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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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aufsteht und von der Bühne geht. Ich habe es meiner Frau und
meinen Töchtern überlassen, den bitteren Preis dafür zu bezahlen.«
    Sie ahnte
seine Qual und seine endlosen Gewissensbisse und wollte ihn in die Arme nehmen
und ihn festhalten, bis sein Schmerz vorüber war.
    »Ich weiß,
was Sie von mir denken«, sagte sie. »Sie denken, ich bin jung und verwöhnt und
ich weiß nichts von der Welt. Und Sie hätten recht. Aber ich weiß, wie Bria
gestorben ist, und ich weiß auch ein wenig, wie sie gelebt hat. Sie hat beides
so getan, als sei es die Ehre, die unsere Seele formt. Und Sie wären nicht der,
der Sie sind, Shay McKenna, wenn Sie nicht für Irland und für sich selbst
kämpfen würden. Sie wären auch nicht der Mann, den Bria geliebt hat.«
    Er schwieg und blickte über die
Bucht, doch das machte ihr nichts aus. Sie lauschte auf das Wasser, das sanft
gegen die Pfähle des Landungsstegs klatschte, und auf das Surren der Spindeln
in der Spinnerei. Sie beobachtete eine Möwe, die sich an den Resten eines
weggeworfenen Brotes zu schaffen machte.
    Sie wollte
ihm sagen, daß er der Mann war, den sie liebte. Sie wollte ihm sagen, daß ihr
erster Gedanken am Morgen und ihr letzter vor dem Einschlafen ihm galt. Daß
sich durch ihn und davor durch Bria ihr ganzes Leben grundlegend geändert
hatte.
    »Heilige
Mutter Gottes!«
    Die Worte brachen wie ein
heftiges Stöhnen aus ihm hervor, als sei etwas in ihm zerbrochen. Er senkte den
Kopf, der Whiskykrug fiel aus seiner Hand. Sein Rücken zuckte heftig unter
einem harten, stummen herzzerreißenden Schluchzen.
    Sie wollte
...
    Ihre Hand schwebte in der Luft,
und dann berührte sie ihn. Er wandte sich ihr zu, sie schlang die Arme um ihn
und hielt ihn, hielt ihn fest an sich gedrückt, während er weinte.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    »Aaaach ... du liebe Zeit!«
    Vater O'Reilly riß sich den Hut
vom Kopf und schlug damit unwillig auf seinen Oberschenkel. Emma schrak nicht
zum ersten Mal bei diesen überraschenden Temperamentsausbrüchen des
katholischen Priesters zusammen.
    »Er wirft einen so schönen Ball
über das Schlagmal. Selbst der heilige Patrick würde das besser machen. Ich
sage Ihnen, Miss Tremayne, der Junge ist so grün hinter den Ohren, er könnte
noch nicht einmal aus einem nassen Sack herausfinden.«
    Er drückte
sich den Hut mit einer heftigen Bewegung wieder auf den Kopf und setzte sich
stöhnend auf seinen Platz in der ersten Zuschauerreihe, während der Schlagmann
die im braunen Gras der Gemeindewiese von Bristol eigens zu diesem Anlaß
ausgekratzten Linien des Spielfeldes ablief.
    Die Philadelphia Athletics
spielten in einem Pokal-Match gegen die New York Mutuals, und die Menge hatte
die Mutuals gewissermaßen als Heimmannschaft adoptiert. Leider schienen die
Mutuals haushoch zu verlieren.
    Der
gescholtene Schlagmann ließ sich Zeit, als er unter dem höhnischen Johlen und
Pfeifen der Menge zum nächsten Ball griff. Merry sprang auf, hüpfte von einem
Bein auf das andere und summte aufgeregt.
    »Sie
bedenkt ihn mit einem Feen-Fluch«, sagte Noreen, »damit sein ...«
    »Damit ihm
morgen früh die Zähne und Haare ausfallen«, sagte Emma schnell. Sie vermied es,
länger als notwendig in Vater O'Reillys Richtung zu blicken, doch da er
vergnügt nickte, vermutete sie, daß er eine gute Vorstellung
davon hatte, was Merrys Flüche bewirken sollten.
    Emma hätte
alles für einen Platz im Schatten gegeben und bewegte den Fächer so
nachdrücklich, daß sich der Rand ihres fein geflochtenen weißen Strohhutes im
Luftzug hob. Am Himmel hingen inzwischen zwar dicke zinngraue Wolken, doch es
war nach wie vor drükkend heiß. Der Geruch von sonnenverdorrtem Gras, der sich
mit dem Gestank von verbranntem Gummi aus der nahen Fabrik mischte, lag wie
eine schwere erstickende Decke über der Gemeindewiese. Die hohen Ulmen umgaben
das sportliche Ereignis wenig inspirierend staubig, lustlos und schlaff. Die
feuchte, drückende Luft machte Menschen und Pflanzen gleichermaßen zu schaffen.
    Ein Brava ging langsam vor der Tribüne entlang und verkaufte Chourice an
Schnüren. Vater O'Reilly stand auf und lief zusammen mit den Mädchen hinter ihm
her. Er hatte ihnen bereits Wassermelonenscheiben, geröstete Erdnüsse,
gebuttertes Popcorn und Pickles am Spieß gekauft. Emma würde ihn daran
erinnern müssen, daß die Absicht, diesen freien Samstag für die Mädchen zu
einem Feiertag zu machen, nicht vorsah, daß sie sich mit Würstchen endgültig
den Magen verdarben.
    Der

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