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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hier für mich sehr viel zu tun.« Hochnäsig musterte Eliza die handgeknüpften Teppiche und die altmodischen Lampenschirme.
    »Bis jetzt hat sich noch kein Gast über die Einrichtung unseres Hauses beschwert«, erklärte Nelly nachdrücklich.
    »Na ja.« Eliza lächelte herablassend. »Aber finden Sie nicht auch, dass hier alles ein bisschen bieder und muffig wirkt? Herr und Frau Meier schätzen das vielleicht, aber Leute mit etwas Niveau legen Wert auf eine schicke Einrichtung. Percy, wenn du vorhast, diesen Raum zu vergrößern, sag es mir. Ich habe da schon verschiedene Ideen. Als Grundfarbe würde ich Rot nehmen, Rot ist immer ein Blickfang. Rote Samtvorhänge und einen roten Teppich stelle ich mir sehr dekorativ vor.«
    Aus Nellys Augen schossen Blitze. »Wissen Sie was, nehmen Sie Ihre roten Samtvorhänge und stecken Sie sie sich …«
    »Ich glaube, wir verschieben diese Diskussion auf später«, mischte sich Percy ein und hielt Nellys Arm noch fester. Sie beherrschte sich, um nicht laut aufzuschreien.
    »Ich nehme an, Sie wollen jetzt Ihr Zimmer sehen.« Nelly biss die Zähne zusammen.
    »Allerdings.« Mit flatternden Wimpern hatte Eliza Nellys Wutausbruch zur Kenntnis genommen. »Komm mit auf einen Drink, Percy. Hier gibt es doch hoffentlich einen Zimmerservice?«
    »Selbstverständlich. Schicken Sie zwei Martini in Miss Trainors Zimmer«, wandte sich Percy an Eddie. »Welche Nummer hast du, Eliza?«
    »Bis jetzt habe ich überhaupt noch kein Zimmer.« Eliza blickte Eddie schmelzend an, der wie betäubt dastand. »Wir haben nämlich einige Verständigungsschwierigkeiten.«
    »Gib Miss Trainor den Schlüssel von 314, Eddie, und bring ihr Gepäck nach oben.« Nellys militärischer Befehl riss Eddie aus seinen Träumen, und er gehorchte beflissen. »Ich hoffe, das Zimmer genügt Ihren Ansprüchen.« Sie lächelte gekünstelt und wandte sich ihrem neuen, unwillkommenen Gast zu. »Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Ich sorge dafür, dass Sie Ihre Drinks bekommen.«
    Percy hielt noch einen Moment lang ihren Arm fest. »Wir zwei sprechen uns später.«
    »Aber gern«, erwiderte Nelly schnippisch. Percy ließ Nelly los, und sie spürte, wie das Blut langsam wieder pulsierte. »Ich stehe Ihnen jederzeit zu einem Gespräch zur Verfügung, Mr. Reynolds. Herzlich willkommen im Hotel Lakeside, Miss Trainor. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
    Für Nelly war es kein Kunststück, Percy aus dem Weg zu gehen, da er sich den Rest des Tages bei Eliza aufhielt. Nelly glaubte schon, die beiden würden das Zimmer 314 nie mehr verlassen. Um ihr Selbstvertrauen wiederzugewinnen, rief sie Howard an. Sie verabredeten sich für den kommenden Abend. Howard würde sich nie mit so einer aufgetakelten Person einschließen und literweise Martini trinken, dachte Nelly aufgebracht. Aber der Gedanke an Howards soliden Lebenswandel tröstete sie nicht.
    Zum Dinner zog Nelly ein schwarzes, raffiniert schlichtes Kleid an. Der weiche Stoff schmiegte sich beinahe zärtlich an ihren sanft gerundeten Körper. Das Kleid war hochgeschlossen, doch gerade der strenge, klassisch einfache Schnitt betonte ihren kleinen festen Busen und ihren langen schlanken Hals. Die zierlichen Knöpfe wirkten wie Perlen. Nelly ließ das Haar offen, und es fiel wie eine duftige Wolke über ihre Schultern. Ehe sie ihr Zimmer verließ, um in den Speisesaal hinunterzugehen, tupfte sie sich noch etwas Parfüm hinter die Ohrläppchen.
    Percy und Eliza saßen an einem Ecktisch, und Kerzenschein verbreitete eine intime, anheimelnde Atmosphäre. Als Nelly die beiden sah, furchte sie unwillkürlich die Stirn. Percy und Eliza waren zweifellos ein gut aussehendes Paar. Wie füreinander geschaffen, dachte sie grimmig. Eliza trug ein weinrotes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, der ihren üppigen Busen betonte. Percys dunkler Anzug saß wie angegossen und unterstrich seine breiten Schultern. Nelly stockte der Atem, als sie sich ungewollt an die harten Muskeln seiner Arme erinnerte.
    Percy musterte Nelly eingehend. Sie merkte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, doch ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand. Dann hob Percy eine Braue und winkte sie an den Tisch.
    Entrüstet über diese Unverschämtheit, machte Nelly einen Umweg und blieb fast an jedem Tisch stehen, um einige Worte mit den Gästen zu wechseln.
    »Guten Abend.« Teilnahmslos, aber höflich begrüßte sie Percy und seine Tischnachbarin. »Ich hoffe, es schmeckt

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