People Always Leave
höher, sodass ich eigentlich immer weniger zum Glimmstängel griff. Aber die Stunden allein in diesem Zimmer, diese Stille, machten mich einfach wahnsinnig. Und draußen standen wenigstens ab und zu ein paar Leute, mit denen man sich unterhalten konnte. Zwischenzeitlich kam sogar eine Schwester vorbei und nahm mir dieses abturnende Langzeit-EKG-Gerät ab. Teufel, war ich froh.
Gegen Mittag klopfte es an der Tür.
„Ja?“, sagte ich.
„Hallo“, gab Cos zurück und kam herein. Er hielt eine Akte in seiner rechten Hand. „Guten Morgen. Ich habe hier deine Blutwerte.“
„Oh“, seufzte ich interesselos. „Schön.“
Cos öffnete die Akte und blickte auf das Blatt. Der hat sich meine Ergebnisse doch mit Sicherheit schon im Vorfeld angesehen. Wieso also dieses Gehabe? Ich sehe etwas, was du nicht sehen kannst, regte ich mich innerlich auf.
„Deine Blutwerte sind so weit alle in Ordnung, und auch das Echo von gestern zeigt, dass dein Herz okay ist. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, warum es so schnell schlägt.“
„Wäre schön“, murmelte ich und meinte im gleichen Atemzug: „Und warum mir den ganzen Tag über so dermaßen schlecht ist.“
Cos nickte. „Darf ich dein Herz mal abhören?“, fragte er.
„Klar, sicher“, sagte ich lustlos und schob mein Shirt nach oben. Der Arzt setzte sich auf mein Bett, griff nach seinem Stethoskop und horchte mein Herz ab. Danach zählte er meinen Puls.
„Einhundertzwölf“, grübelte er und blickte mich mit entgeisterter Mimik an.
„Habe ich etwas in meinem Gesicht?“, wollte ich ernsthaft von ihm wissen. Dass meine Haare nicht mehr so schön saßen wie bei meiner Ankunft, wusste ich ja, aber sein Blick ging irgendwie an meinen Augen vorbei. Vielleicht schielt er, dachte ich und musste mir das Schmunzeln mit aller Macht verkneifen.
„Aus deiner Akte geht hervor, dass du schon einmal bei einem Psychiater warst.“
„Jepp, das stimmt.“
„Und was sagte er dir?“
„Ganz ehrlich, Doktor Cos? Er kam mit einem Hammer an, testete meine Reflexe, machte ein EEG und verschrieb mir dann sofort Antidepressiva.“
„Und wieso hast du sie nicht genommen?“
„Weil ich unter Herzrasen und einer andauernden Übelkeit leide und nicht unter Depressionen.“
„Ich habe da einen Vorschlag.“ Gespannt hörte ich ihm zu. „Ich habe dich bei einer Kollegin angemeldet, die auch, und jetzt bitte nicht künstlich aufregen, Psychotherapeutin ist.“
„Ein Vorschlag wäre es nur dann, wenn Sie mir diese Person empfehlen und mich nicht schon im Vorfeld anmelden würden.“
„Ich rate dir echt, dass du zu ihr gehst. Sie hat schon vielen Leuten geholfen. Okay?“
„Wenn es denn sein muss“, meinte ich überheblich. „Wann denn und wo?“
„Um zwei, und zwar im Raum 354. Das ist, wenn du den Flur entlanggehst und links den zweiten Flügel betrittst … das zweite Zimmer links.
„Gut.“
„Ich kann dich aber auch abholen, damit du dich nicht verläufst.“
Für wen hält der mich? Ich bin doch nicht beschränkt. „Den Flur entlang bis zum Ende, dann links und sofort die zweite Tür. Schon verstanden.“
„Genau, in den zweiten Flügel gehen und Raum 354“, erinnerte er mich.
„Ja, verstanden.“
„Die Frau heißt Archim.“
„Archim“, wiederholte ich und versuchte mich zu beherrschen. Nathan! Nicht lachen!
Doch ich musste ihn einfach fragen. „Mit Vor- oder Nachnamen?“
„Frau Doktor Archim. Nachname. Ihren Vornamen weiß ich jetzt gar nicht. Aber den wird sie dir sicherlich schon noch nennen. Oder spielt das eine Rolle für dich?“
„Nein“, gab ich freundlich zurück. Wieso sollte es mich interessieren, wie diese Frau mit Vornamen heißt?!
„Gut.“ Er erhob sich. „Später werde ich dann noch einmal vorbeischauen und dir das Ergebnis des Langzeit-EKGs mitteilen.“
Ich nickte, er nickte und verschwand. „Ich brauche eine Zigarette“, sang ich verzweifelt. Auf der Terrasse angekommen, war ich allein. Nun ja, zumindest für die nächsten Minuten, denn dann gesellten sich zwei bis dahin noch unbekannte Personen dazu. Eine schick gekleidete Frau und ein Mann.
„Hallo“, begrüßte sie mich. Er nickte nur kurz.
„Hallo“, grüßte ich freundlich zurück und hörte den beiden zu. Sie war seine Frau, und irgendwann kamen wir kurz ins Gespräch. Und da es mich immer interessierte, wieso sich jemand im Krankenhaus befand, musste ich einfach nachfragen und meine Neugier stillen. „Und wieso sind Sie hier?“
Er sah mich an
Weitere Kostenlose Bücher