versuchte, zu ihm zu gelangen, würden mich Kagans Ritter in Stücke hacken, und wir wären beide tot. Ich steckte in einer furchtbaren Klemme.

    Als Loor und ich ins Dorf zurückkehrten, begrüßte uns Osa mit besorgten Blicken. Wahrscheinlich spürte sie, dass es nicht zum Besten stand. Noch ehe sie eine Frage stellen konnte, verkündete Loor: »Er muss die Minen sehen.«
    Osa fragte nicht, warum. Sie sah ihre Tochter an und seufzte laut.
    »Komm mit, Pendragon«, sagte sie und ging davon.
    »Was ist, wenn ich die Minen nicht sehen will?«, fragte ich, denn genauso war es.
    Osa sah mich durchdringend an. Sie schimpfte nicht. Sie versuchte auch nicht, mich einzuschüchtern. Es ist schwer zu beschreiben, aber der Blick, den sie mir zuwarf, war absolut fest. Er besagte: »Du kommst mit und siehst dir die Minen an, denn das erwarte ich von dir.« Vielleicht wirkte es irgendwie hypnotisch, doch ich wusste sofort, dass mir nichts anderes übrig blieb. Also folgte ich ihr. Seltsam, nicht wahr?
    Loor schloss sich uns nicht an, und Osa forderte sie auch nicht dazu auf. Wir gingen allein, und das war mir nur recht.
    Als wir durch das Dorf marschierten, fiel mir etwas auf. Vorher hatte ich nicht darauf geachtet. Wann immer wir an einem Milago vorbeigingen, sah er uns schnell an. Sobald wir Blickkontakt hatten, schaute er wieder zu Boden und eilte weiter. Eigenartig. Es schien, als würden sie mich beobachten, hätten aber Angst, mich ganz offen anzusehen. Bis vor Kurzem hatten sie sicher nicht einmal etwas von meiner Existenz geahnt. Sie redeten nicht miteinander und schon gar nicht mit mir. Bis auf Figgis. Er war der einzige Milago, der mit mir sprach. Alle anderen hielten sich zurück, beobachteten mich aber verstohlen. Jede Wette, die Leute musterten mich und dachten: »Das soll der Kerl sein, der unseren Aufstand anführen wird? Das ist doch noch ein halbes Kind!« Und sie hatten natürlich recht.
    Ich folgte Osa den Pfad entlang, der zum Ozean führte. Wir gingen
ein paar Meter durch den Wald, als ich einen zweiten, kleineren Weg bemerkte, der nach rechts abbog. Wir nahmen ihn, und er brachte uns zu einer Lichtung, auf der eine Art großes Steinpodest stand. Es sah fast aus wie die Plattform auf dem Dorfplatz, auf der die Transferzeremonie stattfand, wurde aber nicht von einem Holzboden bedeckt. Ein hohes Gerüst war darüber errichtet worden, an dem ein großer Flaschenzug hing. Ein dickes Seil baumelte vom Rad in ein Loch hinunter. Zwei kräftige Männer zogen daran etwas in die Höhe. Die Szene erinnerte mich an einen dieser altmodischen Ziehbrunnen. Doch die Männer holten kein Wasser ans Tageslicht, sondern Glaze. Sie hievten einen schweren Korb an die Oberfläche und leerten ihn aus. Ein paar grobe Glaze-Steine fielen heraus. Die beiden sahen sich an und seufzten. Offenbar kein guter Fang. Ich wusste, dass sie genug Glaze fördern mussten, um die Frau des Mannes aufzuwiegen, der gestern getötet worden war. Sie legten die Steine auf einen Haufen neben dem Podest. Er war nicht besonders hoch. Falls sie nicht mehr Glaze fanden, würde man die arme Frau zu ihrem Mann auf den Boden der Grube werfen. Ein kalter Schauder lief mir den Rücken hinunter.
    Osa ging auf das Podest zu, setzte sich und schwang die Beine über den Rand. »Sei vorsichtig!«, befahl sie mir und ließ sich in die Öffnung hinab. Wohin wollte sie? Würde sie springen? Ich eilte ihr hinterher, schaute in die Tiefe und entdeckte eine Leiter, die am Rand des Schachtes hing. Osa kletterte in die scheinbar bodenlose Tiefe hinab. Kurz darauf war sie nicht mehr zu sehen. Ich blickte die beiden Männer an. Klar, sie beobachteten mich. In der Sekunde, als unsere Blicke sich trafen, schauten sie zu Boden. Ich war unsicher, was schlimmer war: das Gefühl, von allen beobachtet zu werden, oder auf einer wackligen Leiter in die Finsternis hinabzusteigen.
    »Jetzt, Pendragon!«,

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