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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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so ausgedrückt?« Nelly lächelte amüsiert.
    »Das war noch eines deiner harmlosesten Komplimente.«
    »Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen«, erklärte Nelly und setzte sich in Percys Mercedes. »Im Übrigen hat Miss Jackson tatsächlich den grünen Daumen, wie man so schön sagt. Ihr Garten ist ein wahres Musterexemplar. Voriges Jahr gewann sie mit ihrem Rosenbusch einen Preis. Hier musst du links abbiegen«, rief sie, als sie eine Straßenkreuzung erreichten. »Ich finde, anstatt dich über mich lustig zu machen, solltest du mir lieber dankbar sein. Wenn es nach dir ginge, würde das Hotel allein für Lieferantenkosten ein Vermögen ausgeben.«
    »Meine liebe Miss Clark«, entgegnete Percy gedehnt, »ich kann beim besten Willen nicht abstreiten, dass Sie eine erstklassige Managerin sind. Eine Gehaltserhöhung wäre durchaus vertretbar.«
    »Wenn ich eine Gehaltserhöhung will, dann frage ich danach«, fuhr Nelly ihn an. Darauf blickte sie starr geradeaus auf die Straße. Sein Tonfall und die Art, wie er sie angeredet hatte, passten ihr nicht.
    Aber schließlich standen sie in einem Dienstverhältnis zueinander. Nelly schloss die Augen und kaute an ihrer Unterlippe. Bis jetzt war der Tag so harmonisch verlaufen. Umso mehr störte sie seine Bemerkung.
    Sie konnte ihren Gedanken nicht weiter nachhängen, denn sie erreichten Miss Jacksons Haus. Percy nahm Nellys Arm, und zusammen gingen sie durch das Gartentor.
    Nelly vermutete, dass der metallblaue Mercedes und Percys Hemd aus reiner Seide genügten, um Miss Jackson für die nächsten sechs Monate mit Stoff für Klatsch zu versorgen. Nellys Finger lag noch auf der Klingel, als die Tür auch schon geöffnet wurde.
    »Guten Tag, Miss Jackson«, begann Nelly und wollte sich gleich überschwänglich bedanken. Sie unterbrach sich jedoch, als sie bemerkte, dass Betty über ihren Kopf hinwegblickte. »Miss Jackson, das ist Mr. Reynolds, der Besitzer des Hotels Lakeside. Percy, das ist Miss Jackson.« Während Nelly redete, riss Betty sich die Schürze von der Taille und die Metallklipse aus dem Haar.
    »Miss Jackson, es freut mich, Sie kennen zu lernen.« Percy ergriff Bettys linke Hand, da sie mit der rechten Schürze und Klipse hinter dem Rücken versteckte. »Ich habe schon so viel Gutes über Sie gehört, dass es mir vorkommt, als seien wir alte Bekannte.«
    Betty errötete wie ein Teenager und war vermutlich zum ersten Mal in ihrem sechzigjährigen Leben sprachlos.
    »Wir wollten die Blumen abholen«, warf Nelly ein und wunderte sich über Bettys offenkundige Verwirrung.
    »Blumen? Ach ja, natürlich. Treten Sie doch bitte ein.« Aufgeregt hetzte sie ihre Gäste durch den Flur und ins Wohnzimmer.
    »Entzückend«, rief Percy und betrachtete ausgiebig die bestickten Kissen und Häkeldeckchen. Er bedachte Betty mit einem charmanten Lächeln. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, Miss Jackson, wie dankbar wir Ihnen sind, dass Sie uns aus dieser Verlegenheit helfen.«
    »Ach, das ist doch nicht der Rede wert«, zwitscherte Betty. »Nehmen Sie bitte Platz. Ich brühe uns inzwischen ein schönes Tässchen Tee auf. Komm mit, Nelly.« Sie flatterte aus dem Zimmer, und Nelly blieb gar nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    In der Küche setzte Betty in Windeseile Wasser auf und holte die Teebüchse aus dem Schrank. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ihn mitbringst?« tuschelte sie Nelly zu, während sie die Kanne auf Hochglanz polierte.
    »Ich hatte ja keine Ahnung …«
    »Ach du meine Güte, in diesem Fall hätte ich mir wenigstens das Haar kämmen und ein bisschen Puder auflegen müssen.« Im Küchenschrank stöberte Betty nach ihrem besten Teeservice und wischte die Tassen mit einem Geschirrtuch aus.
    Nelly verbiss sich ein Lächeln. »Tut mir leid, Miss Jackson, aber ich wusste selbst nicht, dass Mr. Reynolds mitkommen wollte.«
    »Macht ja nichts.« Nervös winkte Betty ab. »Jetzt ist er jedenfalls hier. Ich brenne darauf, mich mit ihm zu unterhalten. Lauf schnell in den Garten und schneid schon mal die Blumen.« Sie drückte ihr eine Gartenschere in die Hand. »Nimm dir, soviel du willst.« Sie scheuchte Nelly buchstäblich aus der Küche. »Du brauchst dich nicht zu beeilen.«
    Ungefähr zwanzig Minuten später betrat Nelly wieder die Küche und hörte Betty ausgelassen kichern. Vorsichtig legte sie den riesigen Strauß aus Narzissen und frühen Tulpen auf dem Tisch ab und ging ins Wohnzimmer.
    Percy und Betty saßen einträchtig

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