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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Kalenderjahr, widerfahren war. Und er hätte auch nicht im ersten Kommentar unmittelbar nach diesem Spiel erklärt: »Die Zukunft ist trostlos, denn es ist unmöglich, das zu übertreffen, was bisher erreicht wurde.« Noch auf dem Platz hatte er Tito gefragt: »Was sollen wir jetzt noch tun?« Die Herausforderungen blieben die gleichen, aber Pep sah nur noch die Probleme voraus, die auf ihn zukamen, und glaubte nicht, dass er stark genug war, um sie abermals zu meistern. War man auf dem Fußballgipfel angekommen, gab es nur noch einen Weg: bergab.
    Erstaunlicherweise arbeitete Pep dennoch weiter und verbesserte sein Team. Er hatte abermals bewiesen, dass er Schwierigkeiten überwinden und eine Gruppe von Männern so umgestalten und anführen konnte, dass sie auf dem Platz wahre Heldentaten vollbrachte, während er dabei den eigenen Werten und seiner Philosophie treu blieb. Er erreichte das scheinbar Unmögliche, doch die übermenschlichen Leistungen forderten ihren Tribut: Er mag übermenschlich wirken, aber nach einem Schnitt blutet er wie alle anderen Menschen auch. Aus diesem Grund war das, was er erreichte, umso eindrucksvoller – nicht trotz, sondern gerade wegen dieser menschlichen Eigenschaften.
    Das gehört zu Peps Zauberkunst. Die Öffentlichkeit lässt sich von einer derart verführerischen Mischung faszinieren: Der Zerbrechlichkeit – auch der physischen – auf der einen Seite stehen große Führungsqualitäten und die enorme Kraft seiner Persönlichkeit gegenüber. Und bei seiner Mannschaft verhält es sich genauso: Ihre Spielweise ist außerordentlich überzeugend, sie verfügt über eine offenkundige, typische Spielkultur. Auf der anderen Seite fehlt es ihr an körperlicher Statur, die Spieler sind schwächer und kleiner als der Durchschnittsfußballer. Es ist diese Dichotomie, die Spiderman Pep und sein Team so reizvoll macht.
    Seine Autorität erwarb sich Pep nicht nur durch das Spiel der Mannschaft und die Trophäen, die sie holte, sondern vor allem durch sein Verhalten in guten und in schlechten Zeiten, durch seine Leistungen und die Eingeständnisse seiner Irrtümer. Zyniker meinten, seine beispielhafte Gelassenheit und das entsprechende Verhalten seien nur Fassade, den wahren Pep würden wir erst nach einer Niederlage kennenlernen. Die Medien lieben den Fußball, weil dort im Allgemeinen das Schwarz-Weiß-Schema vorherrscht, es geht um Sieger und Verlierer, Gut und Böse. Die Madrider Presse wollte sich Pep nur als Bösewicht vorstellen, hinter dessen öffentlicher Persönlichkeit sich etwas ganz anderes verbarg. Dieses Lagerdenken rückte in den Vordergrund, als sich FC Barcelona und Real Madrid im April und Mai 2011 innerhalb von 14 Tagen viermal gegenüberstanden. Das Bestreben, Gut und Böse einander gegenüberzustellen und die führenden Vertreter der beiden Konfliktparteien als Symbolgestalten für das eine oder das andere zu porträtieren, sorgte für eine der bittersten Episoden in der jüngeren Geschichte des spanischen Fußballs.
    Zwei Ereignisse gegen Ende von Peps Amtszeit, eine Niederlage gegen Madrid und das Ausscheiden gegen Chelsea in der Champions League, dienten als Lackmustest und gaben einen seltenen Einblick in die andere Seite von Guardiolas Persönlichkeit. Seine Klagen über Schiedsrichter waren eine Möglichkeit, die Gefühle der Frustration loszuwerden, die ihm während der gesamten Saison zugesetzt hatten.
    Für die Menschen, für die Barcelona mehr als ein Klub ist, die sich in Spielweise und Ethos des Teams verliebt haben und in Pep Guardiola den Wesenskern des idealen Menschen verkörpert sehen, waren solche Augenblicke unerheblich. Pep hatte nur widerstrebend den gesellschaftlichen Anführer gegeben, und die Fans, die von seiner Aura weniger berauscht waren – die Minderheit –, verstanden das. Der Rest unterhielt sich über einen Guardiola, den es nur in den Zeitungen und in ihren eigenen Köpfen gab. Über einen Guardiola, den Pep selbst nicht kannte. »Von wem reden sie, wenn sie über mich reden?«, fragte er sich, wenn er Artikel über seine Methoden las, seine moralische Führungsrolle und seine vermeintlichen Tugenden als Superheld. »Es gibt Bücher, in denen über mich Dinge zu lesen sind, die ich selbst nicht wusste.«
    Guardiola war in vielerlei Hinsicht das Gegenteil des Idealbildes, das seine Fans zeichneten. »Er ist pragmatisch orientiert, nicht philosophisch in dem negativen Sinn, wie ihn einige Leute zugrunde legen, unter anderem Ibrahimović«,

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