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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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zurückkam, wo sie sich von ihrem Geliebten verabschiedet
hatte. Ihre Schwester hob die Röcke bis zu den Knien. Sie rannte und lachte ...
sie schien so glücklich zu sein. Stuart musterte sie. Er verurteilte sie, und
Maddie konnte es nicht ertragen. Sie wandte das Gesicht ab und drückte sich an
die geflochtene Rückenlehne ihres Rollstuhls.
    »Wo ist
sie, Maddie?«
    Maddie
preßte die Faust an ihren Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Sie krümmte
sich im Rollstuhl zusammen, als könne sie sich durch den geflochtenen Sitz,
durch die kalte Wintererde hindurch bis auf die andere Seite der Welt drücken,
wo er sie nicht sah und sie nicht seinen forschenden Augen ausgeliefert war.
»Mama ... Sie hat gesagt, Emma sei eine Schande für die Familie und sie müsse
für eine Zeitlang weg. In ... in das Haus auf der Plantage.« Dabei gibt es
überhaupt keine Plantage. Mama hat gelogen, Mama hat schon immer gut lügen
können und ... 0 Gott, was habe ich getan?
    Maddie
blickte trotzdem zu ihm auf, doch er hatte sich abgewandt. Er starrte auf die
Bucht. Die grauen schweren Wolken waren tiefer gesunken und hingen mit ihren
dicken Bäuchen bis ins Wasser. »Ich habe dir geschrieben«, fuhr sie kleinlaut
fort. »Ich habe dir geschrieben, immer wieder geschrieben und dich gebeten zu
kommen. Aber du hast nicht geantwortet.«
    Er verzog
leicht den Mund. »Deine Briefe waren etwas vage in Hinblick auf das Warum.
Aber du hast recht. Ich hätte trotzdem kommen sollen.« Er drehte sich wieder
um. Sie hatte sein Gesicht noch nie so gesehen. Alle Farbe war daraus gewichen,
es schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. »Deine dumme Mutter hat
deine Schwester nach Warren in die Anstalt geschickt, nicht wahr?«
    »0 Stuart,
ich hatte solche Angst ...« Sie würgte an den Worten, an der Angst, den
Schuldgefühlen und dem Entsetzen. Alles hatte sich in ihr wie ein Damm
aufgestaut. »Das hat sie immer mir angedroht, nachdem ich die Familie mit
meinem Rollstuhl in eine >peinliche Lage< gebracht hatte. Sie hat gesagt,
sie hätte Emma nach Georgia geschickt. Aber ich dachte, ich dachte ...«
    Er stieß leise einen obszönen
Fluch aus, und Maddie zuckte zusammen, als er fragte: »Weiß Geoffrey davon?«
    Sie
schüttelte den Kopf und preßte die Lippen zusammen. Der Damm war inzwischen
hoch, wurde immer breiter und drohte sie zu erstikken. »Geoffrey glaubt wie
alle anderen, sie sei in Georgia. Mama hat ihm gesagt, Emmas Nerven seien in
letzter Zeit schwach und angegriffen gewesen, und der Winter hier
verschlimmere ihren Zustand noch.« Maddie rang die
Hände im Schoß und fürchtete sich davor, was jetzt geschehen würde, nachdem das
Geheimnis enthüllt war. Sie fürchtete sich davor, was ihre Mutter mit ihr tun
würde. »Was, was wirst du Geoffrey sagen? Du kannst ihm nicht sagen, warum ...«
Er wandte sich halb von ihr ab, als könne er selbst ihre Gegenwart nicht mehr
ertragen. Seine Stimme bekam einen bösen Unterton. »Was sollte ich ihm über das
Warum sagen. Schließlich habe ich nur einen Verdacht ...« Er lachte wieder,
aber diesmal klang es eiskalt, und ihr lief ein Schauer über den Rücken. »Und
einer von uns hat bereits zuviel gesagt.«
    »Wieso
nimmst du überhaupt so großen Anteil?« rief Maddie plötzlich zornig. Sie
schämte sich und fürchtete mehr als alles andere, ihn zu verlieren, obwohl er
überhaupt niemals der Ihre gewesen war. »Meinetwegen wärst du nicht gekommen,
selbst dann nicht, als ich dich darum gebeten hatte. Aber ihretwegen bist du
auf der Stelle gekommen. Wahrscheinlich bist du in sie verliebt, wie alle
anderen Männer bei ihrem Anblick den Kopf verlieren.«
    Er schwieg für einen Moment und
kam dann überraschenderweise wieder näher. »Ich nehme Anteil, weil sie meine
Freundin ist. Ich kann dir versichern, ich war niemals in sie verliebt, aber
ich habe sie immer gern gemocht.«
    Er hob die Hand, und sie
glaubte, er werde sie berühren. Doch er ließ die Hand wieder sinken. Maddie
begriff, daß er sie niemals berühren würde, niemals so, wie sie es wollte,
nicht so, wie jener Mann ihre Schwester Emma.
    »Was ist mit deinem Herzen
geschehen, Maddie? Ist es zusammen mit deinem Rückgrat gebrochen?«
    »Natürlich
ist es gebrochen!« Sie warf den Kopf zurück. Die Tränen liefen ihr aus den
Augen, in die Haare und hinunter zu ihren Mundwinkeln. »Was weißt du von
meinem Leben? Du mußt nicht so leben ...« Ihre Stimme überschlug sich, als sie
schrie: »Sie muß nicht so leben wie ich!«
    »An

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