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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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war.
    „Okay, David. Okay.“ Sie drückte ihre Zigarette aus und setzte das Baby auf den Stuhl neben sich.
    „Weißt du, was ich merkwürdig finde? Du bist kaum hier und wir haben Ärger. Plötzlich stehen die Bullen hier vor der Tür.“,
    „Wie hätte ich denn die Polizei informieren sollen? Ohne Handy, ohne irgendwas. Ich war in diesem… diesem Loch da hinten eingesperrt.“
    Britta zündete sich die nächste Zigarette an und stand vom Tisch auf. Wieder erinnerte ihn ihr Verhalten auf komische Art und Weise an seine Mutter.
    Ich werde mir das Geld nehmen und mir mit Nadja davon einen schönen Tag machen. Lass mich in Ruhe und nerv mich nicht.
    Sie spülte das Babyfläschchen aus.
    „Das so genannte Loch kannst du dir erst einmal abschminken. Das Vertrauen zu dir ist hin. Wir hätten wirklich gedacht, wir könnten mit dir was anfangen. Stattdessen lügst du aus einer Tour.“,
    „Aber ich habe wirklich nichts gemacht. Ehrlich!“
    Sie glaubte ihm nicht. Er sah es an ihrem Blick. Sie glaubte ihm kein Wort. Eigentlich war es eine gute Nachricht, dass das so genannte Loch gestrichen war… Eigentlich!
    Aber eigentlich zählte hier nicht. Das bedeutete nichts Gutes.
    Britta war wütend und er wollte ihr wirklich beweisen, dass er absolut nichts getan hatte.
     
    „Du kannst mich gerne untersuchen. Alles! Von mir aus fasst mir ins Arschloch oder macht eine… eine Darmspiegelung oder so. Ich hab kein zweites Handy, falls ihr das meint. Wie hätte ich denn die Polizei rufen sollen? Das macht doch überhaupt keinen Sinn, Britta.“ Plötzlich nahm sie das Babyfläschchen und drosch es mit voller Wucht ins Spülbecken.
    „Ich lebe hier draußen mein Freund. Und ich lebe verdammt gut hier, hast du mich verstanden? Ich lasse es mir nicht durch jemanden wie dich kaputt machen.“
    Sie fing an zu schluchzen.
    „Das man immer nur Ärger hat. Nichts als Ärger.“
    O Gott, diese Frau ist sowas von verrückt. Sie dreht schon wieder ab!
     
    Sie stand da, hatte ihm den Rücken zugewandt, und heulte.
    Wie Mama. Sie ist wie Mama.
    „Ich kotz noch mal ab“ sagte sie schließlich und schmiss auch noch einen gelben Putzlappen in die Spüle. „Aber ich hab mich lange genug verarschen lassen. Eindeutig.“ Sie drehte sich um. Ihre Lippen vibrierten. Tränen flossen über ihre Wangen.
    Es ist besser, wenn ich die Klappe halte , wusste David.
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem Körper, zog den Rotz hoch und nahm einen Zug von ihrer Zigarette. „Ich hab auf so vieles verzichtet, David. Du hältst mich wahrscheinlich für einen Unmenschen, richtig?“
    Noch ehe er antworten konnte fragte sie erneut: „ Richtig?“ ,
    „Nein, das gar nicht…“,
    „Aber ich bin kein Unmensch David. Alles was ich will, ist eine Familie. Und wenn es um meine Familie geht, dann kämpfe ich, das kannst du mir glauben. Oh ja, dann kämpfe ich.“ Sie deutete mit ihrem Zeigefinger irgendwo hin.
    „Ich lass mir das nicht kaputt machen. Ich hab mein Leben lang gekämpft. Mein Leben lang! Aber man wird ja nur immer schief angeguckt. Und du guckst mich nur an wie ´n Auto und denkst ich bin Balla-Balla, oder? Aber das ist meine Familie, David. Meine Familie und mein Reich. Wenn es dir hier nicht passt, dann ist das ganz allein dein Problem. Und wenn du meine Familie und mich leiden lässt, dann lassen wir dich auch leiden. Ich hab dir vorhin gesagt, wir wissen wo du herkommst und das meine ich verdammt ernst, mein Freund, verdammt ernst! “ `
    Die Alarmglocken begannen in ihm zu schrillen.
    Es waren diese undurchsichtigen, subtilen Botschaften, mit denen er nicht klar kam.
    Woher sollten sie etwas über ihn wissen?
    Aber andererseits – was spräche dagegen?
    Diese Leute hier waren alle miteinander ausgebufft und krank genug!
     
    Britta redete sich förmlich um den Verstand.
    Sie schien dabei gar nicht direkt mit ihm zu reden, sondern mehr mit sich selbst oder mit der Wand gegenüber oder mit jemandem, der nur in ihrem Kopf existierte.
    Er fiel ihr ins Wort, wand seine freundlichste Stimme an und wirkte gleichzeitig bestimmt in seinem Ton:
    „Britta. Britta, hör mir mal bitte zu. Ich schwöre ! Ich schwöre dir aus vollem Herzen! Ich schwöre, dass ich nicht die Polizei angerufen habe.“
    Sie schluchzte. Zog wieder Rotz hoch. Ihre Hand griff nach einer Flasche Weinbrand, die unter einem der Hängeschränke stand. Sie schraubte sie auf und trank aus der Flasche.
    Das Baby begann plötzlich zu quengeln.
    Weder er sagte etwas, noch Britta.

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