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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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immer noch wie eine Oase der Ruhe und des Friedens. Alles war auf Entspannung und Erholung abgestimmt. Der weiche Rasen lud zum Barfußgehen ein, und im Winter konnte man dort herrlich Schlitten fahren und Schneemänner bauen. Eleganz mochte viele Leute anziehen, aber das Familienhotel besaß noch einen altmodischen Charme, der unter gar keinen Umständen zerstört werden durfte. Und wehe, wenn Percy Reynolds es wagen sollte, etwas daran zu ändern.
    Mir bleiben noch zehn Tage, um ihn zu überzeugen, sagte sich Nelly. In zehn Tagen reist er wieder ab. Sie seufzte tief.
    Der sorgenvolle Seufzer galt sowohl ihr als auch dem Schicksal des Hotels. Ich wünschte, er wäre nie hierher gekommen und ich hätte ihn nie kennen gelernt, dachte sie. Mit finsterer Miene wanderte sie zum Haus zurück.
    »Mit diesem Gesicht vergraulst du noch die Gäste.« Erschrocken hob Nelly den Kopf, als Percy ihr den Weg durch die Tür versperrte. »Für das Geschäft ist es bestimmt günstig, wenn ich dich für eine Weile unter meine Fittiche nehme.« Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und zog sie mit sich über den Rasen.
    »Ich muss reingehen und unbedingt mit der Wäscherei telefonieren«, protestierte Nelly.
    »Das hat bestimmt noch Zeit. Deine Pflichten als Fremdenführerin gehen vor.«
    »Fremdenführerin? Würdest du mich jetzt bitte loslassen? Wo willst du denn hin?«
    »Irgendwohin, wo wir Elsies berühmtes Picknick genießen können.« Percy zeigte ihr den Korb, den er in der anderen Hand hielt. »Ich will mir den See anschauen.«
    »Deshalb brauchst du mich nicht mitzuschleppen. Du kannst ihn gar nicht verfehlen. Das ist diese große Wasserfläche, weißt du. Du brauchst nur ein Stück geradeaus zu gehen, und dann bist du da.«
    »Nelly.« Er blieb stehen und sah sie an. »Seit zwei Tagen meidest du mich. Ich gebe zu, unsere Ansichten über das Hotel gehen ein bisschen auseinander, aber …«
    »Das hat doch damit nichts zu tun …«
    »Sei still«, schnitt er ihr das Wort ab. »Ich verspreche dir, keine größeren Änderungen vorzunehmen, ohne dich nicht vorher darüber zu informieren.« Es klang unpersönlich und geschäftsmäßig, doch er hielt sie noch immer fest. »Ich weiß deine Loyalität und Opferbereitschaft dem Hotel und dem Personal gegenüber zu schätzen.«
    »Aber …«
    »Aber«, fuhr er ihr wieder über den Mund, »noch bin ich der Besitzer, und noch bist du meine Angestellte. Ich gebe dir jetzt ein paar Stunden frei. Du sollst nicht nur arbeiten, sondern dich auch amüsieren. Hättest du Lust zu einem Picknick?«
    »Nein, ich …«
    »Wie schön. Ich selbst liebe Picknicks auch über alles.« Lächelnd ging er weiter und zog Nelly hinter sich her.
    Der Pfad führte durch einen Wald, in dem der Frühling erst zögernd seinen Einzug hielt. Hin und wieder lugten aus dem halb vermoderten Laub Schneeglöckchen hervor. Eichhörnchen kletterten flink die Baumstämme hinauf, und Vögel trugen Material für den Nestbau zusammen.
    »Erpresst du dir immer gewalttätig fremde Gesellschaft?« fragte Nelly wütend. Sie musste rennen, um mit Percy Schritt zu halten.
    »Nur, wenn es nicht anders geht«, erwiderte er.
    Der Pfad führte Nelly und Percy an das grasbewachsene Seeufer. Kein Windhauch regte sich, das Wasser war eine spiegelglatte Fläche. Am gegenüberliegenden Ufer erhob sich eine wellige Bergkette. Die Stille wurde nur gelegentlich durch den Ruf eines Vogels unterbrochen.
    »Wie bezaubernd«, sagte Percy nach einer Weile, ohne eine Spur von Ironie. »Schwimmst du hier manchmal?«
    »Seit meinem zweiten Lebensjahr.« Nelly bemühte sich um einen leichten Ton. Sie wollte nur, dass er endlich ihre Hand losließ.
    »Wirklich?« Er drehte sich zu ihr um. »Stimmt. Du stammst ja aus dieser Gegend, nicht wahr?«
    »Ich habe fast mein ganzes Leben lang in Lakeside gewohnt.« Nelly nahm ihm den Korb ab, um ihre Hand zu befreien, und tatsächlich lockerte Percy seinen Griff. Sie hockte sich auf den Boden und breitete das ordentlich zusammengefaltete Tuch aus. »Als ich neunzehn war, zogen meine Eltern nach New York, und ungefähr ein Jahr lang blieb ich bei ihnen. Aber dann hielt ich es nicht mehr aus. Mitten im Semester ging ich dort vom College ab und trug mich hier neu ein.«
    »Wie findest du New York?« Percy setzte sich neben sie ins Gras und krempelte sich die Ärmel seines weißen Hemdes auf. Bewundernd blickte Nelly auf die muskulösen gebräunten Arme.
    »Ich finde New York laut und verwirrend«, erwiderte sie,

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