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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Sie holte rasselnd Luft. »Ich
hatte solche Angst, du ... würdest nicht kommen.«
    »Wie sollte
ich nicht kommen und das wichtigste und schönste Ereignis der Saison verpassen?«
Aus Emmas Kehle, die wie zugeschnürt war, drang ein seltsames Geräusch,
gleichzeitig ein Lachen und Schluchzen. Die Liebe, die sie für diese Frau, ihre
Freundin, empfand, war süß und schmerzlich.
    Neben dem Bett stand ein
Küchenstuhl. Emma setzte sich darauf, und ihr Chiffonkleid raschelte. »Ich muß
sagen, Mrs. McKenna«, begann sie in einer
übertriebenen Nachahmung des Plaudertons der feinen Gesellschaft. »Sie haben
sich eine schöne Nacht für dieses große Ereignis ausgesucht. Am Himmel ist kein
Wölkchen zu sehen. Aber der Wind kommt aus Südwesten, und das bedeutet am
Morgen immer feuchtes Wetter.«
    Brias
verzerrter Mund lockerte sich zu einem Lächeln. Dann erfaßte ein heftiger
Krampf ihren ganzen Körper, und sie öffnete den Mund weit zu einem stummen
Schrei. Die Wehe schien ewig zu dauern. Als sie endlich nachließ, lag Bria
erschöpft und zitternd im Bett. Man sah die Spuren ihrer Zähne auf den
bläulichen Lippen. Doch als sie Emma ansah, brannte in ihren dunklen Augen das
Leben.
    »Halt ...
meine Hand«, murmelte sie.
    Emma zog
die Abendhandschuhe aus und ließ sie zu Boden fallen. Sie griff nach Brias
Hand, die schlaff auf dem Laken lag. Sie hatte noch nie etwas so Kaltes wie
Brias Hand gehalten. Es war, als habe sich das Leben aus dem ganzen Körper in ihre
ungewöhnlichen Augen zurückgezogen. »Du hast ... getanzt«, flüsterte Bria.
    Emma lächelte. »Es war öde und
langweilig. Der Geiger hatte seinen Bogen vergessen und mußte die Saiten mit
der Nase streichen, das Cello hat ständig den Einsatz verpaßt, und ich bin dem
armen Mr. Alcott oft genug auf die Füße getreten, um ihn für alle seine Sünden
büßen zu lassen.«
    Bria lachte
schwach. Dann kam der nächste qualvolle Krampf, und sie überließ sich dem lang
anhaltenden, stechenden Schmerz. Als es vorüber war stieß sie zwischen
keuchenden Atemzügen hervor: »Es kann sein ..., daß ich mich von Zeit zu Zeit
... ein kleines bißchen festhalten muß.«
    Emma schob ihr mit der anderen
Hand die nassen Haare aus der Stirn. »Das macht nichts. Dafür ist eine Freundin
schließlich da ..., daß sie einem hilft, wenn man sie braucht.«
    Shay trat mit Tüchern und einer
Schüssel voll Wasser an die andere Seite des Bettes. Emma überlief ein
Angstschauer, als ihr plötzlich die volle Bedeutung seiner Worte klarwurde.
    Die Hebamme
ist nicht gekommen.
    »Ich habe
einige Übung darin«, sagte er zu Emma, als könnte er ihre Gedanken
lesen. »Beim letzten Mal ist unsere Merry so schnell gekommen, daß keine Zeit
zum Nachdenken war und schon gar nicht, jemanden zu holen.«
    Er beugte sich vor und sagte zu
seiner Frau etwas auf gälisch. Obwohl seine Stimme heiser und mißtönend klang,
wußte Emma, es waren zärtliche Worte, denn die Liebe der beiden war wie immer
so stark und gegenwärtig wie ein lebendiges Wesen im Zimmer.
    Trotz
seiner großen Hände zog er das Bettlaken mit erstaunlicher Behutsamkeit von den
gespreizten Schenkeln seiner Frau. Brias Nachthemd bauschte sich um ihre Hüfte,
und der Schweiß rann ihr in Strömen über die Beine. Ihr gewölbter Bauch zuckte
und zitterte, verkrampfte sich plötzlich und preßte sich zusammen wie eine
riesige geballte Faust.
    Während
Shay seine Frau zwischen den Schenkeln wusch, sah sich Emma im Schlafzimmer um
und bemerkte, wie schäbig es wirkte. Es war kaum möbliert. Es gab nur das Bett,
über dem ein Kruzifix an der Wand hing, den Waschständer und eine kleine
Kommode, deren Lack stellenweise abgeplatzt war. Darauf war unter einer
Postkarte der Heiligen Maria so etwas wie ein Altar aufgebaut. Emma wurde
plötzlich klar, daß Shay die Mädchen in die Küche geschickt haben mußte. Sie
fragte sich, ob das bedeutete, daß, was immer auch geschehen würde, nicht mehr
lange auf sich warten ließ.
    Was immer
auch geschehen würde ...
    Ihre
Unwissenheit machte ihr Angst. Sie kannte die Regeln der Etikette für die
Gastgeberin eines Banketts für vierunddreißig Personen. Doch ein
siebzehnjähriges Mädchen wußte mehr als sie über einen so elementaren
Bestandteil des Lebens wie eine Geburt. Aber das, was immer auch geschehen
würde, ließ schließlich doch länger auf sich warten.
    Bria hielt
Emmas Hand umklammert, drückte sie fest und quetschte ihr Fleisch und Knochen,
während in den langen Nachtstunden die

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