Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
ihm, er müsse sich unbedingt diese DVD ansehen. Sein Freund reagierte genauso begeistert: »Wo und wann willst du’s ihnen zeigen?«
»Unmittelbar vor dem Spiel«, antwortete Pep.
»Klasse!«, war Estiartes Kommentar.
Die Spieler waren überrascht, als der Fitnesstrainer ihre Aufwärmphase im Olympiastadion etwas früher als erwartet beendete.
Aber sie waren nach wie vor ganz bei der Sache. Emotionen und Anspannung lagen in der Luft, als sie den Gang zur Umkleidekabine hinuntergingen. Sie waren nervös, gespannt.
Ab und zu ruft ein Spieler etwas, klopft einem Teamkollegen auf den Rücken, um die Anspannung abzubauen. Die Herzen klopfen. Die Stollen klappern auf dem Fußboden. Klack, klack, klack.
In solchen Augenblicken wollen Fußballer nicht gestört werden. Sie wollen sich nur auf ihren gewohnten Ablauf konzentrieren, bei ihren allerletzten Vorbereitungen in Ruhe gelassen werden und ihren persönlichen Aberglauben pflegen. Bei Barcelona ist Víctor Valdés immer der Erste, der nach der Aufwärmphase vor dem Spiel in die Kabine zurückkehrt. Als er in Rom zurückkam, war die Tür verschlossen. Er klopfte heftig an, wurde aber nicht eingelassen. Einer von Peps Assistenten kam heraus, stellte sich ihm in den Weg und sagte, er müsse warten. Valdés war völlig platt. Xavi kam als Nächster.
Xavi: »Was ist los?«
Valdés: »Er lässt uns nicht rein.«
Xavi: »Warum?«
Valdés: »Man hat mir gesagt, ich solle warten.«
Der Rest der Gruppe traf ein, und gemeinsam mussten sie noch einige Minuten auf dem Gang zubringen, bis sie endlich eingelassen wurden.
Pep übertönte das Stimmengewirr: »Jungs, ich möchte, dass ihr euch das hier anseht. Genießt es. Dieses Teamwork hat uns nach Rom gebracht!«
Die Lichter in der Kabine gingen aus, ein großer Bildschirm erhellte den Raum, und die Titelmelodie des Spielfilms Gladiator erklang.
Guardiolas Freund Santi hatte eine mitreißende siebenminütige Videomontage zusammengestellt, die Bilder aus dem Hollywood-Blockbuster Gladiator mit Bildern von der gesamten Barça-Mannschaft collagiert, und das Ganze war mit dem monumentalen Film-Soundtrack unterlegt. Jeder einzelne Spieler, auch diejenigen, die im Lauf der Saison eher Randfiguren gewesen waren, wird in diesem Film geehrt – die beiden Ersatztorhüter, Hleb, Gabriel Milito, und Bilder des verletzten Verteidigers waren aus dieser Saison nicht so leicht aufzutreiben gewesen. Alle wurden ins Bild gerückt, bis auf Pep Guardiola, denn der Trainer hatte sich ausbedungen, dass er in dieser Montage unter gar keinen Umständen gelobt werden wolle. Es ging ausschließlich um seine Spieler.
Als der Film zu Ende ging, war es still im Raum. Niemand rührte sich, zunächst wegen des Überraschungseffekts, aber dann kamen die Gefühle ins Spiel. Die Spieler sahen sich verlegen an. Tränen wurden vergossen. Milito weinte, er hatte das Finale verpasst. Ohne nachzudenken, unbewusst, hatten die Spieler ihre Arme auf die Schultern der Nebenleute gelegt. Es war ein intensiv erlebter, ganz besonderer Augenblick.
Unvergesslich, gefühlsbetont. Aber war das die richtige Maßnahme?
»Ich weiß nicht, ob es an den Gefühlen lag, die das Video aufrührte, aber die ersten Minuten des Endspiels waren schrecklich für uns«, sagt Iniesta heute. Selbst Pep Guardiola räumt ein, dass er die Spieler vielleicht etwas zu sehr gerührt hat.
Das Spiel, die Trainer
Sir Alex Ferguson: »Wir hätten das Spiel wirklich gewinnen sollen, wir waren damals die bessere Mannschaft.«
Pep Guardiola: »United war ein fantastisches Team! Man muss sich nur einmal anschauen, wer damals auf der Bank saß: Rafael, Kuszczak, Evans, Nani, Scholes, Berbatov und Tévez.«
Sir Alex: »Ich halte Henry für einen großartigen Fußballer, Eto’o ist ein großartiger Fußballer, aber das waren keine Spieler, die uns Sorgen bereiteten, wissen Sie, was ich meine? Das Wembley-Finale war anders.«
Guardiola: »Manchester United wollte sicher nicht aus der Verteidigung heraus spielen, das liegt nicht in ihrer Natur, nicht wahr? Wir hatten auf jeden Fall verschiedene Alternativen vorbereitet, je nach Spielverlauf.«
Sir Alex: »Eto’o begann also in der Mitte und Messi auf rechts, aber dann änderten sie das. Eto’o spielte auf der rechten Außenbahn, und Messi stieß in die Lücke, die er inzwischen ziemlich gut nützt. Aber in diesem Endspiel tat Messi nichts, glauben Sie mir, er tat überhaupt nichts.«
Guardiola: »Messi spielte gelegentlich auf dieser
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