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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Kaffeebecher hoch, stellte ihn jedoch wieder ab, ohne
getrunken zu haben, und er sah etwas Mutwilliges in ihren Augen blitzen.
    »Ist Ihnen schon einmal
aufgefallen«, sagte Emma, »daß in Rogers Leihbibliothek die von Männern und die
von Frauen geschriebenen Bücher in getrennten Regalen stehen?«
    Das
Grübchen an ihrem Mundwinkel vertiefte sich, und er wartete darauf, was sie als
nächstes sagen würde. Shay wußte, es würde ihn überraschen.
    »Da fragt
man sich doch«, fuhr sie fort, »was diese Bücher alles anstellen, wenn die
Lichter ausgehen, die Türen geschlossen sind und sich weder für Geld noch für
gute Worte eine Anstandsdame finden läßt.«
    Er lachte laut und staunte.
Shay hatte geglaubt, er werde für alle Ewigkeit nicht mehr lachen können.
    Lächelnd zog sie den Becher
näher an die Tischkante und fuhr mit dem Finger über den Rand. Sie hob den Kopf,
ihre Blicke begegneten sich, dann senkte sie die Augen wieder und beobachtete
konzentriert die ruhelosen Bewegungen ihres Fingers auf dem Becherrand.
    »Es gibt noch etwas, worüber
ich mit Ihnen sprechen wollte, Mr. McKenna ...«
    Nein, wollte er sagen, erzählen
Sie mir nichts mehr von sich, denn es macht mir Angst. Es zieht mich dorthin,
wo ich nicht sein will. »Ich habe«, fuhr sie fort, »über das Problem
nachgedacht, wie die Fabrikkinder von Bristol eine Schulbildung bekommen
könnten. Es ist offensichtlich, daß sie nach der Schicht
nicht mehr die Kraft haben, an irgendeiner Form von Unterricht teilzunehmen.
Nach der langen Schinderei des Tages würden sie auf der Stelle einschlafen.
Aber ich dachte, wir könnten vielleicht eine Art Stipendiatenschule einrichten,
wo man die Kinder für ihre Teilnahme am Unterricht bezahlt. Auf diese Weise
hätten die Familien ihr Einkommen, und gleichzeitig könnten die Kinder die
Bildung erhalten, die sie brauchen, um ihre Chancen im Leben zu verbessern.«
    Sie wartete auf seine Antwort,
und es war beinahe schmerzhaft, ihre Verletzlichkeit zu sehen, die aus dem
Bedürfnis entstand, ihm eine Freude zu machen.
    Und es
erschreckte ihn. Es machte ihm solche Angst, daß er die Worte nicht
zurückhalten konnte. »Wir könnten eine Stipendiatenschule einrichten ... Und
wer genau ist das, wir? Oder meinen Sie sich damit? Sie mit Ihrem
Treuhandfonds von einer Million, der Ihnen sozusagen ein Loch in die Tasche
brennt! Glauben Sie, Sie haben mit einer Schule vielleicht den Weg gefunden,
sich in unser Leben einzukaufen?«
    »Wie
snobistisch von Ihnen, so etwas zu sagen!« rief Emma, und ihre Stimme drohte
sich zu überschlagen. Sie wandte das Gesicht ab, blinzelte heftig, und er
wußte, sie kämpfte mit den Tränen.
    »Ja«, sagte er. Er spürte, wie
seine Züge sich verhärteten, und versuchte vergeblich, es zu verhindern. »Das
gebe ich zu.«
    Emma war
aufgestanden und hatte sich umgedreht. Er war sicher, daß sie gehen werde. Er
hatte sie verletzt. Aber das Wissen, daß er imstande war, sie so leicht zu
verletzen, gefiel ihm nicht.
    Doch er
würde sie nicht am Gehen hindern.
    Er
wünschte, Bria hätte ihm den Gedanken nicht in den Kopf gesetzt, daß Miss Emma
Tremayne, die zu den hochgestellten, einflußreichen Leuten von Bristol gehörte,
sich einbildete, jemanden wie ihn zu lieben.
    Denn wer
kann gesagt bekommen, daß man von einem Menschen geliebt wird, ohne daß es den
Blick auf diesen Menschen verändert? Man kann sich nicht gegen die Überlegung
wehren, wie es wäre, wenn, und sei es auch nur ein einziges Mal ...
    Vielleicht
kann ein Mann den Hunger nach Liebe nicht unterdrükken, dachte er. Vielleicht
kann ich nicht unterdrücken, daß das Verlangen wächst ...
    Aber es
war so sicher wie das Amen in der Kirche, daß er auf solche Gefühle nicht
reagieren mußte. Wenn das bedeutete, sie nicht anzusehen, sich von ihr
fernzuhalten, dann würde er es tun. Wenn das bedeutete, nicht an sie zu denken,
dann gut, er konnte auch das. Aber er würde nicht zulassen, daß es geschah ...
was immer es auch war.
    Das
Sommergewitter, das Spieler und Zuschauer des ersten Baseballspiels in Bristol
gleichermaßen bis auf die Haut durchnäßt hatte, zog während der Nacht weiter.
Am nächsten Tag war der Himmel so blau wie die Eierschalen der Wildenten. Weiße
Wolken schwebten duftig über der Bucht, und die Brise war so sanft und weich
wie Federn. Kein Regen würde es wagen, die Gartenparty der Alcotts zu stören.
    Die
Alcotts gaben zweimal im Jahr eine Gartenparty in ihrem prächtigen Haus in der
Hope Street – am ersten

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