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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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scheint und sich kein Lüftchen regt.« Er machte ein ernstes Gesicht,
aber als sich ihre Blicke flüchtig trafen, sah Emma das unterdrückte Lachen in
seinen Augen.
    »McKenna, McKenna«, hörte sie
Geoffrey sagen. »Ach ja! Sie sind der Ire, der heute abend gegen James Parker,
unseren Champion aus Harvard, antreten wird.«
    »Ja, das
bin ich.« Shay hakte die Daumen in die Hosentaschen, verlagerte das Gewicht
auf ein Bein und nahm eine selbstbewußte Pose ein. »Ich hoffe, einen
anständigen Kampf daraus zu machen.« Geoffrey verzog die Lippen zu einem
Lächeln, das seine großen Zähne enthüllte. »Ich habe gehört, Sie haben früher
einmal in Ihren besten Zeiten ein paar Preiskämpfe gewonnen. Aber mit unserem
Champion aus Harvard werden Sie es nicht so leicht haben. Er ist Kapitän der
Fußballmannschaft und sitzt bei den Ruderern auf Platz sieben. Siegen ist eine Frage der Herkunft und der
Erziehung, verstehen Sie. Eine Frage des schärferen Auges, der sichereren Hand
– beim Reiten, Schießen, Boxen, im Grunde überall. Der Mann mit einer reinen
Yankee-Abstammung ist einfach ...«, er zögerte, um die Pointe besser zur
Geltung zu bringen, »das bessere Tier.«
    »Och, das bessere Tier, sagen Sie?« Bria hatte den freien Arm in
die Hüfte gestemmt und bekam vor gespielter Überraschung runde Augen. »Und ich,
dumm wie ich bin, hatte geglaubt, daß die Seele uns alle, unabhängig von
Herkunft und Erziehung, über die Tiere stellt. Jetzt sagen Sie mir, daß nur wir
Iren mit so etwas wie einer Seele gesegnet sind.«
    Die
Dampforgel des Karussells verstummte allmählich, und es entstand eine Stille,
die laut vom Knall von Feuerwerkskörpern zerrissen wurde. Ein Mann, der einen
großen Eimer trug, ging vorüber. Im Eimer befand sich eine Schöpfkelle, und am
Rand hingen ein halbes Dutzend Blechbecher. Er rief: »Kalte Limonade, im
Schatten gemacht und von einer häßlichen alten Jungfer mit einem Stock gerührt.«
    »Mrs.
McKenna«, ergänzte Shay mit leisem Lachen, »hatte schon immer eine scharfe und
sichere Zunge.«
    »Was Sie
nicht sagen!« Geoffrey zwang sich zu einem Lächeln, bei dem seine Mundwinkel
weiß wurden. Er verbeugte sich und lüftete den Hut in Brias Richtung.
»Bedauerlicherweise erwartet man uns bereits im Zelt des Bürgermeisters.
Deshalb müssen wir Ihnen einen guten Tag wünschen und einen schönen Vierten
Juli.«
    Emma
fragte sich später, weshalb sie nichts getan und nichts gesagt hatte. Sie hatte
einfach zugelassen, daß Geoffrey sie davonführte, als sei sie sein Eigentum.
Ihre Hilflosigkeit gab ihr das Gefühl einer gähnenden Leere, als sei eine große
Luftblase in ihr geplatzt und habe sie weggeweht.
    Die Sonne war hinter den Birken am Poppasquash Point
verschwunden, als der Ringrichter in der Mitte des Rings mit Kreide eine Linie
zog und die Faustkämpfer aufforderte, zum Ersten Preis-Schaukampf im Boxen am
Vierten Juli anzutreten. Über dem Ring in der Mitte der Stadtwiese hing bereits
eine dicke Rauchwolke, die von den flakkernden,
ölgetränkten Fackeln aufstieg. Der Ring war mit Kiefernpfosten abgesteckt, die
von Bäumen aus den Tanyard-Wäldern stammten. Die Ringseile waren aus dickem
Schiffstau. Auf das Gras hatte man alte, zusammengenähte Segel ausgebreitet.
    Die Kämpfer
hatten bereits ihre Mützen in den Ring geworfen und mit einer Münze ihre
jeweilige Ecke ausgelost. Shay stand jetzt in seiner Ecke, schüttelte Arme und
Beine, um die Muskeln zu lockern, und atmete tief ein und aus, um die Lunge zu
dehnen. Sein Blick suchte seine Frau im Gedränge der unruhigen Menge. Er
bezweifelte, daß er sie entdecken würde.
    Sie hatten
nicht viel über den Kampf gesprochen, doch er wußte, sie mißbilligte seine
Entscheidung, denn er brach damit das Versprechen, das er ihr einmal gegeben
hatte, und verstieß zudem noch gegen den Grundsatz, daß sich ein Mann in jeder
Hinsicht stets ehrenhaft verhalten sollte.
    Schließlich
entdeckte er sie. Sie stand neben dem Pavillon mit den zerfetzten Girlanden. Also
war sie doch gekommen, allerdings allein.
    Sie hatte
gesagt, daß sie ihre Nachbarin, die Witwe Hale, die eine Sumpf-Yankee, aber
trotzdem eine nette Frau war, bitten wolle, zusammen mit den beiden Mädchen auf
Jacko aufzupassen. Bria hatte ihm unverblümt gesagt, daß sie den Kindern nicht
erlauben werde, dem Faustkampf zuzusehen. »Es wäre keine Schande für sie und
für dich«, hatte sie erklärt, »wenn sie zusehen müßten, wie du einen fairen
Kampf verlierst. Aber ich könnte

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