People Always Leave
bitte hin.“
Ich gehorchte wie ein Hund und bekam grob einen Mundspreizer reingestopft.
„Mir ist schlecht. Ich muss kotzen“, versuchte ich zu wimmern, während die Krankenschwester mir ein Mittel spritzte.
„Ja“, nickte der Doktor. „Machen Sie nur.“ Es klang fast so, als ob er nichts dagegen gehabt hätte.
Völlig panisch versuchte ich mich zu beherrschen und begann urplötzlich auch schon zu träumen. Einige Zeit später wachte ich auf meinem Bett wieder auf. Ich fühlte mich wie ausgekotzt, konnte mich kaum bewegen und beschloss, noch eine Weile liegen zu bleiben.
„Ach“, sagte der Arzt plötzlich. „Sind Sie schon wach?!“ Er warf einen Blick auf die Wanduhr.
Grimmig sah ich ihn an und fand mich, wie verhext, einen Augenschlag später in meinem Zimmer wieder. Mein Hals tat ein wenig weh und essen durfte ich immer noch nichts. Wenn man narkotisiert wurde, verläuft die Zeit irgendwie anders. Schneller – viel schneller.
„Hallo“, sagte Cos, der plötzlich auf meinem Bett saß.
„Hä?“, stutzte ich.
„Ich habe jetzt das Ergebnis der Magenspiegelung.“
„Ach, und?“
„Du hast tatsächlich etwas“, staunte er mit einem Blick in seine Unterlagen.
Du Arschloch, dachte ich. Ich wusste es!
„Wir geben dir jetzt Tabletten, die du die nächsten Wochen oder auch Monate einnehmen musst. Und wegen des Herzrasens, da wird sich später noch einmal der Oberarzt mit dir unterhalten.“
Ich nickte, und natürlich versuchte er mir erneut die Klinik aufzuschwatzen.
„Wie ich Ihnen schon sagte …“, brummte ich mit heiserer Stimme.
„Gut, dann kann ich jetzt auch nichts mehr für dich tun. Heute Nachmittag darfst du dann wieder nach Hause.“ Er stand auf, musterte mich bemitleidenswert und verabschiedete sich. Trotz der Vorschrift, nicht zu rauchen, begab ich mich schnurstracks auf den Balkon und quarzte mir eine. Jan war ebenfalls anwesend.
„Ach! Haben die also doch etwas gefunden?! Ich wusste, dass da etwas nicht stimmen kann.“
Ich zuckte mit den Achseln und laberte noch ein wenig mit ihm.
Und obwohl ich am gleichen Tag noch entlassen werden sollte, musste ich noch einmal zu Frau Archim, die mir natürlich alles Gute dieser Welt wünschte. Ich hingegen hätte ihr am liebsten Geld für einen Rasierer dagelassen. Auch der Verrückte vom Vortag wollte mich noch einmal sehen. Es war eine kurze Begegnung, da ich ihm sofort sagte, dass ich jeden Moment abgeholt werden könnte. Zurück in meinem Zimmer erkannte ich diese kleine lilafarbene Tablette auf dem Tisch. Schnell nahm ich sie und würgte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. Laut rülpste ich, und urplötzlich war meine seit Monaten anhaltende Übelkeit verschwunden. Verblüfft und hocherfreut begann ich meine Tasche zu packen. Der Oberarzt kam kurz ins Zimmer und unterhielt sich nicht wirklich lange mit mir.
„Ihr Hausarzt wird Ihre Werte immer überprüfen. Nehmen Sie also weiterhin die Betablocker und die Nexium gegen Ihre Oberflächengastritis, den Reflux und bald wird alles gut.“
Als mich Bianca am späten Nachmittag abholte, fühlte ich mich seit Langem zum ersten Mal wieder gut genug, um zu leben. Ja, ich ging sogar noch am gleichen Tag einkaufen, um zu sehen, wie weit ich gehen konnte. Und es klappte. Zwar hatte ich Herzklopfen, weil ich aufgeregt war, aber das nahm ich in Kauf.
„Nathan“, unterbrach Dean ihn.
„Ja?“
„Du bist nicht verrückt.“
„Sehr nett, dass du das auch schon bemerkt hast.“
„Haben Sie also nach Monaten doch etwas gefunden?“
„Ja, und du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich war.“
„Das glaube ich dir, aber ohne unhöflich zu werden …“
„Hm?“
„Ich muss ganz dringend mal aufs Klo.“ Dean hob die Decke ein Stückchen an.
Fassungslos starrte Nathan auf den Bolzen, der in die Höhe ragte.
„Husch, husch“, scheuchte Nathan ihn.
„Bin gleich zurück.“ Er eilte ins Bad.
Nathan schmunzelte. Scheiße … irgendwie ist er ja schon süß.
Hastig klappte Dean den Klodeckel auf und schiffte drauflos. „Mann!“, fluchte er. „Mit einem Steifen zu pissen, ist echt eine Kunst für sich!“ Ein erleichtertes Stöhnen flog ihm aus dem Mund, als sich seine Blase langsam zu leeren begann. Er schüttelte seinen besten Freund ab, wusch sich die Hände und betrachtete sich dann kurz im Spiegel.
Du wirst wieder, Nathan, das weiß ich. Ich glaube daran, dachte er und betete zum Unbekannten, während sich Nathan an seine schlimmste Zeit erinnerte
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