Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
Vom Netzwerk:
gerade angeschrien?“,
    „Das wollte ich nicht, aber…“,
    „Hast du mich gerade an-ge-schrien? “,
    „Sorry, aber…“,
    „Du Kotzbrocken !“ schrie sie hysterisch.
    „Gib deinen Arm her. Na los!“
    Aber er konnte nicht.
    „Dr. Odenthal und Dr. Martin LÜGEN NICHT! “ Sie fuchtelte wild mit der Spritze herum.
    Das sah wahrhaftig alles andere als vertrauenserweckend aus. Wenn jemals ein Arzt zu ihr gesagt hatte, sie könne toll spritzen, dann stand er entweder unter Drogen oder hatte ein Verhältnis mit ihr. Diese Frau war wahnsinnig – nichts anderes als das. U
    nd vermutlich hatte sie in ihrem ganzen Leben nie in einem Krankenhaus gearbeitet, sondern war allenfalls in einem abgesperrten Bereich eines solchen „inhaftiert“.
     
    „Britta, bitte!“ flehte er weiter – erfolglos!
    Im ersten Moment tat es nicht einmal weh.
     
    „So ist gut“ stöhnte sie, und erst jetzt ergoss sich ein dumpfer Schmerz in seinem rechten Oberarm. Es wurde warm und ein Gefühl der Taubheit entstand. Dann zog Britta die Kanüle wieder heraus. „Fertig“ sagte sie in einem jetzt schon viel freundlicherem Tonfall.
    „War das nun so schlimm, hm?“ David schüttelte den Kopf. Britta stand auf und ging in Richtung Tisch. Dahinter befanden sich Klappmülleimer. Sie warf die leere Kanüle hinein, zündete sich die nächste Zigarette an und sang anstatt zu summen.
    „Heile Heile Gänschen, ´s ist bald wieder gut. Hm-hm-hm-hm ein Schwänzchen. Es ist bald wieder gut!“ .
    Es dauerte nicht lang, da wurde ihm bereits schwummrig. Zunächst war es ein eher unterschwelliges Gefühl der Schläfrigkeit. Nach ungefähr einer Minute erhob sich Britta wieder von ihrem Platz am Tisch, kam auf ihn zu und richtete die Decke.
    „Heile Heile Mäusespeck, in hundert Jahr´n ist alles weg!“
     Inzwischen war ein diffuses Kribbeln über ihn gekommen. Es fing in seinem Arm an, kroch an seinem Hals entlang und endete an seiner Schläfe. Zunächst noch.
    Als er die Augen wieder öffnete, war Britta bereits verschwunden.
    Er wollte den Kopf zur Seite drehen, schauen, wo sie gerade war, aber er bekam es nicht hin. Es war, als ob sein Gehirn regelrecht blockiert war, als ob es keine Signale mehr an seinen Körper weitergab. Das eigentümliche Kribbeln wurde immer intensiver.
    Er blieb starr auf seiner Position, blickte nach oben zur Decke.
     
    Aus dem Hintergrund war jetzt ein Stimmengewirr zu vernehmen.
    Männerstimme – Frauenstimme . Dann ertönte lautes weinen – das ist das Baby – das wusste er komischer Weise sofort.
    Das Kribbeln wurde immer heftiger, tausende von Stromschlägen, bis er plötzlich felsenfest der Überzeugung war, an seinem Rücken liefen Kellerasseln entlang.
    Das liegt gar nicht an der Spritze. Hier ist alles voller Kellerasseln!!!
    Er sah sie sogar. Einige lagen auf dem Rücken und strampelten mit ihren endlos vielen Beinen. Andere krabbelten an seinem nackten Körper herauf.
    Sie marschierten fröhlich über die Arme und seinen Bauch.
    Sie waren am Hals. Es kitzelte ekelhaft.
    Er roch ihren modrigen Geruch nach Erde. Sein Haar musste voll sein; voll mit Kellerasseln, voll mit diesen widerlichen Parasiten.
    „Britta“ rief er – dachte er zumindest – in Wahrheit brachte er nur ein befremdliches Gurgeln heraus. Speichel lief aus seinem Mund. Seine Augen drehten sich in den Höhlen, sie sahen müde und ausdruckslos aus. Sie versuchten immer wieder nach oben abzuhauen, wie es aussah.
    Da wurde der Ansturm der Kellerasseln so überirdisch, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als einfach laut zu schreien.
    Und da kam auch schon jemand.
    Es war Mario. Er hatte jetzt ein viel freundlicheres Gesicht als zuvor. Es war nur ein bisschen größer und eiförmiger.
    Außerdem schien er einen Bart zu haben.
    Mal war er dicht dran, dann wieder weit weg. Er sagte auch irgendwas, doch David verstand ihn nicht.
    Auch Britta war jetzt da. Sie war riiiesengroß, als ob ihr Körper gestreckt worden war und bald bis in den Himmel empor ragen würde. Er konnte sich nicht verständlich machen, so sehr er sich auch bemühte. Er verstand nur weit entferntes Gemurmel, wie durch den Hall in einer Kathedrale verstärkt, wo alles, was gesagt wurde, sich zu einem großen, dumpf klingenden Raunen vereinte.
    Eine Kassette im Kassettenrecorder, bei dem jemand während des Abspielens gleichzeitig auf Play und Pause drückte.
    Aber sie mussten die Tiere doch sehen. Sie mussten doch erkennen können, dass er über und über voll war

Weitere Kostenlose Bücher