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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Brüste
entlang und folgte genußvoll ihren Formen.
    Bria hob den Kopf. Ihre Blicke
trafen sich, und sie wußte bereits, was er wollte, bevor er sprach.
    »Stimmt
es, was man über euch irische Frauen sagt?« Das Instrument zum Abhören hing in
der anderen Hand. Das kleine Hörrohr schwang wie ein Pendel langsam
hin und her ... hin und her. »Habt ihr soviel Feuer im Leib wie Feuer auf dem
Kopf?«
    Bria hörte
ihren Atem, der feucht und dick in der Kehle rasselte. Aus ihrer Brust brach
ein lautes, quälendes Husten hervor, das selbst in ihren Ohren schrecklich
klang.
    Das metallene Hörrohr schwang
hin und her. »Haben Sie die Schwindsucht?« Es war eine Frage, doch es war als
Beschuldigung gemeint.
    Bria
öffnete einen weiteren Knopf ihres Unterkleids. Sie drehte den Oberkörper
etwas, so daß ihre Brust seine Handfläche ausfüllte. Doch als die Brustwarze
sich unter seinen Fingern zusammenzog und aufrichtete, wandte sie sich
schaudernd mit einem Ruck ab.
    Er seufzte und ließ die Hand
sinken. »Schwindsucht ist ein anstekkendes Leiden«, sagte er. »Ich muß alle
Fälle von ansteckenden Krankheiten der Gesundheitsbehörde melden.
Wahrscheinlich wird man Sie zurückschicken.«
    »Und wenn ...« Ihre Stimme
versagte, und sie mußte neu ansetzen. »Und wenn Sie es nicht melden?«
    »Komm mit«,
sagte er nur. Mehr brauchte er nicht zu sagen. »Meine Mädchen«, flüsterte sie.
Angst und Scham schnürten ihr die Kehle zu, so daß sie kaum atmen konnte.
    Der Arzt
wandte sich an eine Frau, die neben seinem Schreibtisch stand und Eintragungen
in ein großes schwarzes Buch machte. Bria hielt den Blick gesenkt und sah nur
die schwarzen Knöpfstiefeletten der Frau und den Saum des dunkelblauen
Drillichrocks.
    »Miss
Spencer«, sagte er, »ich muß diese Frau gründlicher untersuchen. Geben Sie den
beiden kleinen Mädchen einen Pfefferminzlutscher und achten Sie darauf, daß sie
nicht davonlaufen.«
    Bria
folgte ihm in den kleinen Raum, der mit Schreibtischen und Holzkisten
vollgestellt, aber menschenleer war. Sie drehte sich nach der offenen Tür um.
Sie wollte hinauslaufen und wußte doch, daß sie es nicht tun würde.
    Sie blickte auf die Schlange,
wo man den Leuten die Haare kämmte und sie auf Kopfläuse untersuchte. Einer
Frau hatte man gerade die Haare bis dicht über der rosa Kopfhaut abgeschnitten.
Ihr Gesicht war feuerrot vor Scham. Sie hielt die Augen fest geschlossen und
zitterte. Emma sah zu, wie ein Mann einen Eimer hochhob und der Frau
Schwefelwasser über den Kopf goß.
    Eine Hand
berührte sie im Nacken. Bria zuckte zusammen. »Ich hoffe, Sie stecken sich bei
mir an«, sagte sie zu ihm. »Ich hoffe, Sie verrecken daran.«
    Er lachte. »Kleines, das
einzige, womit ich mich an dem Teil von dir anstecken kann, der mich
interessiert, sind die Pocken.« Er lachte wieder und schloß die Tür mit einem
leisen Klicken. Ein lächelndes Clownsgesicht mit weißen Lippen auf einem
Varieté-Plakat ersetzte das rote Gesicht der Frau mit den geschorenen Haaren.
    Als Bria
durch die Tür hinausging, wußte sie bereits, daß sie niemals sagen würde, was
ihr angetan worden war und was sie zugelassen hatte. Sie würde Shay nichts
davon sagen, der unter der Last der Scham wegen dem, was sie seinetwegen
bereits von dem Friedensrichter hatte erdulden müssen, beinahe das Leben
verloren hatte. Und sie würde es Gott nicht sagen, dessen Gebot sie übertreten
hatte.
    Wenn eine
Frau bei einem Mann lag, der nicht ihr Ehemann war, sei es für Geld oder für
ein Gesundheitszeugnis, das ihr die Einwanderung ermöglichte – in den Augen der
Mutter Kirche gab es in dieser Hinsicht keinen Unterschied. Bria McKenna hatte
die Hure gespielt.
    Bria hielt
das Dokument fest umklammert, als sie und die Mädchen schließlich durch das
hohe Tor von Castle Garden mit seinen riesigen Säulen hinaus auf die Straße
traten, auf der sich unzählige rufende Menschen, Karren und Wagen drängten. Sie
konnte sich nicht vorstellen, wie sie Shay in diesem Menschengewimmel jemals
finden sollte. Und plötzlich war sie sich sicher, daß alles umsonst gewesen war
– ihre Sünde und ihre Scham. Gottes schnelles und schreckliches Schwert der
Vergeltung würde sie auf der Stelle für immer voneinander trennen. Gott würde
nicht zulassen, daß sie Shay in Amerika fand, in der Neuen Welt, für die sie
soviel aufgegeben hatte.
    Bria drehte
sich immer wieder im Kreis, bis ihr schwindlig wurde und sie schreien wollte.
Inmitten des Getöses glaubte sie zu hören, daß

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