Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Wendepunkt im basisorientierten Nachwuchsfußball des FC Barcelona.
Der Abstieg des B-Teams in die vierte spanische Liga war symptomatisch für einen Klub, der seiner Philosophie besondere Bedeutung zugemessen hatte, dem es aber am Geschick mangelte, diese Philosophie bereits im Jugendbereich wettkampforientiert umzusetzen. Pep löste Barcelonas C-Team auf, das zuvor in der Tercera División gespielt hatte, führte eine Auswahl von Spielern aus beiden Teams zusammen und griff zu der revolutionären Maßnahme, auch Spieler über 21 Jahre für maximal zwei Jahre in das neue B-Team aufzunehmen, bevor sie verkauft wurden. Pep öffnete das B-Team für die älteren Fußballer, die jetzt mit den U-21-Youngsters zusammenspielten, und brach mit einer Tradition in der Hoffnung, auf diese Weise das Gesamtniveau zu heben und die Wettkampffähigkeit zu verbessern.
Weil B- und C-Team zusammengelegt wurden, musste Pep eine Gruppe von 50 Spielern auf nur noch 23 Personen verkleinern, was zur Entlassung zahlreicher Spieler aus La Masía führte – eine Aufgabe, um die er nicht zu beneiden war, wie David Trueba beschrieb: »Pep suchte nach Teams für die Spieler, von denen er sich trennte. Er musste Treffen mit den Eltern vereinbaren, Tränen zurückhalten, Kinderträume und Berufsziele dieser jungen Burschen zerstören, die dachten, Fußball sei wichtiger als das Leben selbst, die ihre schulischen Ambitionen zurückgestellt hatten, weil sie die Jungs waren, die für den Erfolg bestimmt waren. Der Aufbau dieser neuen Mannschaft war eine sehr ›handfeste‹ Tätigkeit, die Intuition und Stärke verlangte, eine schmutzige und undankbare Arbeit. Von einem Tag auf den anderen musste man entscheiden, ob man einen Jungen namens Pedro zu Gavá wechseln ließ oder im Team behielt.« Die Entscheidungen mussten außerdem schnell getroffen werden, nach nur einem halben Dutzend Trainingseinheiten: ein riskantes Geschäft, bei dem man einiges falsch machen konnte. Aber auch hierbei konnte Pep mit den Fehlern leben, weil es seine eigenen Fehler waren.
Guardiola begann sofort mit der Einführung einer Reihe von Gewohnheiten, Arbeitsweisen, Systemen und Methoden, die er sich während einer Karriere angeeignet hatte, in deren Verlauf er mit einer Reihe unterschiedlicher Trainer zusammengearbeitet hatte. »Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Details«, erinnert sich Trueba. »Das umfasste die Kontrolle der Ernährungsgewohnheiten der Spieler, ihrer Ruhe- und Erholungszeiten; das Auskundschaften von Gegnern durch Filmaufnahmen ihrer Spiele und den Einsatz seiner Assistenten und Mitarbeiter, die detaillierte Spielberichte erarbeiteten … in der Tercera División! Wenn Guardiola das Gefühl hatte, dass er nicht genug Informationen über einen bestimmten Gegner besaß, ging er gelegentlich auch selbst zu dessen Spielen.«
Sich selbst verlangte er genauso viel ab wie seinen Spielern und Mitarbeitern, aber bei allem, was er tat, war ihm stets besonders wichtig zu erklären, warum er seine Leute bat, etwas Bestimmtes zu tun. Er war immer der Erste, der kam, und der Letzte, der ging, und morgens und nachmittags auf dem Trainingsplatz zu finden. Jeder Aspekt der Arbeit mit dem Team unterlag seiner Kontrolle: Er verlangte von allen Mitarbeitern tägliche Berichte und Aktualisierungen. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
Und wenn es nötig war, erinnerte er die Personen in seinem Umfeld unmissverständlich daran, wer der Chef war, was allerdings selten geschah.
Bar Ç a B führte am 6. Dezember 2007 bei einem Auswärtsspiel gegen Masnou zu Beginn der zweiten Halbzeit mit 2:0, doch die Mannschaft verspielte diese Führung und gestattete dem Gegner einen Punktgewinn. »Das gab einen gewaltigen Anpfiff«, erinnert sich einer der Spieler. Der Journalist Luis Martín schilderte jenen Tag in El País so: »Guardiola lässt sich mit der Spielanalyse normalerweise Zeit und bespricht sie am folgenden Tag mit den Spielern, aber an jenem Nachmittag machte er eine Ausnahme. ›Er schloss die Kabinentür und sagte, viele von uns verdienten es nicht, dieses Trikot zu tragen – dass diese Trikotfarben für viele Menschen und ihre Gefühle stünden und wir ihnen nicht gerecht geworden seien. Wir hatten eine Heidenangst‹, betont der Spieler.«
Und Martín fährt fort: »Die schärfste Zurechtweisung erlebte das Team wegen einer Indiskretion. Die Tageszeitung Sport enthüllte im Oktober 2007, was Guardiola bei einer Mannschaftsbesprechung in der Kabine zu seinen
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