Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Athletic. »Er war schon immer einer meiner Lieblingsspieler«, sagt Jewell. »An seine Telefonnummer kam ich über seinen englischen Berater. Ich rief an und hinterließ eine Nachricht, ›Hallo, Pep, hier spricht Paul‹, irgendetwas in dieser Art. Etwa zehn Minuten später rief er zurück. Er wusste alles über uns, hatte uns im Fernsehen gesehen und sprach über unser Kurzpassspiel im Mittelfeld. Er kannte [Jimmy] Bullard und [Graham] Kavanagh. Er hätte 10 000 Pfund pro Woche verdienen können. Dann bekam er dieses irre Angebot aus Katar. Er hätte für das starke Wigan-Team spielen können und landete schließlich doch bei irgendeinem beschissenen Job in Barcelona.«
Unterdessen erhielt Pep, noch vor seinem Wechsel nach Katar zum Team von Al-Ahli, die Chance, mit Lluis Bassat zusammenzuarbeiten, einem der Kandidaten für die Wahl des Präsidenten des FC Barcelona 2003, der die Unterstützung einiger der mächtigsten Leute in der Politik und Finanzwirtschaft Kataloniens genoss. Bassat kam auf Guardiola zu und bot ihm den Posten des Sportdirektors in seinem Projekt an. Pep sagte unter der Bedingung zu, dass sie nicht, wie das in Spanien so oft geschieht, mit den Namen potenzieller Neuverpflichtungen um Stimmen werben würden. Stattdessen wollte er den Fans seine Zukunftsvorstellungen für den Klub präsentieren.
Man bot Bassat und Guardiola Ronaldinho als möglichen Neuzugang an, aber Pep wollte sich auf ein Fußballprojekt konzentrieren, zu dem sein früherer Dream-Team-Kollege Ronald Koeman als Trainer gehören sollte, oder, falls Ajax Amsterdam seinem Trainer die Freigabe verweigern sollte, Juanma Lillo.
Zwar wurden keine potenziellen Transferkandidaten zu Zwecken des Stimmenfangs angekündigt, aber Guardiola plante durchaus den Aufbau einer Mannschaft, der unter anderem Iván Córdoba angehören sollte, der aus Kolumbien stammende Innenverteidiger von Inter Mailand; Cristian Chivu, der Ajax-Kapitän, ebenfalls ein Verteidiger; der Brasilianer Emerson, bisher in Diensten des AS Rom, sowie Harry Kewell, der australische Mittelfeldspieler.
Die Wahl gewann dann Joan Laporta mit der Unterstützung von Johan Cruyff und dem Versprechen, David Beckham ins Camp Nou zu holen – der Name Beckham war ein reiner Marketing-Trick, aber Laporta hatte Erfolg damit. Auf der Website von Manchester United wurde bekannt gegeben, dass der Kandidat Laporta ein Angebot für Beckham gemacht habe, eine Indiskretion, die vom Spielerberater Pini Zahavi lanciert wurde und die außerdem noch die Vereinbarung einschloss, dass Barcelona einen seiner Spieler verpflichten würde, den Torwart Rüştü Re Ç ber, was einen Monat später dann auch geschah.
Als Bassats Niederlage endgültig feststand, sagte Pep zu ihm: »Ich weiß, dass wir die Dinge anders angegangen sind, aber … wir würden das wieder so machen, nicht wahr?«
Die Entscheidung, sich mit Bassat zusammenzutun, sollte Pep einige Jahre später abermals Schwierigkeiten einbringen, weil es Leute gab (zu denen auch Laporta zählte), die ihm nicht so leicht verzeihen wollten, dass er seinen Mentor Cruyff »verraten« hatte, indem er mit einem Gegenspieler zusammenarbeitete.
Die Entscheidung, in Katar zu spielen, war nach der gescheiterten Wahlkampagne so ziemlich der einzige Schritt in Guardiolas Laufbahn, der vom Geld motiviert war: Er sollte ihm für einen Zweijahresvertrag vier Millionen Dollar einbringen. Der Journalist Gabriele Marcotti reiste 2004 für ein Interview mit Pep nach Katar und traf in der Wüste auf einen Spieler am Ende seiner Karriere, der traurig, aber nicht verbittert war. »Ich glaube, Spieler wie mich gibt es gar nicht mehr, weil das Spiel stärker von der Taktik und der Physis geprägt ist. Es bleibt weniger Zeit zum Denken. Bei den meisten Klubs erhalten die Spieler bestimmte Rollen zugewiesen, und ihre Kreativität kann sich nur im Rahmen dieser Parameter entfalten«, sagte er zu Marcotti.
Pep war erst 33 Jahre alt.
Das Spiel hatte sich verändert, das zeigte sich in der europäischen Fußballlandschaft jener Zeit, die dominiert wurde von der starken Mannschaft des AC Mailand, einem körperlich starken Juventus-Team, den Champions-League-Finalisten AS Monaco und FC Porto und dem Einstieg von Mourinho beim FC Chelsea, wo er auf athletische Mittelfeldspieler setzte. Pep lag richtig: »Geschwindigkeit und Kraft« war die dominierende Fußballideologie jener Zeit, aber sie sollte schon bald infrage gestellt werden, zuerst von Rijkaards Barcelona und
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