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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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rochen noch immer nach Blut, obwohl sie sie gründlich gewaschen hatte. Seine Tage zu haben war wirklich der letzte Scheiß!
    Sie begnügte sich damit, sich in die Decke einzukuscheln und sich einzureden, dass Sommer war und es in Wirklichkeit nicht so kalt sein konnte wie es sich anfühlte. Ihre Gedanken drehten und rankten sich noch immer um David.
    Ihr Gehirn spulte denselben ausgeleierten Film ab wie zuvor. Ein ewiges sich-im-Kreis drehen, dass dazu führte, dass sie jetzt gar nicht mehr zurück in den Schlaf fand.
    Dann kam ihr ein Gedanke, der sie zugleich endgültig wach werden ließ und ihr unendlich Angst machte. Ich könnte doch mal gucken, ob im Internet, auf irgendeinem Nachrichtenportal, etwas über den Fall steht... Das ist ganz bestimmt so. Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?
    Was ihr solche Angst machte war, dass es vielleicht inzwischen Neuigkeiten gab, die sie noch nicht erfahren hatte. Vielleicht war David gefunden worden. Tot. Misshandelt. Vergewaltigt... Vielleicht war sogar ein Bild von ihm dabei. Keines, auf dem er tot war, sondern eines von der Art, wie er sie ihr geschickt hatte. Dann würde sie ihn wieder sehen... Und daneben stand vielleicht so etwas wie: Vermisster Jugendlicher aus Rendsburg tot aufgefunden. Polizei schließt Gewaltverbrechen nicht aus. Sie war erschrocken darüber, wie groß ihre Kreativität plötzlich in der Hinsicht war, verschiedenste grauenvolle Überschriften zu erfinden, die sie vielleicht gleich lesen musste.
    Sie startete den PC. Es ging nicht anders. Es war ein guter Einfall, doch er behagte ihr ganz und gar nicht. Das Licht musste sie in jedem Fall einschalten, vorher war sie de facto nicht dazu in der Lage, auf Internet Explorer zu klicken, und die vermutlich sehr zahlreichen grausamen Informationen zu lesen, die es überall im Internet verstreut schon zu dem Fall gab. Das wäre viel zu unheimlich gewesen ohne Licht, denn das Internet war schonungslos… Vor allen Dingen in anonymen Chats. Nachrichtenportale rief sie normalerweise nie auf, aber sie überkam die vage Vorahnung, wenn sie in die Suchleiste von Google Schlagwörter wie Vermisster Junge Flensburg oder Junge aus Rendsburg entführt eingab, sie dies zu einer ganzen Reihe schonungsloser Geschichten führte.
    Doch sie irrte sich! Es gab viel weniger darüber, als sie vorher angenommen hatte. Und Informationen? So gut wie keine! Das meiste von dem, was sie fand, waren alte Artikel. Google unterstrich nur einige Punkte schwarz und reagierte auf die Art auf ihre Suchanfrage. Genau genommen gab es vielleicht knapp ein Dutzend Artikel zu dem Fall, und der baute sich bislang nicht auf vermisster Junge sondern auf Polizistenmord auf. Sie versuchte, jeden einzelnen relevanten Text aufmerksam zu lesen, doch es stand eigentlich in jedem davon das gleiche drin, nur anders formuliert. Sie hatte weder neue Hoffnung geschöpft, noch war sie zu irgendeiner Gewissheit oder Erkenntnis gelangt. Sie dachte wieder daran, was ihr Vater vorhin sagte, als er nach Hause kam, und ihre Mutter und sie ihm von der Sache mit David erzählten.
    „Wie bitte? Er hängt da in dieser Geschichte mit dem Mord am Polizisten mit drin?“ Ihr Vater wusste von dem Fall, und auch ihre Mutter hatte davon in der Zeitung gelesen.
    „Die haben gar nichts von einem vermissten Jungen gesagt“, meinte ihre Mutter, während ihr Vater „Doch, doch, doch“ sagte (er wusste ohnehin immer alles besser), er hätte auch davon schon gehört. Ihre Eltern hatten komisch reagiert. Wenig einfühlsam… Als würde es sie regelrecht wurmen , dass der längst als abgeschrieben geltende David, der aus dem Internet, wieder Relevanz für ihre Tochter hatte. Es gab da einen Satz von Seiten ihres Vaters, der den Kern der Sache ziemlich gut erfasste: „Auf welche Weise auch immer, du siehst, dass es nicht das Nonplusultra ist, wenn man jemanden nur aus dem Internet kennt.“ Damit wollte er ihr sagen: Siehst du, Kind, dein so genannter Freund ist zwar nicht bis hierhin gekommen, wofür ich im Übrigen nicht undankbar bin, aber er hat trotzdem die gesamte Polizei mobilisiert. Hattest du vorher jemals mit der Polizei zu tun? Oder ich? Oder Mama? Na, also! Wir waren eigentlich froh, dass dieser David nicht gekommen ist, und haben ein bisschen gehofft, du suchst dir Freunde und Partner in Zukunft wieder im realen Leben aus. Leute, die du auch kennst. Und die ich am besten auch kenne, genau wie Mama. Ja, es wurmte ihn schon ein bisschen, dass das Thema David

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