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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ihnen.«
    »Das Essen ist wirklich ausgezeichnet wie immer.« Percy stand höflich auf und rückte für Nelly einen Stuhl zurecht. Er kniff leicht die Augen zusammen und blickte sie herausfordernd an. Aber Nelly wollte sich nicht ausgerechnet jetzt auf einen Machtkampf mit ihm einlassen.
    »Sind Sie mit Ihrer Unterkunft zufrieden, Miss Trainor?« fragte sie, während sie Platz nahm.
    »Es geht, Miss Clark. Doch ich bin entsetzt über die Einrichtung des Zimmers.«
    »Du trinkst sicher ein Glas mit uns«, bestimmte Percy, und ohne Nellys Antwort abzuwarten, winkte er eine Kellnerin herbei. Nelly blitzte Percy wütend an.
    »Für mich das Übliche«, sagte sie knapp zu Liz. Damit meinte sie ein Glas Bier. Dann widmete sie sich wieder Eliza. »Und was genau hat Sie so schockiert, Miss Trainor?«
    »Also wirklich, Miss Clark.« Eliza tat so, als wäre dieser Punkt nicht diskutabel. »Die Ausstattung ist doch hoffnungslos provinziell. Sicher, es gibt ein paar hübsche Antiquitäten, aber Percy und ich ziehen ein modernes Design vor.«
    Nelly war erzürnt – und etwas eifersüchtig. Ironisch entgegnete sie: »Vielleicht könnten Sie mir, einem Mädchen vom Land, mal erklären, was Sie unter einem modernen Design verstehen. Weiter als bis zu der hiesigen Woolworth-Filiale bin ich nämlich noch nicht vorgedrungen.«
    Liz brachte Nellys Bier und zog sich schleunigst wieder zurück, da sie die Anzeichen des drohenden Sturms erkannte.
    Eliza achtete nicht auf Nellys Ironie. »Zunächst würde ich die gesamte Beleuchtung ändern. Diese gläsernen Lampenschirme mit der Kette, an der man ziehen muss, sind ja geradezu vorsintflutlich. Dann brauchen die Zimmer einen Teppichboden. Die handgeknüpften Läufer und die verblassten Perserbrücken müssten verschwinden. Und das Bad würde ich von Grund auf erneuern.« Seufzend hob Eliza ihr Glas an die Lippen und nippte an dem Champagnercocktail. »Badezuber mit Füßen gehören ins Museum, nicht in ein Hotel.«
    Nelly musste sich mit einem Schluck Bier abkühlen, damit ihr Temperament nicht überschäumte. »Unsere Gäste fanden die Bäder immer ganz entzückend.«
    »Kann sein«, erwiderte Eliza herablassend. »Ihre jetzigen Gäste mögen das ja schön finden, aber wenn erst einmal alles modernisiert worden ist, wird hier ein ganz anderes Publikum verkehren.« Aus einem Etui zog sie eine Zigarette und ließ sie sich von Percy anzünden.
    »Hast du auch etwas gegen Badewannen mit Füßen und Lampen mit Ziehketten einzuwenden?« fragte Nelly ihn und betonte jedes einzelne Wort. Ihre Augen gaben Sturmwarnung.
    »Sie passen zum gegenwärtigen Stil der Einrichtung.« Er antwortete genauso artikuliert, doch er blickte sie kühl an.
    »Vielleicht kann ich auch ein paar Ideen beisteuern, Miss Trainor, falls Sie hier Änderungen vornehmen.« Nelly setzte das Glas ab, und Percy zündete sich eine Zigarette an. »Ich finde, Spiegel gäben den Räumen gleich eine andere Atmosphäre, besonders wenn man sie an der Decke anbringt. Ein Hauch von Dekadenz spricht die meisten Leute an. Die Möbel müssten ganz aus Chrom und Plexiglas bestehen, das ist ja heutzutage gefragt. Auf Farben sollte man völlig verzichten und alles in Weiß halten. Hier und da vielleicht einige rote Tupfer als Blickfang. Ach ja, und die Zimmer bekommen große runde Betten mit Felldecken. Magst du Felldecken, Percy?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dich in Fragen der Innendekoration um Rat gebeten zu haben, Nelly.« Percy zog lässig an seiner Zigarette. Der Rauch entschwebte in dünnen Schwaden zu den Holzbalken der Decke.
    »Ich fürchte, Miss Clark«, bemerkte Eliza, ermutigt durch Percys Einwand, »dass Ihr Geschmack etwas vulgär ist.«
    »Meinen Sie wirklich?« Nelly tat, als wäre sie überrascht. »Das liegt vielleicht daran, dass ich zu lange auf dem Land gelebt habe.«
    »Verlass dich ganz auf mich, Percy. Was ich plane, wird dir bestimmt gefallen.« Eliza tätschelte vertraulich seinen Arm. »Aber du solltest mir etwas länger Zeit lassen als sonst, weil so außergewöhnlich viel geändert werden muss.«
    »Nur keine Eile«, sagte Nelly großzügig und stand auf. »Aber lassen Sie ja die Finger von meinen Badezubern.«
    Ihr Abgang war nicht ganz so würdevoll wie gedacht, weil sie beinahe mit Liz zusammengeprallt wäre, die diskret gelauscht hatte. »Eine Runde Arsen für Tisch drei auf Kosten des Hauses«, zischte Nelly der Kellnerin zu und rauschte mit wehendem Rock aus dem Speisesaal.
    Nelly kam nicht dazu, sich

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