Penelope Williamson
es verbietet, Feuerwerkskörper dort zu zünden, wo sie öffentliches
Eigentum gefährden und Damen erschrecken können.«
»0
Geoffrey, du würdest allen den Spaß verderben!« Emma lachte und legte den Kopf
in den Nacken, um einen roten Luftballon zu beobachten, der in den
weißglänzenden Himmel aufstieg, aber dann in den Ästen einer riesigen Ulme
hängenblieb. »Würdest du mir bitte einen von diesen Kanonenschlägen kaufen? Ich
möchte ihn während der Ansprache des Bürgermeisters loslassen. Wenn er zu der
Stelle mit den Kanonen der Freiheit kommt, die über die Zeiten hinweg dröhnen.
Das wäre doch der ideale Zeitpunkt, um sie zu zünden, findest du nicht?«
»Du machst dich wieder einmal
über mich lustig«, sagte Geoffrey nach kurzem Schweigen.
»Ja,
Geoffrey.« Sie beugte sich vor, um seine blau und weiß getupfte Krawatte zu
richten, obwohl die ordentlich gebundene Krawatte es natürlich nie gewagt
hätte, an Geoffrey Alcotts Hals zu verrutschen. Emma lächelte bei diesem
Gedanken und hätte ihn gern auf die Wange geküßt. Aber ihr Verlobter
mißbilligte öffentliche Bekundungen der Zuneigung.
»Geoffrey, genießt du den Tag?«
fragte sie. »Ich meine, genießt du ihn wirklich?«
»Natürlich genieße ich den Tag.
Es ist der Vierte Juli in Bristol. Wieso sollte ich diesen Tag nicht genießen?«
»In der
Tat, es ist die Pflicht eines Bürgers von Bristol, den Vierten Juli zu
genießen. Und du, liebster Geoffrey, würdest dich niemals deiner Pflicht
entziehen«, sagte sie und lächelte, damit er wußte, daß sie einen Scherz
machte.
Er war
immerhin den weiten Weg von seiner neuen Gießerei in Maine hierhergekommen, nur
um an diesem Tag bei ihr sein zu können. Sie überlegte, ob sie jetzt mehr
Vergnügen an Geoffreys Gesellschaft fand, nachdem sie ihn nicht mehr so oft
sah. Das war kein beruhigender Gedanke. Doch es gab auch andere Zeiten, zu
denen sie sich einreden konnte, sie und Geoffrey würden als Mann und Frau
glücklich sein. Sie wußte, was sie von ihm erwarten konnte, und sie würde klug
genug sein, von ihm nicht zu erwarten, daß er etwas wäre, was er nicht war.
Denn den
Mann, den sie sich wünschte, den Mann, den sie von ganzem Herzen lieben
konnte, und nicht nur teilweise, diesen Mann gab es in ihrer Welt der besseren
Gesellschaft nicht.
Denn der Mann, den sie liebte,
hieß Seamus McKenna, und den würde sie niemals haben können.
Jetzt
hatte sie es sich eingestanden. Sie liebte ihn, obwohl sie es nicht wollte.
Emma hatte sich große Mühe gegeben, ihn nicht zu lieben.
Doch alles
Wollen und Versuchen hatten nichts an der Wahrheit geändert. Manchmal fürchtete
sie sich vor dieser heimlichen Liebe, selbst wenn sie tief in ihrem Innern
begraben war, mit der sie Geoffrey und ihrer Ehe eines Tages Schaden zufügen
konnte.
Ihr Verlobter legte ihre Hand
wieder auf seinen Arm, und sie setzten langsam ihren Weg fort. Von Zeit zu Zeit
blieben sie stehen, um Leute zu begrüßen, die sie erst vor wenigen Minuten
gesehen hatten, als sie der Parade zugesehen hatten.
So lange
man sich erinnern konnte, hatten die Alcotts zu jedem Vierten Juli während der
Parade ihr Haus geöffnet, obwohl natürlich niemand außer den Angehörigen der
besseren Gesellschaft es gewagt hätte, zu erscheinen. Man ging mit den
Punchgläsern und Orangenkuchen in der Hand hinaus auf die Straße, um die
Blaskapellen, die Kriegsveteranen und die Löschwagen der Feuerwehr vorbeiziehen
zu sehen. Danach kehrte man wieder ins Haus zurück, um darüber zu reden,
was man gesehen hatte, und natürlich darüber, wie das Wetter während der Parade
gewesen war.
Wie die letzte Fuchsjagd der
Saison auf der Hope Farm, so war es in der besseren Gesellschaft von Bristol
Tradition, am Vierten Juli auf der Veranda des prächtigen Hauses der Alcotts in
der Hope Street der Parade zuzusehen.
In diesem
Jahr bot das Wetter sogar mehr als den üblichen Gesprächsstoff, denn es war so
heiß, daß die Luft knisterte. Die Sonne hatte den ganzen Morgen auf die
Stadtwiese herabgebrannt. Jetzt stieg der gelbe Staub auf, um sich ungebeten
über die mit gebackenen Bohnen, Muscheleintopf, Kabeljau-Frikadellen,
Maiskuchen und Apfelkuchen beladenen Tische zu legen.
Wenn man
einen Mann liebt, dachte Emma an Geoffreys Arm, sieht man ihn überall. Man
sieht ihn in breiten Schultern, die vor einem hergehen, in den zu langen schwarzen
Haaren, die unter einer irischen Tweedmütze in einen Nacken fallen, im Blitzen
weißer Zähne aus einem lachenden
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