Per Anhalter (German Edition)
auch Britta) waren eher Leute, die impulsiv handelten, aus dem Bauch heraus. Sie überlegten nicht großartig. Hätten sie hinter ihm gestanden, hätten sie einfach zugeschlagen und abgewartet was passiert. David aber wollte eine möglichst schnelle und effektive Lösung, da er nicht die Spur von Lust hatte, sich an dem aufgeblasenen Fettwanst mehr als nötig die Finger schmutzig zu machen.
Er spürte, wie seine Finger schweißnass wurden. Wie es kribbelte…
Jetzt oder nie! Jetzt oder nie! Jetzt oder nie!
„Lasse?“ sagte er und tippte der vor Faszination geifernden Ekelbacke von hinten auf die Schulter. Er drehte sich um – und David schlug zu, traf mitten ins Gesicht, direkt auf die Nase. Es war, als hätte er in einen Block Wackelpudding geschlagen (was er ja im weitesten Sinne tatsächlich hatte). Im Film hätte es geklatscht und der Bösewicht wäre im hohen Bogen durch die Luft geflogen. Aber das hier war die Realität, und die war geräuschlos und fühlte sich wie Pudding an. Lasses Kopf flog in den Nacken, aber das war auch schon alles. Daraufhin war er sofort zum Kampf bereit, was sich durch unkontrolliertes Rudern seiner Arme äußerte.
„Spasti!“ brüllte er und sein Gesicht bebte vor zorniger Erregung. Es war eine Grimasse die von Wut gezeichnet war. Von Wut und von Verzweiflung. Fast tat er einem schon wieder leid. Dieser fettleibige Junge hatte in seinem Leben nichts Positives mitbekommen. Er hatte keine Freunde, besuchte nicht einmal eine Schule – er frönte ein freudloses Dasein inmitten eines Zirkels aus irren Gestalten. Ehrlich, der Junge war verzweifelt, daran gab es nichts zu rütteln. Man sah es ihm an. Trotzdem hatte er es verdient. Allein für die Sache, die er dem Hund angetan hatte. Tief in diesem Jungen steckte eine Bestie, wie in jedem von ihnen. Auch wenn diese Bestie ein T-Shirt mit einem Mainzelmännchenaufdruck trug und geradezu irrsinnig Mitleid erregend aussah – Bestie bleibt Bestie. Im Hintergrund schrie Sonja ständig, „Mamaaa, Mamaaa, Mamaaaaaa“, doch David musste sich jetzt erstmal um Lasse kümmern. Der hatte nämlich noch nicht genug. Mit ihm würde er schon fertig werden, gar kein Zweifel. Lasse war zwar schwerer und vielleicht auch kräftiger, dafür war David wendiger, zielgenauer und vor allen Dingen hatte er Körperkontrolle, was man von Lasse keineswegs behaupten konnte. Er platzierte den nächsten Schlag. Auch dieser traf Lasse mitten ins Gesicht. Nur diesmal gab es ein fürchterliches Knackgeräusch, als ob jemand eine Erdnuss in seinen Händen zerdrückte. Wieder flog Lasses Kopf in den Nacken. Er hielt sich die Hände vors Gesicht.
Schwer atmend stand David vor ihm.
„Na los, Fettbacke. Willst du noch ´n paar in die Fresse haben?“,
„Dafür bring ich dich um“ stöhnte er und rannte auf David zu.
Der sprang zur Seite und sah jetzt, dass Lasse wie ein abgestochenes Schwein aus beiden Nasenlöchern blutete.
„Wenn das Mama rauskriegt. Oder Pabba. Dann bist du platt, Macker.“
Er lachte irre,
„Du mit deinem Minischwanz hier am rumtanzen nä? Ich hab kein Schiss vor dir ARSCHLOCH!“
Okay , dachte David, der unterdessen auch ein Auge auf Sonja geworfen hatte, die aus dem Bett gekrochen war und total verdutzt dreinschaute .
David war bisher nur ein einziges Mal in seinem Leben in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Er war nicht der Typ, der sich prügelte. Aber jetzt war es genau das, was er brauchte. Die aufgeblasene Weichbirne würde sich noch umsehen, das schwor er sich.
Nur durfte nicht außer Acht lassen, dass Britta und Mario jederzeit zurückkommen konnten.
Also war es besser, er beeilte sich ein bisschen.
Lasse kam auf ihn zu getrottet. Er war bei vollem Bewusstsein, doch er taumelte beträchtlich.
David wollte gerade den nächsten Schlag platzieren, da spürte er Sonjas Hände auf seiner Schulter. Erschrocken stieß er sie fort. Damit hatte er nicht gerechnet. Sie donnerte zu Boden und fing – natürlich – sofort wieder an zu schreien.
„Ihr seid so krank “, schrie David. Jetzt war es endlich mal gesagt. Lasse holte aus, doch verfehlte ihn.
David schlug mit dem Kopf gegen seine weiche, nachgiebige Wampe und richtete sich sofort wieder auf.
„Spasti“ sagte Lasse wieder und schlug erneut nach ihm, wieder ohne auch nur im Entferntesten zu treffen. Sein Nasenbluten hatte mittlerweile beachtliche Ausmaße angenommen. David sah, wie er sich am Blut verschluckte. Wenn er nicht gerade nach ihm schlug, wischte er
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