Per Anhalter durch die Galaxis - 4 - Macht's gut und danke für den Fisch
»ich habe eins. Oder zumindest hatte ich's. Russell hat's mir geklaut, um seine Golfbälle reinzutun. Ich weiß nicht, wo es herkam, bloß daß ich über Russell sauer war, weil er's mir geklaut hat. Warum, hast du auch eins?«
»Ja, es war…«
Sie bemerkten beide, daß Wonko der Verständige rasch zwischen ihnen hin und her blickte und versuchte, von der Seite ein Keuchen einzuschieben.
»Ihr habt auch so eins?« sagte er zu beiden.
»Ja.« Sie sagten es beide.
Er sah jeden einzeln lange und ruhig an, dann hielt er das Glas in die Höhe, um das Licht der kalifornischen Sonne darin einzufangen.
Das Gefäß schien geradezu mit der Sonne zu singen, mit der Fülle ihres Lichts zu klingen und dunkelleuchtende Regenbogen über den Sand und sie auszuschütten. Er drehte es und drehte es, und sie konnten im feinen Flechtwerk seiner Gravierung ganz deutlich die Worte »Macht's gut und danke für den Fisch« lesen.
Sie schüttelten jeder langsam und verwundert den Kopf, geradezu hypnotisiert vom Glitzern der blitzschnellen Schattenbilder in dem grauen Glas.
»Es ist ein Abschiedsgeschenk der Delphine«, sagte Wonko mit leiser, ruhiger Stimme, »der Delphine, die ich liebte und studierte, mit denen ich schwamm und die ich mit Fischen fütterte, deren Sprache ich sogar zu lernen versuchte, eine Mühe, die sie mir offensichtlich unnötig schwer machten, angesichts der Tatsache, daß ich heute weiß, daß sie durchaus in der Lage waren, sich in unserer mitzuteilen, wenn sie es nur wollten«
Er schüttelte den Kopf mit einem langsamen, langsamen Lächeln, dann sah er wieder Fenchurch an, dann Arthur.
»Hast du . . ?« sagte er zu Arthur. »Was hast du mit deinem gemacht? Darf ich dich das fragen?« »Äh, ich habe einen Fisch reingesetzt«, sagte Arthur ein bißchen verlegen. »Ich hatte zufällig einen Fisch, überlegte, was ich damit tun sollte, und, äh, da hatte ich dieses Glas.« Er verstummte.
»Du hast nichts weiter getan? Nein«, sagte er, »sonst wüßtest du es.« Er schüttelte wieder den Kopf.
»Meine Frau bewahrte in unserem Weizenkeime auf«, fuhr Wonko mit einem neuen Ton in der Stimme fort, »bis gestern abend…«
»Was«, sagte Arthur langsam und tonlos, »passierte gestern abend?«
»Da waren die Weizenkeime alle«, sagte Wonko gleichmütig. »Meine Frau«, setzte er hinzu, »ist neue holen gegangen.« Er schien eine Weile seinen Gedanken nachzuhängen.
»Und was passierte dann?« fragte Fenchurch genauso atemlos.
»Ich wusch das Glas ab«, sagte Wonko. »Ich wusch es sehr sorgfältig, sehr sehr sorgfältig ab, entfernte jedes letzte kleine Weizenkeimkömchen, dann trocknete ich es langsam mit einem fusselfreien Tuch ab, langsam und sorgfältig, und drehte es immerzu um und um. Dann hielt ich es mir ans Ohr. Habt ihr… habt ihr euch eures mal ans Ohr gehalten?«
Sie schüttelten beide den Kopf, wiederum langsam, wiederum stumm.
»Vielleicht«, sagte Wonko, »solltet ihr das mal tun.«
32
Das tiefe Brüllen des Ozeans.
Das Branden von Wellen an entlegeneren Gestaden, als Gedanken sie finden können.
Die lautlosen Donner der Tiefe.
Dazwischen rufende Stimmen und doch keine Stimmen, summendes Trillern, Wortfetzen, halb artikulierte Lieder aus Gedanken.
Grüße, Wellen aus Grüßen, die wieder ins Unartikulierte hinabgleiten, Worte, die ineinanderstürzen.
Eine Kaskade aus Gram an den Ufern der Erde.
Wellen der Freude an den Ufern - wo? Eine Welt, unglaublicherweise gefunden, unglaublicherweise erreicht, unglaublich naß, ein Lied aus Wasser.
Jetzt eine Fuge aus Stimmen, klagenden Erläuterungen, einer unabwendbaren Katastrophe, einer zu zerstörenden Welt, einer Woge aus Hilflosigkeit, einem Verzweiflungsanfall, einem verhallenden Sturz, und wieder das Branden von Worten.
Und dann das Aufbrechen von Hoffnung, das Finden einer Schattenerde in den Verflechtungen aus umfangener Zeit, versunkenen Dimensionen, die Spannung von Parallelen, die mächtige Spannung, der Flug des Willens, sein Sturz, seine Spaltung, die Flucht. Eine neue Erde als Ersatz, die Delphine verschwunden.
Dann verblüffenderweise eine einzelne Stimme, ganz deutlich.
»Dieses Glas wurde euch von der Kampagne zur Rettung der Menschheit geschenkt.
Wir sagen euch Lebewohl.«
Und dann das Geräusch langer, schwerer, vollkommen grauer Leiber, die sich in eine unbekannte, unergründliche Tiefe hinabwälzen und still kichern.
33
An dem Abend blieben sie außerhalb des Irrenhauses und sahen sich die Fernsehmeldungen
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