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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Kiefern, stattlichen Ulmen und breit ausladenden
Ahornbäumen gesäumt.
    »Wo ist mein Bruder, der
Halunke?« fragte sie Shay, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen
Kuß. Er trug den kleinen Jacko, der wie in einen Kokon gewickelt war, in einem
Strohkorb.
    Bria schlug
den Zipfel der Decke zurück und sah, daß der Kleine schlief. Sie hob die Hand,
um Emma herbeizuwinken. Doch ihre Freundin war noch auf dem Boot, machte sich
an den Segeln zu schaffen und sah nicht in ihre Richtung.
    »Der
Bischof hat den guten Vater heute morgen zu sich bestellt«, erklärte Shay. »Und
in diesem Fall wäre ein >ich komme später< nicht die richtige Antwort
gewesen.«
    »Och, der arme Junge. Er hat wieder Schwierigkeiten. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.« Ihr Bruder hatte noch
nie zu jenen gehört, die sich an die Regeln hielten, und selbst das Priesteramt
hatte ihn nicht völlig von seinem Eigensinn geheilt.
    Shay lachte laut und gab ihr das
Kind. »Donagh hat gesagt: >Es ist unwahrscheinlich, daß er mich rufen läßt,
um mir einen Heiligenschein um den Kopf zu hängen.<«
    Shay und die Mädchen sammelten
Treibholz für das Feuer, über dem sie die Muscheln kochen wollten. Der kleine
Jacko lag zufrieden in seinem Strohkorb, und Bria half Emma, eine Decke
auszubreiten und den Picknickkorb auszupacken, den sie mitgebracht hatte.
    »Nur ein
paar Kleinigkeiten zum Knabbern«, hatte Emma gesagt, »während wir darauf
warten, daß die Muscheln fertig sind.« Emmas Vorstellung von >ein paar
Kleinigkeiten< zum Knabbern waren gekochte, scharf gewürzte Eier,
Hummerbrötchen, Champagner, Pfirsiche und Kokos-Meringuen. Als Bria im Korb
weiter nach unten vordrang, entdeckte sie, daß Emma sogar Teller und
Silberbesteck mitgebracht hatte, um die >Kleinigkeiten< zu essen. Die
Teller waren so dünn, daß Bria durch das Porzellan hindurch ihre Hand sah. Und
in dem Korb lagen vier verschiedene Arten Gabeln.
    Sie hielt eine Gabel hoch, um
sie besser betrachten zu können – sie war klein, dünn, hatte zwei Zinken und
sah aus, als sei sie ungefähr so brauchbar wie ein Maultier mit drei Beinen.
»Wofür ist die denn gut?« fragte sie verwundert.
    Emmas Mund verzog sich zu ihrem
typischen scheuen Lächeln. »Das ist eine Austerngabel. Nur für den Fall ...«
    »Für
welchen Fall?«
    Emma zuckte in ihrer
unverkennbaren Art die Schultern. »Für den Fall, daß wir Austern finden und
beschließen, sie zu essen.«
    In diesem Augenblick flog eine
Möwe vorbei und ließ eine Auster auf einen nahegelegenen Felsen fallen. Die
Auster brach auf, und die Möwe stürzte sich auf den saftigen Leckerbissen.
    »Wir sollten dem Vogel eine deiner Gabeln geben«, meinte
Bria. Emma hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken.
Doch dann lachte sie doch ungezwungen. Sie lachte so sehr, daß Bria bald mit
ihr lachte, obwohl sie nach der Geburt immer noch Schmerzen hatte. Sie fand es lustig, daß die feine
Gesellschaft besondere Gabeln brauchte, um Austern zu essen, und die Möwen
ohne Silberbesteck auskamen. Trotzdem war es interessant zu wissen, daß es in
dieser seltsamen und wunderbaren Welt so etwas wie eine Austerngabel gab.
    »Was ist
an diesem Tag das Besondere, daß ihr beiden so lachen müßt?« fragte Shay, als
er und die Mädchen mit den Armen voller Holz zurückkamen und es in den Sand
fallen ließen. Als Bria versuchte, es ihm zu erklären, sah er sie an, als habe
er das Gefühl, sie sei zu lange in der Sonne gewesen. Noreen und Merry
lächelten sich verstohlen zu.
    Emma
reichte Bria einen Pfirsich. »Iß einen von denen«, sagte sie noch immer
lachend. Selbst ihre Augen lachten. »Es kann allerdings sein, daß du ihn erst
auf den Felsen da drüben zerschmettern mußt ... ich habe nämlich die Obstmesser
vergessen.« Und schon lachten die beiden wieder.
    Als sich Bria schließlich den
schmerzenden Leib hielt und die Tränen aus den Augen wischte, blickte sie
hinüber zu Shay und sah, daß er tief in seinen grauen Augen auch lächelte.
    Bria fing
sofort wieder an zu lachen und biß in den Pfirsich. Der Saft rann ihr aus den
Mundwinkeln und tropfte ihr über das Kinn. Er schmeckte so köstlich, daß sie
ein Schauer überlief, weil es etwas so Wunderbares war.
    Bria
drehte sich um, weil sie das Emma mitteilen wollte. Sie kannten sich jetzt
schon so gut, aber auch diesmal verschlug es ihr die Sprache angesichts der
atemberaubenden Schönheit ihrer Freundin. Emma sah aus, als solle sie
porträtiert werden. Sie trug

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