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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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es nicht ertragen zu wissen, daß sie zusehen,
wie ihr Vater für Geld seine Ehre verkauft.«
    »Ich tu es
für die Kinder«, hatte er erwidert.
    Sie war so
wütend, daß er im ersten Augenblick glaubte, sie werde ihn schlagen. »Lüg mich
nicht an, Seamus!« sagte sie, und ihre Worte trafen ihn um so tiefer, als sie
leise sprach und nicht schrie. »Du tust es für Irland. Und was bedeutet Irland
deinem Sohn, der nicht einmal dort geboren ist, und den Mädchen, die sich kaum
an dieses Land erinnern? Wann wirst du sie einmal über Irland stellen, Shay? Wann
komme ich einmal an erster Stelle? Wird dir das vielleicht dann endlich in den
Sinn kommen, wenn ich tot bin?«
    Er schlang
die Arme um sie und preßte sie an sich. »Gütiger Gott, Bria. Sag das nicht. Du
weißt, daß ich dich mehr liebe als alles auf der Welt.«
    Es dauerte einen Augenblick,
bevor sie nachgab. Sie umarmte ihn, legte den Kopf an seine Schulter und
schenkte ihm den süßen Trost ihres Körpers, wie sie es immer tat. »Ich habe nie
gesagt, daß du mich nicht liebst.«
    Er hatte
sich bei diesen Worten wirklich geschämt und schämte sich auch jetzt noch. Er
empfand Scham und Trauer, weil er wußte, wie schwer er sie enttäuschte. Ehre
bedeutete seiner Bria alles. Vielleicht war das einzige, was ihr mehr bedeutete
als Ehre, ihre Liebe zu ihm und den Kindern.
    Allerdings
sah sie ihn jetzt nicht gerade liebevoll an. Er schüchterte die meisten Männer
bereits durch seine Größe ein, doch seine Frau hatte sich immer gegen ihn
behauptet und niemals klein beigegeben. Bria war gottesfürchtig, aber er
bezweifelte, daß es neben Gott noch irgend etwas gab, wovor sie Angst hatte.
    Als sich
ihre Blicke trafen, lächelte er ihr zu. Er hatte oft auf diese Weise gelächelt,
wenn ihn plötzlich die Lust auf Bettspiele überkam und sie mit ihren endlosen
Hausarbeiten beschäftigt oder nicht in der richtigen Stimmung war, bis er sie
mit diesem Lächeln entwaffnet hatte.
    Doch
diesmal würde dieses Lächeln vielleicht nichts nützen. Aber dann sah er, wie
ihr ganzer Körper weich zu werden schien. Obwohl er sie wegen der Entfernung
und all den Menschen, die sie voneinander trennten, nicht gut sehen konnte,
glaubte er, eine Wärme in ihren Augen zu entdecken, die einladende Wärme eines
Feuers in einer bitterkalten Nacht. Er glaubte zu sehen, daß sich ihre Mundwinkel
zu einem Lächeln hoben, für das sich ein Mann sofort mit einem Kuß bedanken
möchte. Auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck einer Frau, die ihren Mann immer
lieben und ihm immer verzeihen würde, auch wenn sie wußte, daß sie es besser
nicht tun sollte. Shays Kehle wurde plötzlich eng und rauh, wie in seiner
frühen Jugend, wenn er das Bedürfnis hatte zu weinen, aber wußte, daß er jetzt
zu alt dafür war.
    Es war
lange her, daß er an diese Zeit an den Stränden von Gortadoo gedacht hatte.
Doch jetzt erinnerte er sich. Er dachte daran, wie sehr er die Stärke bewundert
hatte, die er in ihr entdeckte, schon bevor er ihr wahres Ausmaß kannte. Er
hatte ihre Ausdauer und Anmut bewundert, wenn sie die Netze zum Trocknen auf
den Steinen ausbreitete, die Art, wie sie sich breitbeinig in den Sand stellte
und die nackten Füße im Sand vergrub, sich im Sand zu verwurzeln schien. Bria
stand immer mit beiden Beinen fest auf der Erde und hing nie törichten Träumen
nach wie er.
    Er dachte
an das Gefühl seines Körpers, an den Hunger, wenn sich seine Brust an ihren
Rücken gedrückt hatte und er die Hände unter ihren Brüsten verschränkte,
während sie beobachteten, wie die Sonne langsam im violetten Meer versank, und
der Wind ihm ihre Haare ins Gesicht wehte, wenn er ihren Geruch einatmete, und
sein Herz so verwirrt war, daß es zu schlagen vergaß.
    Shay dachte
an ihr Gesicht, das in der dunklen und geheimen Höhle ihrer verborgenen Liebe
über ihm geschwebt hatte, während ihre Schenkel seine Hüfte umklammerten und
ihre Brüste schwer auf seiner Brust lagen, ihre Tränen salzig und warm auf
seine Wangen fielen, als er sagte: »Ich werde Priester.« Sogar damals hatte er
gelogen.
    Er spürte
einen heftigen Schlag auf dem Rücken, der ihn mit einem spürbaren Ruck aus den
Gedanken an seine Frau und von ihrem Anblick losriß. Vor ihm tauchte das
besorgte Gesicht seines Schwagers auf.
    »Ich weiß
nicht«, sagte Donagh, »wo du mit deinen Gedanken gewesen bist, Boyo. Aber
du pfeifst sie besser zurück, sonst findest du dich in der ersten Runde nach
zehn Sekunden flach auf deinem Hintern.«
    »Kümmere du

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