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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Leben wird das sein, was Sie
daraus machen, Emma Tremayne ... und ich glaube, es wird ein großartiges Leben
werden.«
    Er war freundlich. Aber
Freundlichkeit wollte sie nicht von ihm. Sie dachte, allerdings ohne es
auszusprechen, daß Brias Leben trotz all seiner Liebe für Bria und ihre Liebe
für ihn das gewesen war, was er daraus gemacht hatte.
    Emma hörte den Knall des
Baseballs, der geschlagen wurde, und dann bemerkte sie, daß die Leute um sie
herum schrien und heftig gestikulierten. Sie zuckte zusammen, hob den Kopf ...
und sah, wie der Ball in einem langen hohen Bogen durch die Luft auf sie zukam.
Ihr blieb keine Zeit, sich zu ducken. Sie hob die Hände, und der Ball flog
geradewegs hinein. Ihre Handflächen in den Spitzenhandschuhen schmerzten
heftig, doch Emma war so überrascht, so aufgeregt und so zufrieden mit sich,
daß sie es kaum spürte.
    »Ich habe ihn gefangen!« rief
sie lachend und wandte sich ihm zu. »Haben Sie gesehen, Mr. McKenna, ich ...«
    Sein Blick
ruhte auf ihr. Seine Augen waren mit ganzer Konzentration auf sie gerichtet,
und sie sah darin etwas aufblitzen, das sie vor Schreck verstummen ließ. Sein
Blick voll von verzweifelter Leidenschaft, voller Verlangen nach ihr durchfuhr
sie wie der Blitz, der die Wolken über ihnen spaltete. Aber Emma erlebte in
diesem Augenblick das Wunder, plötzlich nichts mehr um sich herum wahrzunehmen,
denn sie verlor sich wie in einer Art Ekstase völlig in seinen Augen.
    Doch dann begann es zu regnen. Die großen Tropfen
prasselten schlagartig wie Erbsen auf die Planken. Und das, was sie gesehen ...
was immer sie zu sehen geglaubt hatte, war verschwunden. »Merry!« rief er
plötzlich. »Verdammt! Was hat sie denn?«
    Emma drehte
sich um. Noreen und Vater O'Reilly kamen eilig zu ihnen herüber. Noreen versuchte,
sich vor dem Regen zu schützen, indem sie die Hände über den Kopf hielt. Aber
Merry rannte in die andere Richtung. Sie lief offenbar in Panik um den
Musikpavillon herum, zur State Street und hinunter zum Hafen.
    Die Wolken schienen zu platzen.
Es goß in Strömen, und das kleine Mädchen war nicht mehr zu sehen.
    »Merry«!«
rief Shay noch einmal und rannte hinter ihr her. Emma raffte die Röcke und wäre
im nassen Gras beinahe ausgerutscht, als sie ihm folgte. Der Regen trieb von
der Bucht herüber und schlug ihr ins Gesicht, aber Emma lief weiter.
    Merry hatte bereits die
Landungsstege in der Thames Street erreicht, als sie die Kleine schließlich
einholten. Sie rannte auf einen der Piers, und einen Augenblick lang hatte Emma
die schreckliche Vorstellung, sie werde ins Wasser springen. Der Sturm
peitschte das Wasser in die Bucht, und die schaumgekrönten Wellen schleuderten
weiße Gischt auf die grauen verwitterten Bohlen.
    Merry blieb erst am Ende des
Stegs stehen, drehte sich um und schien auf sie zu warten. Sie summte so
heftig, daß sie davon am ganzen Körper zitterte.
    Shay
erreichte sie als erster und nahm sie in die Arme. Doch sie begann sich zu
winden und zu drehen, und ihr Summen nahm einen so hohen Ton an, daß es wie das
Schwirren von Kolibriflügeln klang.
    Noreen kam
angerannt, dicht gefolgt von Vater O'Reilly. Er trug immer noch die Bierkrüge
und die Würste in den Händen. Merry sträubte sich so heftig in den Armen ihres
Vaters, daß er sie beinahe fallen ließ. Ihr Summen verwandelte sich in schrilles
Kreischen. »Nory!« keuchte Shay. Der Regen lief ihm über die Mütze und die
Haare in die Augen. Er war bleich. »Gott steh uns bei. Was hat sie denn?«
    Noreens Augen schienen noch
größer zu werden und wirkten in dem nassen Gesicht wie zwei schwarze Brunnen.
Sie zitterte so sehr, daß ihre Zähne klapperten.
    »Sie ... sie sagt, die
Spinnerei brennt, und Miss Emma muß kommen und uns herausholen ... sie muß uns
retten!«
    Von dort,
wo sie standen, sahen sie die Spinnerei deutlich. Mit ihren Mauern aus Granit,
dem grauen Schieferdach und dem hohen Ziegelschornstein wirkte sie im Regen
bedrohlich groß und so häßlich wie ein Gefängnis. Doch es waren weder Flammen
noch Rauch zu sehen.
    »Die Fabrik
brennt nicht«, sagte Shay. Er versuchte, die hysterische Merry umzudrehen,
damit sie sich selbst davon überzeugen könnte. Aber sie trat ihn und schlug
verzweifelt mit den Armen um sich. »Siehst du, Liebes, du kannst von hier aus
sehen, daß sie nicht brennt.«
    »Sie
sagt, Miss Emma muß kommen und uns herausholen«, wiederholte Noreen, und ihre
Stimme versagte vor Angst.
    Emma breitete die Arme aus, und
Merry warf sich

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