Per Anhalter (German Edition)
rechte rücken zu können. Vielleicht dachten sie in solchen Momenten – oh, ich muss auch bald mal wieder Haare waschen…
Das alles war kein Problem – er fand inzwischen auch diese Frauen reizvoll. Die richtige Gelegenheit hatte sich nur nie ergeben. Auf eine hatte er ein ganz besonderes Auge geworfen, und sie, so schätzte er, auch auf ihn.
Sie war vielleicht Anfang oder Mitte zwanzig und kam immer mit ihrem kleinen Sohnemann hierher. Ein bis zweimal die Woche, immer so um die Mittagszeit, wenn sie den Racker aus dem Kindergarten geholt hatte, schätzte er.
Zuvor ging sie immer einkaufen, denn mit dabei hatte sie stets eine Tragetasche von Aldi oder Penny Markt, in der sie neben einem Sechserpack Bier noch zwei bis drei Pakete Boonekamp hatte. Für den Jungen war selten mal etwas dabei. Vielleicht mal ein Milchbrötchen oder so. Jedenfalls dachte er, dass er ihr demnächst mal einen Zehner oder auch einen Zwanziger zustecken sollte. Aus reiner Gütlichkeit… Die sich sicher auszahlen würde. Bei ihr bestimmt. Vielleicht kam sie ja heute. Wenn ja, dann wäre es ihm egal.
Warum sollte er sich mit einem Trostpreis zufrieden geben, wenn er hier den Jackpot hatte?
Jetzt war die Zeit, um zuzuschlagen.
Aber konnte es wirklich sein, dass man so viel Glück auf einen Schlag hatte?
Dass er nicht nur endlich allein in diesem beschissenen Salon war, sondern auch noch die geilste Mieze aller Zeiten hier auftauchte?
Er konnte gut eine Zigarette vertragen. Irgendwie musste er sich runter bringen.
Wie soll ich sie bloß ansprechen? Ich muss mich beeilen, sonst ist sie weg, und ich hab meine Chance verpasst. Ich glaub, sie will mich. Sonst hätte sie ja nicht zu mir rüber geguckt, oder?
Er stand auf und ging ein paar Schritte. In seiner Gesäßtasche befand sich sein Kamm. Er verwendete das Bullauge einer der Maschinen als Spiegel, und kämmte seine langen, faserigen Haare über den kahlen Bereich auf seinem Kopf, bis ihn ein gediegener Mann im Spiegel entgegen schaute.
Ein attraktiver, schicker Typ, der es ganz bestimmt nicht nötig hatte, das graue Mäuschen zu spielen.
Wenn sie mich nicht will, dann hat sie mich nicht verdient , dachte er. Aber sie wird mich wollen. Sie wird wissen, was gut ist. Aber was, wenn sie ne Lesbe ist? Lesben sind meistens ganz schön widerliche Zicken. Wie beschissen wäre das denn? Die erste richtig hübsche Frau taucht hier auf, und dann ist sie ne Lesbe.
Er schaute zu den beiden herüber.
Die, die nicht so schön war, hatte definitiv einen an der Klatsche, gar kein Zweifel. Sie lutschte an ihrem Daumen und wippte vor und zurück. Immer wieder.
Vor/zurück, vor/zurück, vor/zurück. Gestörtes Ding!
Er grub seine Hände in die Hosentaschen und scharwenzelte gemächlich durch den Salon, drehte eine Runde.
Dann blieb er vor der offenen Tür stehen und schaute nach draußen. Er erblickte den Golf 4x4, ein echter Exot, der mitten auf dem Bürgersteig stand. Das musste das Auto von der Mieze sein. Irgendwie passte der Wagen zu ihr. Ein rassiges Ding, etwas Besonderes… Vielleicht hätte ein richtiger Ami-Jeep oder Mitsubishi Patroler besser gepasst, aber ein Geländewagen und diese Frau. Hm, ja, beide schienen die Freiheit, das Exotische, die Wildheit der Natur zu lieben…
Er stellte sich vor, wie er die beiden Frauen auf dem Rücksitz vernaschte, besonders die Schöne, und die Blutzirkulation beschränkte sich auf der Stelle ausschließlich auf seinen Kopf und das Teil zwischen seinen Beinen. Denn er bemerkte jetzt noch etwas…
Und hatte eine gewiefte Idee. Ein ausgekochtes Lächeln entsprang seinem Gesicht.
„Ist das Euer Auto da draußen? Der schicke Geländewagen?“
Die Frau schaute auf, auch das beschränkte Ding sah ihn an. Sie antworteten beide nicht.
„Maybii is it your car outside dehr? The Geländewagen from Wi Dobbelyou? Issid? You understand?”
Doch er bekam wieder keine Antwort.
Die scharfe Mieze starrte ihn an.
Mmmh, siehst aber unartig aus, Schätzchen!
Er bemühte sich um einen besonders freundlichen und vor allen Dingen soliden Gesichtsausdruck. Ich will Euch nur helfen. Ich bin ein netter, freundlicher Mann, und ihr steht im Halteverbot, okay? Nicht dass ihr noch Ärger bekommt. Seht ihr? Ich bin ganz lieb. Ein unheimlich freundlicher Mann, der zufällig auch noch irre gut aussieht.
„Sie stehen im Halteverbot. Sie dürfen da nicht stehen.“
Keine Antwort.
„Hallo? You can´t stand dehr witt your car. It is forbidden tu
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