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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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Lächeln. »Ich meine
nicht Tyl, sondern Mr. Parker. Er hat schließlich seine Frau verloren wie Sie
Ihren Mann. Wäre es da nicht ganz natürlich, wenn sie beide daran denken
würden, sich zusammenzutun? Ich bin mit den Bohnen fertig.«
    Susan stand mit geballten Fäusten am Herd. Sie holte tief Luft und
sagte dann: »Die Teller sind dort drüben in der Schublade. Wenn Sie den Tisch
decken wollen ...«
    Delia warf die leeren Bohnenschoten in den Korb, stand auf und
ging zu dem Küchenschrank. In den Schubladen befanden sich Zinngeschirr und
bestickte Servietten. So schöne Dinge würden Tyl bestimmt gefallen.
    »Nat hat nicht um meine Hand angehalten«,
hörte sie Susan hinter sich sagen. »Er ist ein guter Mann, aber wir passen
nicht zusammen.«
    Das heißt, dachte Delia, sie wartet auf einen besseren Mann. Sie
wartet auf Tyler Savitch.
    Tyl aß drei Scheiben von dem Hirschbraten, nahm sich mehrmals von den
Bohnen und verschlang anschließend vier Stück Kuchen mit frischer Sahne.
    Nach dem Essen stand Susan auf und griff nach einem Mehlsack. Sie
erklärte, daß sie und Tobias zur Mühle gehen wollten. Dabei sah sie Tyl
erwartungsvoll an, aber er lächelte nur, ohne seine Begleitung anzubieten.
    Caleb und Elizabeth setzten sich auf die Bank vor das Feuer, und
Caleb schlug die Bibel auf. Tyl machte es sich auf einem umgedrehten Faß
bequem, auf das er ein weiches Fell legte. Er reinigte hingebungsvoll sein
Gewehr und vergaß darüber sogar seine Pfeife. Delia setzte sich auf den
Fußboden und nutzte den Schleifstein als Lehne. Auf diese Weise war sie ihm
nahe, ohne daß es auffiel, und sie hatte ihn direkt im Blick. Fast eifersüchtig
beobachtete sie, wie seine langen schlanken Finger den Gewehrlauf hielten. Er
tat wie immer alles sehr behutsam und war völlig in seine Arbeit vertieft.
    Einmal hob er unvermittelt den Kopf und sah sie an, aber Delia
konnte seine Gedanken nicht lesen.
    Wird er in der kommenden Nacht mit Susan
schlafen?
    Caleb las gerade mit seiner tiefen tönenden Stimme den dreiundzwanzigsten
Psalm, als es energisch an der Tür klopfte. Tyl lehnte das Gewehr gegen das Faß
und stand auf. Aber schon im nächsten Augenblick wurde der Riegel
zurückgeschoben, und eine dicke große Frau trat ein. Sie blieb auf der Schwelle
stehen und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Raum. Als sie Tyl
entdeckte, nickte sie zufrieden.
    Tyl murmelte: »Verdammt ...«, und sah sich
suchend um, als hoffe er auf eine Möglichkeit zur Flucht. Die Frau kam durch
den Laden geradewegs auf ihn zu. Er ging hinter dem Faß in Deckung. Auf halbem
Weg blieb sie schnaufend stehen, stützte sich auf die Pendeltür und wies
drohend mit dem Zeigefinger auf ihn. »Sie können mir nicht entkommen. Meine
Schwester hat Sie heute morgen gesehen. Wir wissen alle, daß Sie wieder da
sind, Tyler Savitch!«
    »Ich habe nichts zu verbergen, auch nicht vor Ihnen, Sara Kemble«,
erwiderte Tyl und fügte dann freundlich hinzu: »Hallo, Obadia, wie geht es?«
    Die Begrüßung galt einem kleinen, dünnen Mann, der hinter dem
Riesenweib kaum zu sehen war. Der Mann hatte einen weißen Bart mit gelblichen
Strähnen und kleine blaßblaue Augen mit großen Tränensäcken.
    »Was bringt euch denn nach Falmouth Neck?« fragte Tyl übertrieben
erstaunt, aber unverkennbar in der Hoffnung, das Gespräch auf ein harmloses
Thema zu bringen.
    Obadia Kemble wollte antworten, aber seine
Frau kam ihm zuvor. »Wir besuchen meine Schwester. Aber das geht Sie nichts an.
Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über meine Angelegenheiten zu reden.«
    Sara Kemble stieß ungnädig die halbhohe Pendeltür auf, stürmte
weiter und blieb schließlich mitten in dem Wohnraum stehen. Ihr Mann hielt sich
verschüchtert hinter ihr.
    Sara Kemble trug einen weiten, dicken
gesteppten Rock und eine weiße Morgenhaube mit langen Bändern. Wenn sie sich bewegte,
erinnerte sie an eine Fregatte mit gesetzten Segeln. Ihre stechenden Augen
glitten über Delia hinweg und richteten sich auch nur kurz auf die Hookers.
Caleb hatte sich bei ihrem Eintritt höflich erhoben und lächelte zurückhaltend,
aber sie übersah ihn. Sie drehte sich in ganzer Fülle Tyl zu und fragte
herrisch: »Also, wo ist er? Was haben Sie mit ihm angestellt?«
    Tyl gab sich nicht ungekonnt den Anschein
reinster engelhafter Unschuld und fragte seinerseits: »Mit wem habe ich was angestellt?«
    »Spielen Sie nicht den Einfaltspinsel, Tyl!«
schnaubte Sara. »Sie wissen sehr wohl, daß wir Sie nach Boston geschickt

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