Pension der Sehnsucht
nicht, du hättest in Florida ein Problem zu lösen?«
»Das war eine Lüge«, gab er zu und lachte. »Ich hatte im Sinn«, erklärte er, während er sich in einen Sessel sinken ließ und Nelly auf seinen Schoß zog, »dich für einige Tage von deinem Hotel fortzulocken. Ich wollte dich ganz für mich allein haben. Du solltest vollkommen gelöst und nicht ständig auf der Hut sein.« Er lachte wieder und kniff sie liebevoll ins Ohrläppchen. »Und prompt sah ich, wie Hardy dir den Hof machte.«
»Du warst eifersüchtig«, stellte sie erfreut fest und sah ihm forschend in die Augen.
»Das ist noch milde ausgedrückt. Dabei hatte ich alles so schön geplant. An unserem letzten Abend wollte ich dir in aller Form einen Heiratsantrag machen.«
»Und warum hast du das nicht getan?«
»Du hast mich von meinem Vorsatz abgelenkt.« Seine Lippen strichen über ihren Hals, und sie erinnerte sich an ihre leidenschaftliche Umarmung an diesem Abend. »Ich hatte nicht die Absicht, es so weit kommen zu lassen, aber es gelang dir immer wieder, meine Selbstbeherrschung herauszufordern.« Er seufzte und drückte seine Wange gegen ihr Haar. »Ich war wütend auf mich, weil mir die Situation so aus der Hand glitt.«
»Und ich dachte, dein Zorn galt mir.«
»Sei froh, dass es so gekommen ist. Sonst hätte ich dich noch auf dem Teppich geliebt. Aber ich war nicht in der Stimmung, dich behutsam in die Liebe einzuführen. Keine Frau habe ich jemals so begehrt wie dich in dieser Nacht.«
Sie sah ihn groß an. »Brauchst du mich, Percy?«
Er streichelte ihre Wange. »Ja, Nelly, ich brauche dich.«
Sein Mund berührte leicht ihre Lippen, doch dieser Hauch genügte ihr nicht. Sie schlang einen Arm um seinen Hals, zog seinen Kopf zu sich herunter und verlangte mehr. Ihr schien, als öffnete sich das Tor zum Paradies. Ihre Finger gruben sich in sein dichtes Haar, und sie wünschte sich, der Kuss möge nie aufhören.
»Wir müssen uns unbedingt um die Heiratslizenz kümmern, Nelly«, sagte er heiser.
»Ich werde mal mit dem hiesigen Standesbeamten sprechen«, flüsterte sie verträumt. »Er ist Eddies Onkel.«
»Ich sehe schon, Kleinstädte sind das Salz der Erde.« Erneut küsste er sie leidenschaftlich. Gleich darauf hämmerte jemand laut gegen die Tür.
»Nelly«, klagte Eddie, »Mrs. Frank möchte Julius füttern, und ich kann sein Essen nicht finden. Und die Schwestern Bodwin haben für Titus keine Sonnenblumenkerne mehr.«
»Wer, um alles in der Welt, ist Titus?« fragte Percy leise.
»Der Wellensittich der Bodwins.«
»Sag Eddie, er soll Titus an Julius verfüttern«, schlug Percy vor und blickte finster zur Tür.
»Die Idee ist gut.« Nelly überlegte kurz und rief: »Julius’ Futter steht auf dem Regal rechts vom Kühlschrank, drittes Brett. Schick jemanden in die Stadt, um ein Paket Sonnenblumenkerne zu kaufen. Und jetzt geh, Eddie, ich habe zu tun. Mr. Reynolds und ich haben eine wichtige Besprechung.«
Lächelnd verschränkte sie die Arme wieder um Percys Hals. »Nun, Mr. Reynolds, möchten Sie meine Meinung dazu hören, ob es möglich ist, am ›Lakeside‹ anzubauen, ohne dass der Stil des Gebäudes dadurch beeinträchtigt wird?«
»Nelly, sei still.«
»Du bist der Boss«, räumte sie ein, ehe sich ihre Lippen zu einem langen Kuss trafen.
– ENDE –
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