Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Mannschaft. Auch bei der Vorbereitung auf die Spiele gab er einen strikten Ablauf vor: Die Teamstrategie wird an Spieltagen geübt. Vor Auswärtsspielen isst die Mannschaft gemeinsam in La Masía. Vor Heimspielen im Mini Estadi isst jeder Spieler zu Hause.
Carles Busquets, der Torwarttrainer des B-Teams, wurde von einem ehemaligen Kollegen einmal gefragt, wie es denn so sei, Guardiola zum Chef zu haben. »Pep?«, antwortete er. »Du würdest es mit der Angst bekommen!« Erst jetzt gibt Busquets zu, dass er sich für eine heimliche Zigarette immer auf den Parkplatz schlich, weil Pep das Rauchen in der Kabine oder deren Umgebung strikt verbot.
Guardiola wollte eine persönliche Theorie bestätigt sehen. Das war einer der Gründe dafür gewesen, warum er so erpicht darauf war, sich selbst und seine Ideen in der Arbeit mit einem Team in einer unteren Spielklasse zu erproben: Auch eine Reservemannschaft konnte, wie jedes andere Team, als eine Art Fußball-Universität dienen, denn alle Spielergruppen verhalten sich gleich, antworten und reagieren auf dieselbe Art und Weise. Ob es sich nun um Superstars oder um Sonntagskicker handelt: Es gibt immer einen Spieler, der auf einen Teamkameraden neidisch ist, einen, der stets zu spät kommt, einen Spaßvogel, einen Gehorsamen, der sich vor Bestrafung fürchtet und unbedingt einen guten Eindruck machen will, einen Stillen, einen Rebellen … Die Zeit war außerdem lehrreich, weil sie ihm half, sich auf die Tatsache einzustellen, dass jeder Gegner anders ist: Manche treten offensiv auf, andere sind ängstlich, manche igeln sich im eigenen Strafraum ein, wieder andere setzen auf Konter. Die Arbeit mit dem B-Team verschaffte Guardiola die perfekte Gelegenheit, nach Lösungen für die Art von Problemen zu suchen, mit denen er es auch bei einem höherklassigen Team zu tun bekommen würde. Doch zunächst einmal tat er das ohne großes Aufsehen und außerhalb des Scheinwerferlichts der Medien.
Zugleich war er bescheiden genug zu erkennen, dass er auf bestimmten Gebieten fachlich noch nicht ausreichend versiert war, vor allem im Bereich der Abwehrarbeit. Sein Freund und Trainer Juanma Lillo sah sich alle Spiele des zweiten Bar Ç a-Teams an, und hinterher rief Guardiola ihn an und äußerte seine Zweifel – ob die sich nun auf die Raumaufteilung bezogen oder auf das Spiel ohne Ball. Rodolfo Borrell, der heute beim FC Liverpool ist, trainierte damals eine der Jugendmannschaften Barcelonas, und Guardiola ging jede Woche zu seinen Defensiv-Trainingseinheiten, um zu beobachten und zu lernen.
Peps Begeisterung erwies sich als ansteckend, und seine Präsenz sorgte für frischen Wind auf dem Trainingsgelände. Gleichzeitig verlieh er dem B-Team auch eine gewisse Bedeutung. Wenn sich Guardiola damit abgab, so dachten alle, dann muss es wichtig sein. Das B-Team war in jüngerer Zeit vernachlässigt worden, aber unter Guardiolas Einfluss änderte sich das. Es gab einen Neubeginn, die Spinnweben wurden abgestreift, das Profil geschärft und eine neue, professionelle Arbeitsweise eingeführt, die es in dieser Form nicht einmal bei der ersten Mannschaft gab.
Bei der ersten Mannschaft fehlte sie ganz besonders.
Die B-Mannschaft mag früher einmal die alte Werkstatt auf der abgelegenen Seite des Klubgeländes gewesen sein, aber Guardiolas fester Entschluss war, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen würde. Als das neue Bar Ç a-B-Team für die anstehende Saison bereit war, führte Pep seine Spieler mit Stolz an.
Sie verloren ihr erstes Freundschaftsspiel unter seiner Leitung gegen Banyoles auf einem kleinen Kunstrasenplatz. Es bedurfte nur dieser einen Niederlage, auf die auch noch ein unrunder Start in der Liga folgte, und schon war in den Medien das erste missbilligende Gemurmel zu vernehmen. Guardiola »hatte mehr Stil als Energie«, schrieb ein Journalist. Es wurde zu einem gängigen, rasch dahingesagten Klischee, dass Pep, der als Spieler den Roman The Bridges of Madison County ( Die Brücken am Fluss ) von Robert James Waller gelesen und einige Exemplare davon an seine Dream-Team-Kollegen verschenkt hatte, wohl kaum die Kraft und Autorität besaß, eine Siegermannschaft zu formen, die sich auf den Kunstrasenplätzen und Krautäckern der vierten Liga durchsetzte.
Pep traf sich schon bald nach dem holprigen Saisonbeginn mit Johan Cruyff. Das war ein Vorgang, der sich in den kommenden Jahren noch häufig wiederholen sollte, wann immer er einen Rat brauchte. »Ich habe ein Problem«,
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