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People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alec Cedric Xander
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Urlaub.
    Später am Abend musste ich mich meiner Angst stellen und meinen Vater anrufen. Schließlich sollte er ja wissen, wo ich mich befand. Leider verlief das Telefonat nicht ganz so erfreulich, wie ich es mir erhofft hatte – und ich hatte wirklich kaum Hoffnungen gehabt. Mit dem Fahrstuhl fuhr ich allerdings nicht zurück nach oben. Lieber nahm ich die Treppe, auch wenn es ein langer und anstrengender Weg war. Rauchen, dachte ich und blickte zur Terrasse, die am Ende des Flurs war. Ich schnappte nach einer Zigarette und begab mich nach draußen. Ein kleiner Tisch mit Aschenbecher und drei Stühlen. Besser ging es doch nicht. Bis auf die Aussicht, die eher an einen Horrorfilm erinnerte. Kaum Platz genommen und die Fluppe angezündet, ging die Tür auf und ein Mann Mitte vierzig gesellte sich zu mir. Er hatte einen künstlichen Harnausgang und lief die ganze Zeit über mit dem Tropf herum.
    „Hallo“, grüßte er.
    „Hey“, gab ich zurück, als er sich einen Glimmstängel anzündete.
    „Neu hier?“
    „Ja, leider“, stöhnte ich.
    „Was hast du denn?“
    Eine Kurzfassung sollte reichen, dachte ich und erzählte. „Und wieso sind Sie hier?“
    „Du kannst mich ruhig Jan nennen“, meinte er. Er sah echt schlimm aus. Total abgemagert, blass, dünnes Haar und gelbe Augen. „Ich habe Krebs.“
    „Oh, das tut mir leid.“
    „Braucht es nicht. Ist ja nicht deine Schuld. Abgesehen davon habe ich mein Leben gelebt, und du wirst deines auch noch in vollen Zügen genießen.“
    Oh wei, dachte ich und versuchte mir meine Sorgen nicht länger anmerken zu lassen. Schließlich hatte er Krebs und ich nur irgendwas, was niemand erklären konnte.
    Jan war echt nett, verabschiedete sich nach der Zigarette aber wieder, und als es kälter wurde, ging auch ich zurück in mein Zimmer.
    Die erste Nacht in diesem Raum war alles andere als angenehm. Der Herr neben mir schnarchte laut, und dauernd hörte ich irgendwelche Leute im Flur herumbrüllen.
    Kaum hatte ich ein Auge zugemacht und war eingeschlafen, da wurde ich auch schon wieder geweckt. Mit dem Blick auf mein Handy rollte ich mit den Augen. Wir hatten gerade mal kurz nach sechs Uhr.
    „Morgen“, lächelte die Schwester mich dämonisch an und zückte sofort eine Nadel. Bevor ich überhaupt realisierte, was sie vorhatte, stach sie zu und nahm mir Blut ab.
    „Au!“, fluchte ich leise und blickte auf die Kanüle, die sich rasch mit meinem kostbaren Lebenssaft füllte.
    „Ja, sehr gut“, meinte sie und überreichte mir ein Fieberthermometer. „Hier, hinten einführen.“
    Verwirrt sah ich sie an. Anscheinend machte ihr der Job echt Spaß oder sie mochte es einfach nur, Leute leiden zu sehen. Und sie lächelte immer noch, wartete darauf, dass ich mich vor ihr entblößte. Tat ich aber nicht. Beschämt verkroch ich mich unter die Decke und steckte mir langsam das Teil hinten rein. Es piepte nach wenigen Sekunden und sofort wollte sie es haben. Mir kam es fast so vor, als ob sie den Geruch des Hinterteils mochte.
    Ihre Mundwinkel gingen gespenstisch nach oben. „Ja, sehr gut, 36,7“, sagte sie. „Irgendwelche Beschwerden?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ja, sehr gut“, wiederholte sie – wie so oft. „Dann kommt gleich das Frühstück!“ Sie grinste und verschwand.
    Der Herr neben mir sah mich mit großen Augen an. Zwar wollte ich etwas sagen, doch ich wusste nicht wirklich was.
    „Geschockt?“, fragte er und begann kurz zu lachen. „So sind die immer hier.“ Er drehte sich wieder um.
    Super, dachte ich und wartete auf das Frühstück, das laut der Krankenschwester ja gleich kommen würde. Kam es aber nicht. Es ließ auf sich warten. Ganze drei Stunden, um genau zu sein, und als es dann da war, war es nicht gerade ein Frühstück für meinen großen Magen. Zwei Blätter Wurst, eine Scheibe Käse und Brot sowie ein kleiner Joghurt. Letzteres ließ ich beiseite, da ich wusste, dass mir nach der Aufnahme schlecht werden würde. Die beiden Scheiben Wurst legte ich mir aufs Brot und das Käsestück steckte ich mir mit einem Ruck in den Mund. Der Hunger jedoch, der blieb. Zum Glück hatte ich genügend Geld dabei, um mir etwas kaufen zu können, und das tat ich dann auch. Nur fiel es mir etwas schwer, keine Tabletten zu nehmen, denn nach dem Essen begann mein Herz jedes Mal zu rasen. Keine Ahnung, wieso, doch so war es.
    Nachdem ich mir eine Packung Kekse – ja, ich weiß, nicht das Beste – geholt hatte und zurück auf mein Zimmer kam, war der ältere Herr

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