Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
später dann von Guardiola selbst.
Er absolvierte 18 Spiele für das Team von Al-Ahli in Katar und verbrachte den größten Teil seiner Zeit dort am Pool der Wohnanlage, in der er untergebracht war, zusammen mit Gabriel Batistuta, Fernando Hierro und Claudio Caniggia. Er fragte den früheren Santos-Außenstürmer und jetzigen Trainer Pepe Macia hunderte Male über die brasilianische Mannschaft zu Pelés Zeit aus und trat schließlich zu einem Probetraining bei Manchester City an, wo er 2005 zehn Tage lang von Stuart Pearce beobachtet wurde.
Pep lehnte ein Angebot für sechs Monate in Manchester ab; einen Vertrag mit längerer Laufzeit, der ihm vorschwebte, wollte ihm der City-Trainer nicht geben. Im Dezember 2005 unterschrieb er beim mexikanischen Klub Dorados de Sinaloa, wo er von seinem Freund Juanma Lillo trainiert wurde. Dort lernte er einen neuen Spielstil kennen, vertiefte aber auch sein Wissen über andere Aspekte des Fußballspiels, vor allem in den Bereichen Verwaltung, physische Vorbereitung und Ernährung. Peps Trainerausbildung wurde oft bis in die frühen Morgenstunden fortgesetzt, wenn er und Lillo sich nächtelang über Fußballtaktik, -training und -technik unterhielten.
In einer Wohnung in Culiacán, spät am Abend, Mexiko, 2005
Pep und Lillo redeten nach dem Abendessen bei einem Glas Wein bis in die frühen Morgenstunden über Fußball, und das auch, wenn sie am nächsten Tag Training hatten. Pep sorgte sich mitunter, er könne Freunde tödlich langweilen mit seinen eingleisigen Unterhaltungen über Fußball, Fußball und noch mehr Fußball. Bei seinem Umgang mit Lillo hegte er keine solchen Befürchtungen, denn mit ihm hatte er früher schon sehr viel über die Feinheiten des Spiels diskutiert, und dieser war während Peps Zeit in der Serie A ein häufiger Gast in seinem Haus gewesen. Pep hat mit niemandem auch nur annähernd so viel über Fußball gesprochen wie mit Lillo, der neben Johan Cruyff den größten Einfluss auf seine Entwicklung als Trainer genommen hat.
Pep sah bei sich selbst immer noch große Wissenslücken, wenn es um Themen wie Abwehrkonzepte oder bestimmte Trainingsmethoden ging. Wenn er nach Antworten suchte, wandte er sich zu jeder beliebigen Tageszeit an Lillo: »Wie löst man eine solche Situation?« »Was mache ich, wenn so etwas passiert?« Lillo ist nach Peps Auffassung einer der am besten vorbereiteten Trainer weltweit, und er ist auf seinem Gebiet führend, wenn es darum geht, eine Vorstellung vom Spiel zu entwickeln – auch wenn die Welt des Spitzensports ihn nicht gerade großzügig belohnt hat.
Guardiolas Mexiko-Abenteuer endete im Mai 2006, als er nach Spanien zurückkehrte, um in Madrid einen Trainerlehrgang abzuschließen, und ab Juli jenes Jahres durfte er sich mit Fug und Recht als diplomierten Trainer bezeichnen. In einem Radiointerview mit dem in Barcelona ansässigen Sender RAC 1 bestätigte Guardiola am 15. November 2006 seinen Rücktritt vom Profifußball. Er war jetzt 35 Jahre alt.
Im Unterschied zu vielen anderen ehemaligen Profis hatte Guardiola nicht das Bedürfnis, sofort die erste Mannschaft eines großen Klubs zu übernehmen, denn er hatte, wie er damals erklärte, das Gefühl, noch sehr viel lernen zu müssen. »Meine Zeit als Spieler ist endgültig vorbei«, sagte Pep, »aber früher oder später werde ich als Trainer arbeiten. Ich trainiere jedes Niveau, das mir angeboten wird, es muss nur jemand die Tür aufmachen und mir eine Chance geben. Ich würde gerne mit einer Jugendmannschaft arbeiten, mit ganz jungen Spielern, weil ich nicht den Anspruch erhebe, schon für ein höheres Niveau bereit zu sein. Man muss die Tatsache respektieren, dass es ein Lernprozess ist, eine Lernkurve. Die ersten Schritte sind besonders wichtig, und es gibt keine zweite Chance, wenn man erst einmal aufsteigt.«
Bei jenem öffentlichen und gefühlsbetonten Abschied von der aktiven Zeit zollte er dem Fußball Respekt für das, was er ihm zu verdanken hatte. »Der Sport war für mich ein einflussreiches erzieherisches Mittel. Ich lernte, Niederlagen zu akzeptieren und mich wieder zu erholen, wenn ich meine Sache nicht gut gemacht hatte. Er hat mich gelehrt, dass mein Mannschaftskamerad besser sein konnte als ich selbst. Und ich lernte zu akzeptieren, dass mein Trainer mir sagen kann, dass ich heute nicht spielen würde, weil ich mich schlecht benommen hätte.«
Pep hatte zwar seine Spielerkarriere beendet, war aber in Sachen Fußball weiter wissbegierig. Die
Weitere Kostenlose Bücher