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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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dem
Rollstuhl ist nicht Emma schuld.«
    »Nein, Willie ist schuld daran!«
Sie schrie ihn an, sie schrie sich an, sie schrie Willie an, der tot und im
Himmel war. »Es ist Willies Schuld! Er hat
sich deshalb umgebracht, und auch ich will sterben!« Sie vergrub das Gesicht in
den Händen, preßte die Finger an ihr Gesicht und versuchte, das hemmungslose
Schluchzen zu unterdrükken. »Geh.«
    »Maddie
...«
    »Bitte geh.«
    Er war so lange still, daß sie den Mund öffnete, um ihn
noch einmal zum Gehen aufzufordern. Sie wollte ihn nie wieder sehen ... Stuart
war immer gegangen und hatte sie allein gelassen. Maddie hörte das Klicken seiner
Stiefelabsätze auf den Steinplatten. Es entfernte sich. Er verließ sie.
    Maddie hob
den Kopf, und im selben Augenblick trieb der Wind einen Schauer Eisregen von
der Bucht herüber. Sie umklammerte die glatten Holzspeichen der Räder und
versuchte, den Rollstuhl vorwärts zu bewegen, doch die Gummireifen steckten
fest. Schluchzend drückte sie fester auf die Speichen, endlich begannen die
Räder sich langsam zu drehen und dann schneller ... sie drehten sich schnell,
rollten die Neigung der Terrasse hinunter zum Rand, der steil zur Bucht abfiel
in das graue Wasser, in den grauen Himmel ...
    Maddie
schrie einmal laut auf, als der Rollstuhl gegen eine der Eisenvasen prallte,
abrutschte, kippte und sie auf die Steinplatten geschleudert wurde.
    Sie
schluchzte so heftig, ihr Herz schmerzte vor Angst, Hoffnungslosigkeit und
verzweifelter Einsamkeit, daß sie die starken Arme, die sich um sie legten,
erst spürte, als sie hochgehoben und an seine Brust gedrückt wurde.
    Sie wandte
sich ihm zu, drückte ihr nasses Gesicht an seines, preßte ihre Lippen an seine
harte Wange und schmeckte auch dort Salz. Doch sie wußte nicht, ob es ihre oder
seine Tränen waren.
    »Mein
Liebling«, flüsterte Stuart, »mein armer gebrochener Liebling.«
    Er kam zu
der Zeit des Tages, wenn man spürt, daß die Dunkelheit hereinbricht, obwohl der
Himmel immer noch hell ist. Sein blasses Gesicht leuchtete in der düsteren
Halle.
    »Emma ...«
    Er kam
näher, näherte sich ihrem Platz auf der Bank unter dem Fenster.
    »Emma«, rief er noch einmal.
    Er kniete
vor ihr nieder. Ihre Hände lagen mit den Handflächen nach oben in ihrem Schoß.
Er hob sie sanft und liebevoll hoch. »Ich wußte nichts davon. Ich schwöre dir,
Emma, Liebling, ich wußte überhaupt nichts.«
    Geoffrey
rieb ihre Hände. Sie dachte, ihre Hände müßten ihm kalt vorkommen. Sie fror
schon so lange, daß sie es nicht mehr wahrnahm.
    »Glaubst du mir?« fragte er. »Sag, daß du mir glaubst.«
    Sie blickte
in sein hübsches schmales Gesicht, das ihr so vertraut war und das sie schon
ihr Leben lang kannte. Sie betrachtete seine ausdruckslosen grauen Augen, in
denen sie nie etwas lesen konnte. »Ich glaube dir«, antwortete sie, obwohl sie
nicht sicher war, ob sie ihm glaubte oder nicht. Doch das war nicht wichtig.
Geoffrey war hier und würde sie von diesem Ort wegbringen. Er würde sie nach
Hause bringen.

Dreißigstes Kapitel
    Emma hatte nur einen Gedanken, seit sie am Abend zuvor nach
Hause gekommen war. Sie wollte einen langen, langen Spaziergang machen, in den
endlosen offenen Himmel blicken und ihn in sich aufnehmen, einfach alles in
sich aufnehmen.
    Als sie am
Morgen die große Ebenholztür geöffnet hatte und ins Freie getreten war, kam es
ihr wie ein Wunder vor. Sie konnte ohne die Oberschwester und ihre klirrenden
Schlüssel gehen, wohin sie wollte.
    Doch dann
stand sie in ihrem Seehundmantel und der Pelzmütze auf der Veranda, hatte die
Hände tief im warmen Muff vergraben und fürchtete sich, den ersten Schritt zu
tun. Sie fühlte sich innerlich so gebrochen, als seien Teile von ihr
abgerissen, zackige, gesplitterte Teile, die jetzt nicht mehr richtig
zusammenpaßten.
    Sie konnte
zurück ins Haus gehen und Geoffrey bitten, sie zu begleiten. Doch wenn er bei
ihr war, spürte sie seine angstvollen Blicke, und das bereitete ihr Unbehagen.
Sie fragte sich, was er in ihrem Gesicht suchte – Anzeichen dafür, daß Emmas
Gefühle mit ihr durchgegangen waren, Anzeichen von Emmas erregbarem Wesen, das
sie entdeckt und verloren hatte.
    Emma
wußte, sie war nicht verrückt, war nie verrückt gewesen. Trotzdem hatte die
Anstalt sie innerlich zerbrochen. Dort in der Hölle des Wahnsinns hatte sie
angefangen, sich wieder zu fürchten.
    Plötzlich
glaubte sie zu hören, daß der Korbschaukelstuhl knarrte, obwohl kein Wind
wehte. Als sie sich

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