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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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dich um deine
Sachen«, brummte Shay, »und überlaß mir meine.«
    Donaghs
reckte das Kinn. »Da kannst du dir sicher sein. Meine Schwämme schwimmen alle
im Eimer, meine Handtücher liegen bereit, und ich spiele den Helfer eines
Mannes, der vergessen hat, sich wie der Champion zu benehmen, der er ist.«
    Shay stieg eine flammende Röte
ins Gesicht. »Ah, Dhia, Donagh. Ich hätte lieber sagen sollen, daß du
ein guter Mann in meiner Ecke bist. Und daß ich dankbar bin, dich dort zu
haben.«
    Donagh
seufzte, zuckte die Schultern und wurde sogar ebenfalls etwas rot. »Nun ja ...
das haben wir dem Bischof zu verdanken, dem klugen Mann.«
    Der
Bischof war keineswegs erfreut gewesen zu hören, daß einer seiner Priester bei
einer Boxveranstaltung als Helfer im Ring stehen würde. Aber er änderte seine
Meinung, als er hörte, daß ein großer Teil des Preisgelds seinen Weg in den
Opferkasten für die Armen der Kirche Saint Mary finden sollte.
    Der
Ringrichter rief die beiden Gegner in die Mitte des Rings, wo sie sich die Hände
schüttelten. Beide Männer kämpften von der Hüfte aufwärts nackt. Sie trugen
knöchellange, enge weiße Hosen und Lederschuhe. Der Champion aus Harvard war
jedoch in einen seidenen, blaugrünen Bademantel gehüllt, der Vater O'Reilly
eine höchst unpriesterliche Bemerkung entlockte.
    Shay
blickte seinem Gegner zum ersten Mal direkt ins Gesicht. James Parker war ein
junger Mann mit einem gut trainierten Körper, weit auseinanderstehenden Augen
und einer langen schmalen Yankee-Nase. Die Nase wirkte irgendwie zu gerade in
dem verwöhnten Gesicht, und Shay schwor sich auf der Stelle, sie dem Jungen zu
brechen, bevor er in der vierten Runde für Irland – Gott segne dieses Land – zu
Boden gehen würde.
    Als sie sich die Hand reichten,
blickte Shay dem anderen Mann geradewegs in die Augen und sah seine Angst.
    Im Ring gab
es immer Angst. Man konnte sie bitter und scharf wie Säure auf der Zunge
schmecken. Man konnte sie im eigenen Schweiß riechen. Das Geheimnis des Sieges
lag darin, daß man sich auf die Angst stürzte, daß man die Angst, die man in
sich entdeckte, mehr haßte als den Mann, der einem im Ring gegenüberstand.
    Der Ringrichter trennte ihre
Hände, und jeder zog sich in seine Ecke zurück. Shay ließ sich von Donagh die
Riemen der dünnen ledernen Trainingshandschuhe festbinden.
    Sie trugen
die Handschuhe, um zum Schein dem Gesetz Genüge zu tun, das diesen Schutz selbst bei Schaukämpfen und
öffentlichen Trainingsveranstaltungen vorschrieb. In Irland hatte er mit
nackten Fäusten gekämpft, die er vorher in Walnußsaft hielt. Damals waren seine
Hände so hart und fest wie die Stümpfe von Baumästen gewesen. Jetzt waren sie
nicht mehr so unverwundbar, und er wußte, selbst mit Handschuhen würden sie am
Ende des Abends geschwollen und blutig sein.
    Donagh band den letzten Riemen
zu und blickte zu ihm auf. »Du hast also einen Plan«, sagte er leise, »wie du
vorgehen willst?«
    »Ja«,
antwortete Shay. Er würde drei Runden lang ordentlich kämpfen, um den
Zuschauern die Schau zu liefern, die sie erwarteten. Es würden die Regeln des Marquess
of Queensbury gelten, nach denen ein Boxer disqualifiziert wurde, der zu Boden
ging, ohne getroffen worden zu sein, selbst wenn er nur ausrutschte. In der
vierten Runde würde das Segeltuch so feucht von Blut und Schweiß sein, daß Shay
überzeugend einen >Ausrutscher< spielen konnte.
    »Ich werde
es ...«, überzeugend machen, wollte er sagen. Er beendete den Satz
allerdings nicht, denn er hatte plötzlich in der lärmenden Menge, die sich um
den Ring drängte, Emma entdeckt.
    Ihre Hand
lag auf dem Arm ihres zukünftigen Mannes, dem gut-aussehenden und reichen
Geoffrey Alcott. Doch Shay konnte selbst auf die Entfernung erkennen, daß sie
den Blick wie gebannt auf den Ring richtete, und er fragte sich, was sie sah.
War es Shay McKenna, der irische Raufbold, der jeden Gegner mit seinen Fäusten
besiegte, oder sah sie den fahrenden Ritter für den er sich hielt? Würde es sie
interessieren, ob er hart und fair kämpfte oder seine Ehre für das Geld
wegwarf, mit dem Gewehre für Irland und die irische Sache gekauft werden
sollten?
    Gott im
Himmel ... Es war schwer genug, die schmerzliche Gewißheit zu ertragen, daß er
durch das, was er tat, in der Achtung seiner Frau gesunken war, ohne sich
darüber Sorgen zu machen, was Miss Emma Tremayne wohl denken würde. Doch zu
seinem Erstaunen stellte er fest, daß es ihm nicht gleichgültig war.

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