Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Position, in der Lücke. Wir machten das gegen Madrid so, aber bis zum Finale nicht mehr. Wenn ich im Rückblick über diese Taktik nachdenke … Vielleicht gewannen wir wegen der sehr positiven Dynamik, die wir hatten.«
Sir Alex: »Wenn Sie an das Finale in Paris zurückdenken, Arsenal – Barcelona, in diesem Match spielte Eto’o auf der linken Außenbahn, und er marschierte rauf und runter, lieferte ein gewaltiges Laufpensum ab. Er hatte also Erfahrung mit dem Flügelspiel, aber in Rom erwarteten wir ihn nicht auf der Außenbahn. Wir rechneten zu verschiedenen Zeitpunkten damit, dass sie umstellen würden, dass Messi und Eto’o tauschen würden, aber das ging nicht so weit, dass wir uns deshalb allzu viele Sorgen machten.«
Guardiola: »Manchester setzte uns unter Druck, die Verteidiger rückten weit auf, sie hatten ein paar Torchancen, und wenn sie getroffen hätten – dieses Team schießt dich mit Kontern ab –, wenn sie also in Führung gegangen wären, wäre es für uns sehr viel schwieriger geworden. Vor allem mit Ronaldo, der ein Flügelspieler ist, und bei wichtigen Spielen in Europa spielte er durch die Mitte. Wenn du Cristiano als Angreifer Platz lässt, kann ihn niemand stoppen, das ist unmöglich, er ist einzigartig.«
Sir Alex: »Ein Gegentor durch einen Konter, als wir das Spiel kontrollierten, erwies sich als Schlüsselszene, weil Barcelona nicht die Art von Mannschaft ist, gegen die man gerne in einen Rückstand gerät, dem man dann nachlaufen muss.«
Guardiola: »Die Mannschaft, die in einem Endspiel das erste Tor schießt, ist im Vorteil, ob es einem nun gefällt oder nicht.«
Sir Alex: »Und als Eto’o das erste Tor schoss, ja, dann wurde Messi zum Problem, weil Barcelona im Mittelfeld überbesetzt und weil es außerdem schwierig war, ihm den Ball abzunehmen, aber eigentlich bedrohte er uns nicht so stark.«
Guardiola: »Ich erinnere mich, wie ich bei Spielende in Rom dachte: ›Mein Gott, wir haben wirklich sehr gut gespielt!‹ Und dann, zwei Jahre später, als wir uns auf das Finale in Wembley vorbereiteten, sahen wir uns die Videos vom Endspiel in Rom an und stellten fest, dass es gar nicht so großartig gewesen war, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir hatten nur mit sehr viel Glück die Anfangsminuten überstanden.«
Sir Alex: »Barcelonas Mittelfeld – ein Pass nach dem andern – war wirklich niemals eine Bedrohung. Als wir Barcelona 1991 im Finale des Pokalsieger-Wettbewerbs schlugen, machte jene Mannschaft genau dasselbe wie die Nachfolger in Rom. Salinas und Laudrup waren die Angreifer, Beguiristain spielte auf der linken Außenbahn, aber sie ließen sich weit ins Mittelfeld zurückfallen, dieselbe Geschichte. Damals sagten wir: ›Sie können den Ball dort haben, die Vierer-Abwehrkette hält ihre Positionen‹, und wir kamen niemals in Schwierigkeiten. Aber 20 Jahre später macht ein Spieler von ganz anderer Qualität den Unterschied aus.«
Guardiola: »Gegen uns zu spielen ist letztlich eine komplizierte Angelegenheit. Wenn wir gut spielen, passen wir uns den Ball zu und drängen unsere Gegner Stück für Stück zurück. Es sieht so aus, als würden sie hintendrin stehen, aber nein, wir drängen sie zurück.«
Sir Alex: »Und das zweite Tor, wenn man sich das überlegt. Messi, 1,69 Meter groß, macht ein Kopfballtor am langen Pfosten, gegen eine englische Mannschaft. Das sollte nicht passieren.«
Guardiola: »In der zweiten Halbzeit spielten wir besser als in der ersten.«
Sir Alex: »Barcelona hatte noch vor Messis Tor eine oder zwei Chancen, gleich nach der Halbzeitpause, und hätte uns erledigen können, aber in den letzten 15 Minuten hatten wir fünf Chancen.«
Guardiola: »Xavi traf mit einem Freistoß den Pfosten, und van der Sar hielt gegen Thierry Henry, bevor Messi traf, 20 Minuten vor Schluss. Dann zogen wir uns zurück und verteidigten. Aber nachdem ich mir das Endspiel noch einmal angesehen hatte, dachte ich mir rückblickend, dass das alles wie ein Geschenk war.«
Scouting-Bericht: Champions-League-Endspiel 2009 in Rom
Erste Halbzeit
Manchester United hatte Barcelona im Vorjahr im Halbfinale der Champions League mit einer sehr defensiven Taktik besiegt. Mit Ronaldo ganz vorne, Tévez als hängender Spitze dahinter und einem sehr tief auf dem rechten Flügel stehenden Rooney. Sie zogen sich zurück und spielten auf Konter. Evra deckte Messi, der auf der rechten Seite spielte, mit Unterstützung durch einen defensiven Mittelfeldspieler. Nach einem
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